Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
nucarios
88
Juglans regia L. Juglandaceae
 

 
 
 Echter Walnussbaum
deutscher Name 
 Okkernoot
niederländischer Name 
 noyer royal
französischer Name 
 persian walnut
englischer Name 
 
 Beschreibung
 
Geschichte
 
 Verwendung
 

Botanische Beschreibung der Art

Die Walnuss ist ein sommergrüner, breitkroniger, 10-25 m hoher Baum mit längsrissiger, graubrauner bis schwarzgrauer Borke. Bei freiem Stand wächst er vor allem in die Breite und verzweigt stark. Junge Zweige sind gerieft, kaum biegsam, anfangs behaart, olivgrün bis braun mit helleren Korkwarzen. Die Walnuss blüht im April/Mai und fruchtet im September/Oktober. Sie gibt ihrer eigenen Familie, den Walnussgewächsen, den Namen und ist verbreitet auf der Balkanhalbinsel, Kleinasien und in Persien.

Die Blätter sind 20-50 cm lang und unpaarig (2-4 Paare) gefiedert. Die Fiedern sind breitelliptisch, derb, 5-15 cm lang, oberseits dunkelgrün glänzend, unterseits mit braunen Bärten in den Achseln der Blattnerven. Zerriebene Blätter duften sehr aromatisch bis würzig. Fallen sie ab und vermodern werden Bitterstoffe frei, die andere Pflanzen im Wachstum hemmen. Die Blütenstände sind eingeschlechtlich, die Pflanze ist einhäusig (männl. und weibl. Blüten getrennt aber auf demselben Baum). Die männl. Blüten werden im Spätsommer des Vorjahres angelegt, überwintern und erblühen als schlaff herabhängende, bis 15 cm lange Kätzchen. Am Ende beblätterter Jungtriebe stehen bis zu 5 weibliche Blüten. Blütenhülle und Fruchtknoten sind miteinander verwachsen, aus den Blüten ragen zwei leicht zurückgebogene Narbenlappen mit papillöser Oberfläche heraus. Die Blüten entwickeln rundovale Früchte mit grüner Schale, die sich zur Reife ablöst und dann die bekannte Nuss freigeben. Botanisch gesehen ist die Walnuss eine Steinfrucht (weiche Schale, harter Kern). Knackt man die Nuss, so kommt der junge Keim zum Vorschein und vor allem die beiden Keimblätter, die sich nochmals je in zwei Lappen aufteilen.
 

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Geschichte

Juglans setzt sich zusammen aus "Jovis glans" und heißt "Jupitereichel". Der Name Walnuss kommt von Welsch Nuss und nimmt Bezug auf die welschen Lande (Südfrankreich, Italien), wo diese Nüsse herkamen. Vorherrschende Meinung ist, dass sie von den Römern nach Westen verbreitet wurde. Steinzeitliche Schalenfunde legen aber nahe, dass sie dort und in Süddeutschland schon verbreitet war. "Karya" heißt die Walnuss in Griechenland. Dionysos verliebte sich in Karya, die jüngste Tochter des lakonischen Königs, die verzweifelt starb, weil ihre eifersüchtigen Schwestern beider Liebe verrieten, woraufhin der Gott sie in einen Walnussbaum verwandelte. Die trauernden Lakonier errichteten dann später einen Tempel dessen Gebälk von weiblichen Figuren, den Karyatiden, geschnitzt aus Nussbaumholz, getragen wurde. Noch heute kann man auf der Akropolis die Korenhalle im Erechtheion bewundern, wobei die Frauenstatuen inzwischen in Stein nachgearbeitet wurden.

Die Walnuss, gleiches gilt für die Haselnuss, ist seit alters ein Sinnbild der Fruchtbarkeit sehr oft mit stark sexuellen Bezügen. In Sprüchen taucht immer wieder die Nuss auf, die es zu knacken gilt. Bei Hochzeiten streuten schon die Griechen Walnüsse als Glücksbringer und Fruchtbarkeitsförderer unter die Gäste. Heiratslustigen Burschen legte man nahe: "Wer die Nuss will, biegt den Zweig um, wer die Tochter will, geht um die Mutter herum." Dass es auch Vorzüge haben kann, eine Witwe zu ehelichen, drückt folgender Weisheitsspruch aus: "Wenn die Nuss gespalten, so kommt man eher zum Kern." Ein anderer Spruch: "Ein harte nusz und stumpfer zan / Ein junges Weib und ein alter man / zusammen sich nicht reimen soll: / Seinesgleichen jeder nehmen soll." Goethe, der weltenkundige Weise, pflegte die Volksweisheit zu zitieren: "Gott gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht auf."

Von der medizinischen Verwendung der Welschnuss weiß Dioskurides zu berichten: "... sind schwerlich zu verdawen / dem Magen ungesundt / vermehren die Gall / machen ein Wehthumb deß Haupts / sind denen die den Husten haben fast schädlich / und hergegen sehr gelegen die sich Brechen wollen gut / Nüchtern in der Speise genossen. Mit Rauten und Feygen / vor und nach der Speise gessen / widerstehen sie dem tötlichen Gifft / wenn sie auch nach dem eingenommen Gifft werden gessen." Fernere Verwendungen: vertreiben Würmer, als Umschlag gegen Brustentzündungen, Abszesse, Verrenkungen der Glieder, Karbunkel, Tränensackerkrankungen und die grünen Schalen färben die Haare dunkel. Der Farbstoff lässt sich auch aus den Blättern und der Rinde gewinnen und diente nach Abkochen mit Alaun zum Bräunen und Schwärzen von Holz und Wolle. Die gedörrten jungen noch braunen Blätter und grünen Schalen verwendete man, wie Hieronymus Bock 1577 in seinem "Kreutterbuch" vermerkt, in der mittelalterlichen Küche als Ersatz für den teuren Pfeffer, um leicht verdorbenes Fleisch genieß- und essbar zu machen.

Die Meinung von der Unverträglichkeit des Schattens der Walnussbäume, der verhindere, dass andere Gewächse in seiner unmittelbaren Umgebung gedeihen können, geht auf Plinius zurück. Isidor von Sevilla verstärkte diesen Glauben und begründete es über die sprachliche Verwandschaft von "nux" und "nocere = schaden". Noch heute heißt es in Sizilien: "noce nuoce = die Nuss ist schädlich." Im Westerwald gibt es den Spruch: "Was unterm Nussbaum wächst, taugt nichts." Wegen seiner Ausdünstungen wurde der Baum von der ländlichen Bevölkerung als Hausbaum in Ehren gehalten und gerne auch in die Nähe der Latrinen gepflanzt, weil er lästige Mücken und Fliegen vertreibt.

Sehr begehrt war und ist das Holz. Es diente seit altersher als bestes Schaftholz für Armbrüste, Gewehre und Ladestöcke. Kein anderes heimisches Holz ist so schwer, zäh und glatt polierbar. In Kriegszeiten oder wenn es galt, einen Krieg vorzubereiten, war die Nachfrage immer größer als das Angebot und die Bestände wurden gelichtet. Wegen seiner vielseitigen Verwendbarkeit stellte der Walnussbaum in früheren Zeiten ein ansehnliches Vermögen dar. Carl Julius Weber schrieb im vorigen Jahrhundert: "... und ich selbst habe die Bittschrift in der Hand, wo ein Bauer sein Heiratsgesuch mit einem Nüsseertrag zu 300 Gulden motivierte."
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Aufgrund der südlichen Herkunft leidet die Walnuss unter Spätfrösten. Unter Walnussbauern gilt der Markustag am 25. April als gefürchteter "Nussfressertag". Man ist daher um die Züchtung spätaustreibender Sorten bemüht. Sie bevorzugt sonnige, milde Lagen mit tiefgründigen und nährstoffreichen Böden. Walnussbäume in der Hauptertragszeit zwischen dem 3. und 6. Lebensjahrzehnt erlauben jährliche Ernten von um die 50 kg. Die Nüsse enthalten bis zu 60% ihres Gewichtes ein fettes Öl, das nicht eintrocknet und sich zur Herstellung von Ölfarben und Firniss eignet. Der Pressrückstand (Nusskuchen) kann ans Vieh verfüttert werden. Die Weltproduktion an Walnüssen lag 1994 bei rund 1 Mio. Tonnen. Hauptproduzenten: Türkei, USA, China, Italien und die ehem. Sowjetunion.

Das Holz mit schmalem, hellen Splint und braunem, dunkelgemaserten Kern ist für Möbel und Furniere hochgeschätzt. Beste Qualitäten kommen aus Frankreich, der Türkei und dem Kaukasus. Das wertvollste sind die sog. Stammkröpfe, aus denen die berühmten Kropffurniere hergestellt werden.

Als vielfältig nutzbar und echter Helfer in der Not erweist sich der Walnussbaum auch insofern, als die mit einem kräftigen, herben Aroma ausgestatteten Blätter Rauchern in ärgster Bedrängnis einen (b)rauchbaren Tabakersatz liefern. Schon Johann Peter Hebel wusste zu berichten: "Hab ich kein Tabak auch - Nussbaumlaub gibt guten Rauch."

Der Aufguss von Walnussblättern besitzt insektizide Eigenschaften. Verantwortlich hierfür sind Gerbstoffe. Äußerlich angewendet wird dies genutzt für Bäder, Spülungen, Umschläge bei Hautleiden wie Akne, Ekzeme, Scrophulose sowie bei übermäßiger Schweißabsonderung. Aufgrund blutreinigender und entschlackender Wirkung findet er innerlich als Magentee Verwendung. In der Kosmetik werden die grünen Walnussschalen nach wie vor als Haarfärbemittel, die einen kräftigen Braunton und dem Haar Glanz geben, und in Bräunungscremes verwendet. Hier das Rezept zur Herstellung eines insektenabwehrenden Sonnenöls: Im Juni gesammelte, grüne Nüsse in ein weithalsiges Glasgefäß schichten, mit Olivenöl übergießen und für drei Wochen an die Sonne stellen. Danach abseihen und das Öl bis zur Verwendung kühl stellen.

In der Küche werden die Nüsse im Nahen Osten für Hühnergerichte, in der Provence für Raito (ein Salzkabeljaugericht) und in Italien anstelle von Pinienkernen für Pesto (eine Nudelsauce) verwendet. Die unreifen, grünen im Juni gesammelten Früchte können sauer eingelegt auf englische Art wie "Pickle" genossen werden oder anschließend in Sirup eingelegt zum französischen Likör "Brou de Noix" weiterverarbeitet werden. In Griechenland reicht man sie in Honig eingekocht als eigenwillige, doch sehr aromatische Delikatesse. In Deutschland gibt es Walnüsse traditionell zu Weihnachten. Dann hängen sie auch schon mal mit Goldlack besprüht am Tannenbaum oder die Schalen werden für die lieben Kleinen an den langen Winterabenden zu Nussschalenbooten verbastelt.
 

 
 

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zuletzt geändert am 6.8.2000