Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
fabas maiores | 67 | Vicia faba L. | Fabaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Saubohne ist einjährig.
Sie stammt vermutlich aus Vorderasien und wird heute in mehreren Varietäten
als Kulturpflanze weltweit angebaut. Verwildert findet man sie fast nie.
Sie gehört zur Familie der Schmetterlingsblütler und gedeiht
am besten auf nährstoffreichen, kalkhaltigen Böden. Wegen ihres
stetigen Bedarfs an Boden- und Luftfeuchtigkeit muss sie so früh wie
möglich gelegt werden (Februar – März).
Die Saubohne wächst
aufrecht mit unverzweigten, kahlen vierkantigen bis 1 cm dicken Stängeln
und erreicht eine Höhe von 0,6 – 1 m. Die fleischigen, hell graugrünen
Blätter sind wechselständig angeordnet, paarig gefiedert mit
4 - 6 Fiederblättchen ohne Ranke aber mit grannenartiger Spitze. Die
Fiedern sind 3 – 6 cm lang und 1 – 2 cm breit. Die Nebenblätter, die
an der Basis des Fiederblattes sitzen, sind bis halb so lang wie die untersten
Fiedern, ganzrandig oder gezähnt und auf der Außenseite mit
einer kleinen Nektardrüse.
Nicht unerwähnt sei
auch, dass insbesondere Menschen des Mittelmeerraumes bei genetischer Veranlagung
(Glucose-6-Phosphat-Dehydrogenase-Mangel) beim Einatmen des Blütenstaubs
oder des Genusses von Saubohnen eine allergische Erkrankung, "Favismus"
genannt, erleiden können, die mit Anämie, Blutharn und Gelbsucht
einhergeht und in schweren Fällen zum Tod führen kann.
Die Blüten
der Schmetterlingsblütler sind charakteristisch gebaut. Sie lassen
sich nur noch an einer Achse spiegeln, haben also eine Polarität (oben
– unten). Oben sitzt die sog. Fahne, die aus zwei miteinander verwachsenen
Kronblättern gebildet ist, dann folgen rechts und links die sog. Flügel
und unten zwei weitere Kronblätter, die sich zum sog. Schiffchen zusammenlegen,
in dem die Staubblätter und das Fruchtblatt verborgen sind.
Die Saubohne
blüht Juni – Juli. Die stark duftenden Blüten stehen an kurzen
Stielen in den Blattachseln des mittleren Stängelbereichs zu 2 – 6
in Büscheln, ziemlich einseitswendig und sind meist etwas waagerecht
ausgerichtet, 2 – 3 cm lang, weiß mit einem schwarzen bis dunkelvioletten
Fleck auf jedem Flügel. Die Fahne ist oft violett oder bräunlich-rötlich
geadert. Der Kelch ist kahl. Das Fruchtblatt entwickelt sich zu einer abstehenden
8 – 12 cm langen und 1 – 2 cm dicken, gedunsenen Hülse, die aufrecht
oder hängend meist kahl ist. Diese enthält 3 – 7 rundlich-ovale
bis markstückgroße, abgeplattete Samen.
Auf eine Besonderheit im
Wurzelbereich der Leguminosen sei noch verwiesen, dass nämlich diese
Pflanzen mit Hilfe sogenannter Knöllchenbakterien, die sie in Gewebswucherungen
ihrer Wurzeln beherbergen, Luftstickstoff binden und sich damit weitgehend
unabhängig von Nitrat-Düngung machen.
Geschichte
In den Ausgrabungsstätten
früher Siedlungen fand man seit der Bronzezeit (1900 v.Chr.) die Reste
von Bohnen. Allerdings sind die großsamigen Formen, die typischerweise
als "Dicke Bohnen" bezeichnet werden, erst seit dem Mittelalter aufgetreten.
In der Antike (bis zum Ende der Römerzeit kannte man nur die kleinsamigen
Sorten) spielte die Bohne als Speise für die Lebenden und als Opfergabe
für die Verstorbenen eine wichtige Rolle. Sie wurden so zum Symbol
für die verstorbenen Seelen und zum Attribut der Götter der Unterwelt.
Die Blüten galten als Todessymbol. Bei den Griechen gab es einen eigenen
Bohnengott, Kyamitos, in dessen Tempeln Bohnensamen geopfert wurden. Bohnen
waren ein verbreitetes Nahrungsmittel und sind in der Bibel als häufigste
Hülsenfrucht genannt.
Dioskorides sagt, dass Bohnen
"blähen den leib / unnd erfüllen den Bauch mit Winden / sind
schwerlich zu verdauwen / bringen böse Träum / stillen den Husten
/ unnd machen das Fleisch wachsen. ... gesotten in essigtem Wasser ...
unnd mit ihren Rinden gessen / stopffen die rote Ruhr / ... Bonenmeel allein
vor sich / oder mit unzeytigem Gerstengemüß ... ubergelegt /
sänfftigt die hitzigen Wunden."
Beschrieben wird hier die
entzündungshemmende Wirkung der Bohnen und die Anwendung bei Ruhr,
einer infektiösen – mangels Hygiene sich seuchenartig ausbreitenden
- bakteriellen Darmerkrankung, die u.a. mit schleimig-blutigen Durchfällen
einhergeht. Als stark blähende Speise wurden Bohnen auch als belästigend
empfunden und in den gehobenen Kreisen einer Gesellschaft, Priester, Beamte,
Krieger, galten sie irgendwann als unfein. Damit wurden sie zum Symbol
der Armen, des Unreinen, der Sexualität und zu einem Sinnbild der
groben Materie, welche den Aufschwung des Geistigen verhindert. Ägyptischen
Priestern waren Bohnen tabu, sie durften sie nicht einmal berühren.
Die christliche Symbolik hingegen machte Bohnen zum Sinnbild der Wiedergeburt
Christi. Dies wohl wegen der Wuchsfreudigkeit der Bohnen und, weil sie
in allen Ländern, die sich zum Christentum bekannten, üppig gedieh.
Dennoch wurden die Bohnen ihrer Nähe zu Armut, Unbildung und trägem
Geist nicht ledig wie die Redewendungen belegen: "Dumm wie Bohnenstroh"
und "Nicht die Bohne wert".
Eine weitere merkwürdig
anmutende Verwendung beschreibt Dioskorides: "Bonenmeel in Wein gesotten
... Unnd den jungen Leuten über den underen Bauch gelegt / verhütet
es das herauß wachsen der Haar bey der Scham / und schafft die Zittermäl
ab. Die Haar / nachdem sie einmal herauß gezogen worden sindt / macht
sie widerumb wachsen / mit Bonenschäln bestrichen / wachsen sie dünn
und zärtlich / unnd ziehen geringe Nahrung an sich." Bohnenmehl als
Enthaarungsmittel aus hygienischen oder anderen Gründen. Und schließlich
die Verwendung zur Blutstillung: "Ein Bon ohne Rinden halb getheylt / wie
sie sich selber natürlicher weiß theylt / und ubergelegt / stopfft
das Blut / so von den Eglen zum fliessen angereyzet ist."
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die halbreifen Samen der
Dicken Bohne werden im Rheinland gerne als Gemüse gegessen oder vollreif
für Suppen oder Eintopf verwand. Bevor mit dem Wirtschaftswunder Fleisch
zur täglichen Nahrung wurde, war (und ist) es vor allem im Norden
Deutschlands, in Westfalen und dem Rheinland üblich, jede Woche einmal
als mittägliches Hauptgericht eine dicke Suppe aus Trockenbohnen,
-linsen oder -erbsen zu essen, in der kein Fleisch enthalten war. Mit Kartoffeln
und Gemüse zusammengekocht und da die Samen 20-30 % Eiweiß und
55 % Kohlenhydrate enthalten, sättigt diese Mahlzeit und hält
bis zum Abend vor.
In der Folge wurde die Saubohne
(weiterer Name: Pferdebohne) zusammen mit anderen Hülsenfrüchten
geschrotet und gemahlen häufig nur noch als Viehfutter verwand. Im
Zuge der BSE-Problematik und des damit einhergehenden Verbotes der Verfütterung
von Tiermehl dürften die Leguminosen allgemein nun wieder als eiweißreiche
"Ersatznahrung" an Bedeutung gewinnen. Der Begriff Ersatznahrung ist allerdings
in der aktuellen Diskussion und vor dem Hintergrund zweifelhafter, nicht
natürlicher Praktiken wirklich zu hinterfragen. Denn was ist normaler
als das, dass alten Nahrungspflanzen ihre angestammte Bedeutung wieder
zukommt?
Neben Proteinen enthalten
die Samen der Saubohne u.a. Lectine mit einem spezifischen Bindungsvermögen
für Glucose und Mannose und die Aminosäure 3,4-Dihydroxyphenylalanin.
Daher sind die Samen wichtiges Ausgangsmaterial zur Gewinnung von DOPA-Präparaten.
Dopamin ist ein sog. Neurotransmitter und die Vorstufe der Hormone Noradrenalin
und Adrenalin, die in der Regulation des Stoffwechsels wichtige Rollen
übernehmen.
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zuletzt geändert am: 26.I.2001