Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
savinam
34
Juniperus sabina L.  Cupressaceae
 
  
 Sadebaum
deutscher Name 
 Zevenboom
niederländischer Name 
 sabine
französischer Name 
 savine
englischer Name 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

Botanische Beschreibung der Art

Der Sadebaum ist ein 1-2 m hoher immergrüner, dichter, breit buschiger Strauch. Er wird auch als Sevenbaum oder Stink-Wacholder bezeichnet und zählt zu den Zypressengewächsen. Er blüht von März-Mai, fruchtet von Oktober-April und stammt aus den Gebirgen Südeuropas, Mittelasiens und Nordwestafrikas. Sein Vorkommen gliedert sich in zahlreiche, inselartige Teilgebiete. Die Borke ist rotbraun, glänzend und lässt sich in dünnen, horizontalen Streifen abrollen. Die jungen, hellgrünen Zweige sind 1-1,5 mm dick, von Nadelpolstern berindet bzw. Schuppenblättern umkleidet. Die gegenständigen Blätter sind von zweierlei Gestalt: Nadelförmige Jungblätter (4-5 mm lang, 0,5-1 mm breit) sind oberseits flach, mit 2 graublauen Spaltöffnungsstreifen, unterseits konvex, dunkelgrün, glänzend mit langgezogener Drüse. Schuppenförmige ältere Blätter (1-2,5 mm) an den Haupttrieben (3-4 mm) sind länglich-lanzettlich, stumpf oder zugespitzt, glänzend, mit 2 parallelen, grauweißen Spaltöffnungsstreifen und einer langgezogenen Drüse. Beim Zerreiben riechen die Blätter unangenehm (Name!). Die Pflanze ist ein- (männliche und weibliche  Bltn. auf einer Pfl.) oder zweihäusig (nur ein Geschlecht auf einer Pfl.) mit endständigen Blüten an kurzen, schuppig beblätterten Sprossen. Männliche Blüten werden im Vorjahr angelegt (2-2,5 mm), überwintern ungeschützt, erblühen (eiförmig, 3-3,5 mm) und sind mit 10-14 Staubblättern gelb. Weibliche Blütenstände haben 4-6 zunächst abgespreizte, gelblich-grüne, rosa überlaufene Schuppen. Der sich daraus entwickelnde 5-7 mm große, kugelige, anfangs grüne, später schwarzblau bereifte Beerenzapfen hat 2-3 eiförmige Samen, die im Herbst des 1. bzw. im Frühjahr des 2. Jahres reifen.
 

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Geschichte

Dioskurides schreibt, dass die jungen Blätter des Sevenbaumes: "ziehen die Geburt herauß / zum Frawen Zäpflin gemacht unnd von unten beygebracht". Gemeint ist die Nachgeburt; denn diese muss sich lösen, weil ansonsten Frauen bei der Geburt versterben. Bock erwähnt in seinem Kräuterbuch, dass die "Pfaffen pflegen auf dem Palmsonntag den Sevenbaum mit anderen grünen gewächsen zu weihen" (Palmenweihe zur Abwehr böser Geister von Haus und Hof). Matthiolus schreibt 1562: "Sevenbaum treibt der Frawen Zeit mit Gewalt. Die alten Hexen und Wettermacherinnen üben damit viel Zauberei, verführen damit die jungen Huren, geben ihnen Sevenschößlein gepulvert oder heißens darüber trincken, dadurch viele Kinder verderbt werden". Hildegard emphielt ihn gegen Geschwüre, Würmer und bei Lungenleiden.

Der Sadebaum ist in allen Teilen sehr giftig! Da sein ätherisches Öl starke Gebärmutterkrämpfe hervorruft, wurde er schon im Altertum als Abtreibungsmittel verwendet. Dass diese Eingriffe für Frauen, vor allem bei Überdosierung oder oraler Verabreichung statt in Zäpfchenform, nicht immer gut ausgingen, deutet der Volksname Jungfernrosmarin an. Rosmarin ist die Blume der Trauer. Das Öl übt heftige Reizwirkungen auf den Magen-Darm-Trakt und das Nierenepithel aus (Dioskurides: "... und treiben Blut durch den Harn"). Auf der Haut erzeugt es Blasen und tiefergehende Nekrosen. Es wurde daher ebenso wie die gepulverten Zweigspitzen gegen Warzen und Kondylome (Feigwarzen) angewendet. Hauptbestanteile des ätherischen Öls sind Sabinylacetat 40%, Sabinen 20 %, Thujon und andere in geringeren Anteilen. Bereits 6 Tropfen können tödlich wirken und lösen Übelkeit, Krämpfe und Herzrhythmusstörungen aus. Nieren-, Leberschäden und Atemlähmung sind die Folgen. Der Tod tritt frühestens nach 10 Stunden, oft erst nach mehreren Tagen ein.

Der Gewöhnliche (Heide-)Wacholder gilt in krassem Gegensatz zum äußerst giftigen Sadebaum als Baum des Lebens. Sein aufrechter, säulenförmiger Wuchs auf Heiden und Triften trug ihm den Namen "Zypresse des Nordens" ein. Mit welcher Achtung, ja Ehrfurcht man ihm begegnete, drückt sich aus in alten Bauernsprüchen wie:
 

"Vor Hollerstaud´n (Holunder) / und Kranawitt´n (Wacholder)

Ruck i mei Huat / und noag mi bis halbe Mitt´n"

Schon Dioskurides kannte seine reinigende, harntreibende, die Nieren anregende Wirkung und seine abwehrsteigernde und keimtötende Kraft gegen Beschwerden im Bereich von Bronchien und Lunge. Dieser Eigenschaft vertraute man auch zur vorbeugenden Abwehr der Pest, indem man Räume räucherte und in den Städten große Feuer aus Wacholderholz entfachte, in der Hoffnung, dass der reinigende Rauch den Hauch der Pest vertreibe. Da dies die allgemeine Hygiene verbesserte, war man durchaus auf dem richtigen Weg die Ursachen der Pest zu bekämpfen. Nach einer Sage aus der Oberpfalz soll ein Jüngling die Pest überlebt haben, weil er sein einsames Lager unter einem Wacholderbaum hatte und sich von dessen Beeren ernährte. Auch sollen die Vögel in der Zeit der Pest von den Dächern gepfiffen haben:

"Eßt Kranewitt und Bibernell, dann sterbst nit so schnell."

Als immergrüner Baum stand der Wacholder an der Schwelle zwischen Leben und Tod. Man glaubte, dass die Seelen von Verstorbenen nicht unwiederbringlich der Welt verloren waren, sondern unter bestimmten Umständen wieder ins Leben zurückkehren könnten. Solange hielten sie sich im Schutz des Wacholderbaumes auf. Wie man aus Grabfunden weiß, spielten Wacholderbeeren eine wichtige Rolle bei der Mumifizierung und im Totenkult der alten Ägypter.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Zu Wildpret und Sauerkraut gehören die schwarzen Beeren des Heide-Wacholders. Da diese sehr zuckerhaltig sind, können sie auch vergoren werden. Die Heilwirkung der ätherischen Öle erhält sich ebenso in den veredelten Produkten wie: Steinhäger, Gin, Genever, Doppelwacholder, Doornkaat u.a.

Eine magenstärkende Wacholderkur empfiehlt Pfarrer Kneipp: Am ersten Tag kaut man 5 Beeren. Jeden folgenden Tag eine mehr, bis die magische Zahl 15 erreicht ist. Dann reduziert man täglich um eine Beere, bis man wieder bei fünfen angelangt ist.

Die Bedeutung des Sadebaums ist zurückgegangen. Wegen der missbräuchlichen Anwendung als Abtreibungsmittel war seine Kultur zeitweise sogar verboten. Er fand Anwendung in der Behandlung von Menstruationstörungen und als Salbe zur Behandlung von Feigwarzen. Homöopathische Anwendungen liegen im Bereich von: Erkrankungen weibl. Geschlechtsorgane, der Nieren und ableitenden Harnwege, des Stütz- und Bewegungsapparates, bei Rheumatismus und Warzen.
 

 
 

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 zuletzt bearbeitet: 6.8.2000