Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
savinam |
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Juniperus sabina L. | Cupressaceae |
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Botanische Beschreibung der Art
Der Sadebaum ist ein 1-2 m hoher immergrüner,
dichter, breit buschiger Strauch. Er wird auch als Sevenbaum oder Stink-Wacholder
bezeichnet und zählt zu den Zypressengewächsen. Er blüht
von März-Mai, fruchtet von Oktober-April und stammt aus den Gebirgen
Südeuropas, Mittelasiens und Nordwestafrikas. Sein Vorkommen gliedert
sich in zahlreiche, inselartige Teilgebiete. Die Borke ist rotbraun, glänzend
und lässt sich in dünnen, horizontalen Streifen abrollen. Die
jungen, hellgrünen Zweige sind 1-1,5 mm dick, von Nadelpolstern berindet
bzw. Schuppenblättern umkleidet. Die gegenständigen Blätter
sind von zweierlei Gestalt: Nadelförmige Jungblätter (4-5 mm
lang, 0,5-1 mm breit) sind oberseits flach, mit 2 graublauen Spaltöffnungsstreifen,
unterseits konvex, dunkelgrün, glänzend mit langgezogener Drüse.
Schuppenförmige ältere Blätter (1-2,5 mm) an den Haupttrieben
(3-4 mm) sind länglich-lanzettlich, stumpf oder zugespitzt, glänzend,
mit 2 parallelen, grauweißen Spaltöffnungsstreifen und einer
langgezogenen Drüse. Beim Zerreiben riechen die Blätter unangenehm
(Name!). Die Pflanze ist ein- (männliche und weibliche Bltn.
auf einer Pfl.) oder zweihäusig (nur ein Geschlecht auf einer Pfl.)
mit endständigen Blüten an kurzen, schuppig beblätterten
Sprossen. Männliche Blüten werden im Vorjahr angelegt (2-2,5
mm), überwintern ungeschützt, erblühen (eiförmig, 3-3,5
mm) und sind mit 10-14 Staubblättern gelb. Weibliche Blütenstände
haben 4-6 zunächst abgespreizte, gelblich-grüne, rosa überlaufene
Schuppen. Der sich daraus entwickelnde 5-7 mm große, kugelige, anfangs
grüne, später schwarzblau bereifte Beerenzapfen hat 2-3 eiförmige
Samen, die im Herbst des 1. bzw. im Frühjahr des 2. Jahres reifen.
Geschichte
Dioskurides schreibt, dass
die jungen Blätter des Sevenbaumes: "ziehen die Geburt herauß
/ zum Frawen Zäpflin gemacht unnd von unten beygebracht". Gemeint
ist die Nachgeburt; denn diese muss sich lösen, weil ansonsten
Frauen bei der Geburt versterben. Bock erwähnt in seinem Kräuterbuch,
dass die "Pfaffen pflegen auf dem Palmsonntag den Sevenbaum mit anderen
grünen gewächsen zu weihen" (Palmenweihe zur Abwehr böser
Geister von Haus und Hof). Matthiolus schreibt 1562: "Sevenbaum treibt
der Frawen Zeit mit Gewalt. Die alten Hexen und Wettermacherinnen üben
damit viel Zauberei, verführen damit die jungen Huren, geben ihnen
Sevenschößlein gepulvert oder heißens darüber trincken,
dadurch viele Kinder verderbt werden". Hildegard emphielt ihn gegen
Geschwüre, Würmer und bei Lungenleiden.
Der Sadebaum ist in allen
Teilen sehr giftig! Da sein ätherisches Öl starke Gebärmutterkrämpfe
hervorruft, wurde er schon im Altertum als Abtreibungsmittel verwendet.
Dass diese Eingriffe für Frauen, vor allem bei Überdosierung
oder oraler Verabreichung statt in Zäpfchenform, nicht immer gut ausgingen,
deutet der Volksname Jungfernrosmarin an. Rosmarin ist die Blume der Trauer.
Das Öl übt heftige Reizwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und
das Nierenepithel aus (Dioskurides: "... und treiben Blut durch den
Harn"). Auf der Haut erzeugt es Blasen und tiefergehende Nekrosen.
Es wurde daher ebenso wie die gepulverten Zweigspitzen gegen Warzen und
Kondylome (Feigwarzen) angewendet. Hauptbestanteile des ätherischen
Öls sind Sabinylacetat 40%, Sabinen 20 %, Thujon und andere in geringeren
Anteilen. Bereits 6 Tropfen können tödlich wirken und lösen
Übelkeit, Krämpfe und Herzrhythmusstörungen aus. Nieren-,
Leberschäden und Atemlähmung sind die Folgen. Der Tod tritt frühestens
nach 10 Stunden, oft erst nach mehreren Tagen ein.
Der Gewöhnliche (Heide-)Wacholder
gilt in krassem Gegensatz zum äußerst giftigen Sadebaum als
Baum des Lebens. Sein aufrechter, säulenförmiger Wuchs auf Heiden
und Triften trug ihm den Namen "Zypresse des Nordens" ein. Mit welcher
Achtung, ja Ehrfurcht man ihm begegnete, drückt sich aus in alten
Bauernsprüchen wie:
"Vor Hollerstaud´n (Holunder) / und Kranawitt´n (Wacholder)
Ruck i mei Huat / und noag mi bis halbe Mitt´n"
Schon Dioskurides kannte seine reinigende, harntreibende, die Nieren anregende Wirkung und seine abwehrsteigernde und keimtötende Kraft gegen Beschwerden im Bereich von Bronchien und Lunge. Dieser Eigenschaft vertraute man auch zur vorbeugenden Abwehr der Pest, indem man Räume räucherte und in den Städten große Feuer aus Wacholderholz entfachte, in der Hoffnung, dass der reinigende Rauch den Hauch der Pest vertreibe. Da dies die allgemeine Hygiene verbesserte, war man durchaus auf dem richtigen Weg die Ursachen der Pest zu bekämpfen. Nach einer Sage aus der Oberpfalz soll ein Jüngling die Pest überlebt haben, weil er sein einsames Lager unter einem Wacholderbaum hatte und sich von dessen Beeren ernährte. Auch sollen die Vögel in der Zeit der Pest von den Dächern gepfiffen haben:
"Eßt Kranewitt und Bibernell, dann sterbst nit so schnell."
Als immergrüner Baum
stand der Wacholder an der Schwelle zwischen Leben und Tod. Man glaubte,
dass die Seelen von Verstorbenen nicht unwiederbringlich der Welt verloren
waren, sondern unter bestimmten Umständen wieder ins Leben zurückkehren
könnten. Solange hielten sie sich im Schutz des Wacholderbaumes auf.
Wie man aus Grabfunden weiß, spielten Wacholderbeeren eine wichtige
Rolle bei der Mumifizierung und im Totenkult der alten Ägypter.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Zu Wildpret und Sauerkraut
gehören die schwarzen Beeren des Heide-Wacholders. Da diese sehr zuckerhaltig
sind, können sie auch vergoren werden. Die Heilwirkung der ätherischen
Öle erhält sich ebenso in den veredelten Produkten wie: Steinhäger,
Gin, Genever, Doppelwacholder, Doornkaat u.a.
Eine magenstärkende
Wacholderkur empfiehlt Pfarrer Kneipp: Am ersten Tag kaut man 5 Beeren.
Jeden folgenden Tag eine mehr, bis die magische Zahl 15 erreicht ist. Dann
reduziert man täglich um eine Beere, bis man wieder bei fünfen
angelangt ist.
Die Bedeutung des Sadebaums
ist zurückgegangen. Wegen der missbräuchlichen Anwendung als
Abtreibungsmittel war seine Kultur zeitweise sogar verboten. Er fand Anwendung
in der Behandlung von Menstruationstörungen und als Salbe zur Behandlung
von Feigwarzen. Homöopathische Anwendungen liegen im Bereich von:
Erkrankungen weibl. Geschlechtsorgane, der Nieren und ableitenden Harnwege,
des Stütz- und Bewegungsapparates, bei Rheumatismus und Warzen.
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zuletzt bearbeitet: 6.8.2000