Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
nucarios |
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Juglans regia L. | Juglandaceae |
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Botanische Beschreibung der Art
Die Walnuss ist ein sommergrüner,
breitkroniger, 10-25 m hoher Baum mit längsrissiger, graubrauner bis
schwarzgrauer Borke. Bei freiem Stand wächst er vor allem in die Breite
und verzweigt stark. Junge Zweige sind gerieft, kaum biegsam, anfangs behaart,
olivgrün bis braun mit helleren Korkwarzen. Die Walnuss blüht
im April/Mai und fruchtet im September/Oktober. Sie gibt ihrer eigenen
Familie, den Walnussgewächsen, den Namen und ist verbreitet auf der
Balkanhalbinsel, Kleinasien und in Persien.
Die Blätter sind 20-50
cm lang und unpaarig (2-4 Paare) gefiedert. Die Fiedern sind breitelliptisch,
derb, 5-15 cm lang, oberseits dunkelgrün glänzend, unterseits
mit braunen Bärten in den Achseln der Blattnerven. Zerriebene Blätter
duften sehr aromatisch bis würzig. Fallen sie ab und vermodern werden
Bitterstoffe frei, die andere Pflanzen im Wachstum hemmen. Die Blütenstände
sind eingeschlechtlich, die Pflanze ist einhäusig (männl. und
weibl. Blüten getrennt aber auf demselben Baum). Die männl. Blüten
werden im Spätsommer des Vorjahres angelegt, überwintern und
erblühen als schlaff herabhängende, bis 15 cm lange Kätzchen.
Am Ende beblätterter Jungtriebe stehen bis zu 5 weibliche Blüten.
Blütenhülle und Fruchtknoten sind miteinander verwachsen, aus
den Blüten ragen zwei leicht zurückgebogene Narbenlappen mit
papillöser Oberfläche heraus. Die Blüten entwickeln rundovale
Früchte mit grüner Schale, die sich zur Reife ablöst und
dann die bekannte Nuss freigeben. Botanisch gesehen ist die Walnuss eine
Steinfrucht (weiche Schale, harter Kern). Knackt man die Nuss, so kommt
der junge Keim zum Vorschein und vor allem die beiden Keimblätter,
die sich nochmals je in zwei Lappen aufteilen.
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Geschichte
Juglans setzt sich zusammen aus "Jovis
glans" und heißt "Jupitereichel". Der Name Walnuss kommt von Welsch
Nuss und nimmt Bezug auf die welschen Lande (Südfrankreich, Italien),
wo diese Nüsse herkamen. Vorherrschende Meinung ist, dass sie von
den Römern nach Westen verbreitet wurde. Steinzeitliche Schalenfunde
legen aber nahe, dass sie dort und in Süddeutschland schon verbreitet
war. "Karya" heißt die Walnuss in Griechenland. Dionysos verliebte
sich in Karya, die jüngste Tochter des lakonischen Königs, die
verzweifelt starb, weil ihre eifersüchtigen Schwestern beider Liebe
verrieten, woraufhin der Gott sie in einen Walnussbaum verwandelte. Die
trauernden Lakonier errichteten dann später einen Tempel dessen Gebälk
von weiblichen Figuren, den Karyatiden, geschnitzt aus Nussbaumholz, getragen
wurde. Noch heute kann man auf der Akropolis die Korenhalle im Erechtheion
bewundern, wobei die Frauenstatuen inzwischen in Stein nachgearbeitet wurden.
Die Walnuss, gleiches gilt für
die Haselnuss, ist seit alters ein Sinnbild der Fruchtbarkeit sehr oft
mit stark sexuellen Bezügen. In Sprüchen taucht immer wieder
die Nuss auf, die es zu knacken gilt. Bei Hochzeiten streuten schon die
Griechen Walnüsse als Glücksbringer und Fruchtbarkeitsförderer
unter die Gäste. Heiratslustigen Burschen legte man nahe: "Wer die
Nuss will, biegt den Zweig um, wer die Tochter will, geht um die Mutter
herum." Dass es auch Vorzüge haben kann, eine Witwe zu ehelichen,
drückt folgender Weisheitsspruch aus: "Wenn die Nuss gespalten, so
kommt man eher zum Kern." Ein anderer Spruch: "Ein harte nusz und stumpfer
zan / Ein junges Weib und ein alter man / zusammen sich nicht reimen soll:
/ Seinesgleichen jeder nehmen soll." Goethe, der weltenkundige Weise, pflegte
die Volksweisheit zu zitieren: "Gott gibt die Nüsse, aber er knackt
sie nicht auf."
Von der medizinischen Verwendung der
Welschnuss weiß Dioskurides zu berichten: "... sind schwerlich zu
verdawen / dem Magen ungesundt / vermehren die Gall / machen ein Wehthumb
deß Haupts / sind denen die den Husten haben fast schädlich
/ und hergegen sehr gelegen die sich Brechen wollen gut / Nüchtern
in der Speise genossen. Mit Rauten und Feygen / vor und nach der Speise
gessen / widerstehen sie dem tötlichen Gifft / wenn sie auch nach
dem eingenommen Gifft werden gessen." Fernere Verwendungen: vertreiben
Würmer, als Umschlag gegen Brustentzündungen, Abszesse, Verrenkungen
der Glieder, Karbunkel, Tränensackerkrankungen und die grünen
Schalen färben die Haare dunkel. Der Farbstoff lässt sich auch
aus den Blättern und der Rinde gewinnen und diente nach Abkochen mit
Alaun zum Bräunen und Schwärzen von Holz und Wolle. Die gedörrten
jungen noch braunen Blätter und grünen Schalen verwendete man,
wie Hieronymus Bock 1577 in seinem "Kreutterbuch" vermerkt, in der mittelalterlichen
Küche als Ersatz für den teuren Pfeffer, um leicht verdorbenes
Fleisch genieß- und essbar zu machen.
Die Meinung von der Unverträglichkeit
des Schattens der Walnussbäume, der verhindere, dass andere Gewächse
in seiner unmittelbaren Umgebung gedeihen können, geht auf Plinius
zurück. Isidor von Sevilla verstärkte diesen Glauben und begründete
es über die sprachliche Verwandschaft von "nux" und "nocere = schaden".
Noch heute heißt es in Sizilien: "noce nuoce = die Nuss ist schädlich."
Im Westerwald gibt es den Spruch: "Was unterm Nussbaum wächst, taugt
nichts." Wegen seiner Ausdünstungen wurde der Baum von der ländlichen
Bevölkerung als Hausbaum in Ehren gehalten und gerne auch in die Nähe
der Latrinen gepflanzt, weil er lästige Mücken und Fliegen vertreibt.
Sehr begehrt war und ist das Holz.
Es diente seit altersher als bestes Schaftholz für Armbrüste,
Gewehre und Ladestöcke. Kein anderes heimisches Holz ist so schwer,
zäh und glatt polierbar. In Kriegszeiten oder wenn es galt, einen
Krieg vorzubereiten, war die Nachfrage immer größer als das
Angebot und die Bestände wurden gelichtet. Wegen seiner vielseitigen
Verwendbarkeit stellte der Walnussbaum in früheren Zeiten ein ansehnliches
Vermögen dar. Carl Julius Weber schrieb im vorigen Jahrhundert: "...
und ich selbst habe die Bittschrift in der Hand, wo ein Bauer sein Heiratsgesuch
mit einem Nüsseertrag zu 300 Gulden motivierte."
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Heutige Bedeutung und Verwendung
Aufgrund der südlichen
Herkunft leidet die Walnuss unter Spätfrösten. Unter Walnussbauern
gilt der Markustag am 25. April als gefürchteter "Nussfressertag".
Man ist daher um die Züchtung spätaustreibender Sorten bemüht.
Sie bevorzugt sonnige, milde Lagen mit tiefgründigen und nährstoffreichen
Böden. Walnussbäume in der Hauptertragszeit zwischen dem 3. und
6. Lebensjahrzehnt erlauben jährliche Ernten von um die 50 kg. Die
Nüsse enthalten bis zu 60% ihres Gewichtes ein fettes Öl, das
nicht eintrocknet und sich zur Herstellung von Ölfarben und Firniss
eignet. Der Pressrückstand (Nusskuchen) kann ans Vieh verfüttert
werden. Die Weltproduktion an Walnüssen lag 1994 bei rund 1 Mio. Tonnen.
Hauptproduzenten: Türkei, USA, China, Italien und die ehem. Sowjetunion.
Das Holz mit schmalem, hellen
Splint und braunem, dunkelgemaserten Kern ist für Möbel und Furniere
hochgeschätzt. Beste Qualitäten kommen aus Frankreich, der Türkei
und dem Kaukasus. Das wertvollste sind die sog. Stammkröpfe, aus denen
die berühmten Kropffurniere hergestellt werden.
Als vielfältig nutzbar
und echter Helfer in der Not erweist sich der Walnussbaum auch insofern,
als die mit einem kräftigen, herben Aroma ausgestatteten Blätter
Rauchern in ärgster Bedrängnis einen (b)rauchbaren Tabakersatz
liefern. Schon Johann Peter Hebel wusste zu berichten: "Hab ich kein Tabak
auch - Nussbaumlaub gibt guten Rauch."
Der Aufguss von Walnussblättern
besitzt insektizide Eigenschaften. Verantwortlich hierfür sind Gerbstoffe.
Äußerlich angewendet wird dies genutzt für Bäder,
Spülungen, Umschläge bei Hautleiden wie Akne, Ekzeme, Scrophulose
sowie bei übermäßiger Schweißabsonderung. Aufgrund
blutreinigender und entschlackender Wirkung findet er innerlich als Magentee
Verwendung. In der Kosmetik werden die grünen Walnussschalen nach
wie vor als Haarfärbemittel, die einen kräftigen Braunton und
dem Haar Glanz geben, und in Bräunungscremes verwendet. Hier das Rezept
zur Herstellung eines insektenabwehrenden Sonnenöls: Im Juni gesammelte,
grüne Nüsse in ein weithalsiges Glasgefäß schichten,
mit Olivenöl übergießen und für drei Wochen an die
Sonne stellen. Danach abseihen und das Öl bis zur Verwendung kühl
stellen.
In der Küche werden
die Nüsse im Nahen Osten für Hühnergerichte, in der Provence
für Raito (ein Salzkabeljaugericht) und in Italien anstelle von Pinienkernen
für Pesto (eine Nudelsauce) verwendet. Die unreifen, grünen im
Juni gesammelten Früchte können sauer eingelegt auf englische
Art wie "Pickle" genossen werden oder anschließend in Sirup eingelegt
zum französischen Likör "Brou de Noix" weiterverarbeitet werden.
In Griechenland reicht man sie in Honig eingekocht als eigenwillige, doch
sehr aromatische Delikatesse. In Deutschland gibt es Walnüsse traditionell
zu Weihnachten. Dann hängen sie auch schon mal mit Goldlack besprüht
am Tannenbaum oder die Schalen werden für die lieben Kleinen an den
langen Winterabenden zu Nussschalenbooten verbastelt.