Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
lactucas |
|
Lactuca sativa L. | Asteraceae |
|
Die zweijährige Art
treibt zunächst nur eine Blattrosette. Im typischen Fall sind die
Rosettenblätter groß, kahl, breit eiförmig, ganzrandig
und hellgrün. Je nach Kultursorte können sie aber auch gelb oder
rot überlaufen, länglicher oder mehr oder weniger gebuchtet sein.
Der Blütenschaft treibt im Hochsommer, in der Regel im zweiten Jahr,
bei früher Aussaat oder Vorkultur im Frühbeet auch schon im selben
Jahr. Die Blätter am Blütenschaft sind viel kleiner mit breit
stengelumfassendem Grund und oft mehr oder weniger senkrecht gestellt.
Ihr Rand ist meist wellig, manchmal auch leicht gesägt. Der Blütenschaft
wird 30 -100cm hoch und endet mit einer reich verzweigten Rispe mit zahlreichen
aufrechten Seitenästen mit vielen kleinen Blütenköpfchen,
die mehr oder weniger alle die gleiche Höhe erreichen, so dass der
Eindruck einer schirmförmigen Dolde entsteht. DIe Hüllblättchen
der Köpfe werden 10-15 mm lang und umgeben wenige hellgelbe Zungenblüten.
Die Früchte sind typische "Pusteblumen". Das Flugorgan (Pappus) sitzt
an einem kurzen Stiel auf der schwärzlichen, 3-4 mm langen Frucht.
Gelegentlich verwilderte Exemplare können mit dem Kompass-Lattich
(Lactuca serriola) verwechselt werden. Das definitive Unterscheidungsmerkmal
ist die Mittelrippe der Blätter auf der Unterseite: Sie ist beim Kultur-Lattich
grundsätzlich glatt, während sie beim Kompass-Lattich mehr oder
weniger stachelig ist.
Die Art ist nur als Kulturpflanze
bekannt. Vereinzelt wurden im Sudan, in Ägypten, im kurdischen Iran
und im Altai Formen gefunden, die als Wildtypen angesehen wurden. Diese
Pflanzen waren stets einjährig, haben also keine Rosette entwickelt
sondern am ganzen Stängel verteilt große Blätter produziert.
Die senkrecht gestellten Stängelblätter und weitere Ähnlichkeiten
haben Botaniker schon lange veranlasst, Beziehungen zum wilden Kompass-Lattich
(Latuca serriola) zu vermuten. Chromosomenzählungen und Kreuzungsexperimente
in jüngerer Zeit (Frietema et al.1994) legen den Schluss nahe, dass
es sich wahrscheinlich sogar um einunddieselbe Art handelt. Nach den internationalen
Nomenklaturregeln müsste der Kompass-Lattich dann als Unterart des
Kultur-Lattichs geführt werden, da dieser von Linné zuerst
als Art beschrieben worden ist.
Wie bei allen Kulturpflanzen sind auch beim Lattich zahlreiche Zuchtformen
entwickelt worden. Sie werden unter den folgenden Varietäten zusammengefasst:
Bei mehreren Varietäten kommen auch krausblättrige Sorten vor,
die manchmal in einer eigenen var. crispa zusammengefasst
werden.
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Geschichte
Die Kultur des Garten-Lattichs
ist uralt und stammt aus Ägypten. Aufgrund der engen verwandtschaftlichen
Beziehungen zum Kompass-Lattich (Lactuca serriola) und zum Gift-Lattich
(Lactuca virosa) ist wohl nicht mehr zu rekonstruieren, was
die alten Ägypter unter embrosi verstanden. Ab etwa 2500 v.Chr.
tauchen auf Reliefs Darstellungen eines Lattichs auf, der dem heutigen
römischen Salat ähnelt. Dies gilt als ältester Nachweis
des Kultur-Lattichs. Der Lattich wurde nicht nur als Salat sondern auch
als Gemüse verzehrt. Außerdem galt er als Aphrodisiakum.
Von Ägypten breitete
sich der Salat über die ganze griechische und römische antike
Welt aus. Die Griechen nannten ihn thridax, die Römer lactuca
(lat. Milch, wegen des weißen Milchsafts, der z.B. bei Verletzung
des Stängels austritt). Hier galt er als Antiaphrodisiakum, kühlend
und appetitanregend. Zunächst wurde er als Vorspeise genosssen, später
wegen der von Dioskorides angegebenen einschläfernden Wirkung ans
Ende eines Mahls gesetzt. Die gegensätzlichen Wirkungen beruhen wohl
darauf, dass die frischen Salatblätter kaum Milchsaft enthalten, während
der geschossene Blütenschaft sehr reich an Milchsaft ist, der die
gleichen psychoaktiven Wirkstoffe enthält wie beim Gift-Lattich. Galen
schreibt: "Als ich älter zu werden begann ... war ich nur dadurch
imstande, mir den nötigen Schlaf zu verschaffen, dass ich abends eine
Portion gekochten Salats verspeiste." (Anmerkung: Als Gemüse wurde
der geschossene Salat zubereitet.) Um das ganze Jahr Salat essen zu können,
wurde er nicht nur frisch verzehrt sondern auch in einer Lake mit Salz
und Essig eingelegt.
Obwohl archäologische
Nachweise fehlen, ist anzunehmen, dass der Lattich mit den Römern
nach Deutschland kam. Die älteste Nennung ist das Capitulare de villis,
wobei die Bezeichnung lactucas nicht ganz eindeutig ist. Hildegard
von Bingen unterscheidet in ihren Physica ausdrücklich eine kultivierte
"Lactuca domestica" von einer "wilden lachdete". Im Kräuterbuch
von Leonhard Fuchs (1543) werden drei Lattich-Sorten beschrieben, eine
davon "gewindt grosse breyte bletter, thüt sich gegen dem hertzen
zusammen". Das ist die erste Erwähnung des Kopfsalats, der offensichtlich
erst im Mittelalter in Deutschland gezüchtet wurde. Bezeichnenderweise
wird der Kopfsalat in Griechenland manchmal heute noch jermanichi salata
(Deutscher Salat) genannt. In England und Frankreich
ist der Lattich wohl erst im 16. Jahrhundert bekannt geworden.
Noch bis weit ins Mittelalter
hinein wurde Lattich sowohl als Speise wie zu medizinischen Zwecken verwendet.
Außerdem hat der Volksglauben dem Lattich allerlei Unsinn zugeschrieben:
"Der Salat oder Lattich (Lactuca sativa) vermehrt die Milch der
Säugenden und mindert das Feuer der Liebe. Der Adler soll sein scharfes
Auge dadurch erhalten, daß er von Zeit zu Zeit Lattich ißt"
(von Perger 1864: Deutsche Pflanzensagen). Während medizinische und
magische Anwendungen in Vergessenheit gerieten, wurden immer mehr Salatsorten
gezüchtet. 1866 gibt der Botaniker Alefeld für Mitteleuropa 65
verschiedene Zuchtsorten an, davon alleine 44 verschiedene Kopfsalate,
u.a. sogar zweifarbige, rotfleckige oder gelbe. Wie bei anderen Kulturpflanzen
auch, hat die Industrialisierung der Landwirtschaft heute zu einer Konzentration
auf wenige Sorten geführt, so dass viele regionale Sorten selten geworden
oder ausgestorben sind.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Heute ist der Lattich nur
noch als Salatpflanze in Gebrauch. Die Internationalisierung der Küche
hat dazu geführt, dass bei uns neben dem traditionellen Kopfsalat
auch Schnittsalate und Römischer Salat zunehmend Eingang in das Sortiment
finden.
Der Garten-Lattich enthält
in seinem Milchsaft weitgehend die gleichen Inhaltsstoffe wie der Gift-Lattich
(Lactuca virosa), vor allem Lactucin, Lactupicrin und
Lactucerol, die für die psychoaktive, berauschende Wirkung verantwortlich
sind. In den als Salat benutzten Blättern ist deren Gehalt aber viel
zu gering, um spürbare Effekte hervorzurufen. Es ist allerdings tatsächlich
schon versucht worden, chlorierte Salatblätter als Marihuanaersatz
zu rauchen.
Ansonsten bestehen Salatblätter
zu 92-96% aus Wasser. Der Nährwert ist sehr gering und wird nur noch
von Spargel und Gurken unterboten. Problematisch ist allerdings der hohe
Nitratgehalt. Auch bei geringer Düngung sind die Pflanzen in der Lage,
Nitrat aus dem Boden aufzunehmen und anzureichern. Darum ist ökologisch
angebaute Ware nicht unbedingt weniger belastet als konventionell gezogene.
Entscheidender ist die Belichtung der Pflanzen. Im Dunkeln wird Nitrat
angereichert und im Licht wieder abgebaut. Deshalb ist Sommersalat weniger
belastet als die im Winter gezogene Gewächshausware. Selbst im Tagesverlauf
schwankt der Nitratgehalt. Frühmorgens ist der Gehalt am höchsten,
fällt dann den ganzen Tag ab und steigt mit Eintritt der Dunkelheit
wieder an. Selbst angebauten Salat sollte man deshalb am besten erst am
späten Nachmittag ernten. Bei gekaufter Ware kann man die Nitratbelastung
reduzieren, wenn man die äußeren Blätter und die dicken
Blattrippen wegschneidet; sie enthalten besonders viel Nitrat.
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zuletzt geändert am: 18.XI.2001