Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
cucurbitas
10
Cucurbita lagenaria L. Cucurbitaceae
 
 
 Flaschenkürbis
deutscher Name 
 Pelgrimsfles
niederländischer Name 
 gourde bouteille
französischer Name 
 bottle gourd
englischer Name 
 
Beschreibung

Geschichte

Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Der Flaschenkürbis ist eine einjährige, dem Boden anliegende, oder mit verzweigten Sprossranken kletternde Pflanze. Die kräftigen Stängel sind drüsig behaart und können mehrere Meter lang werden. Die Blätter sind samtweich behaart, am Grunde herzförmig, sonst fast rund. Die fünfzähligen weißen Blüten sind eingeschlechtlich (entweder männlich mit Staubblättern oder weiblich mit Griffel und Narben) und öffnen sich im Unterschied zu den gelben, tagsüber geöffneten Blüten der Gattung Cucurbita erst abends. Die Bestäubung erfolgt durch Insekten. Die vielgestaltige Früchte können je nach Sorte zwischen 10 cm und 1 m lang werden, bis 1 kg schwer sein und sind botanisch betrachtet Beeren.

Das Fruchtfleisch junger Früchte der bitterstoffarmen Sorten ist weiß, fest und von mildem Geschmack. Ihre Farbe ist gelbgrün, grün oder grün-weiß gesprenkelt. Im hellgrünen Fruchtfleisch befinden sich bis 2 cm lange und 8 mm breite, gefurchte, weiße oder braune Samen mit hohem Ölgehalt. Die reifenden Früchte bilden eine 4 bis 6 mm dicke, feste und harte Schale. Diese harten, trockenen, wasserundurchlässigen und dabei sehr leichten Fruchtschalen stellen für den Transport im Wasser eine ideale Verpackung dar und die Früchte sind ähnlich wie Kokosnüsse schwimmfähig, was ihre Verbreitung und Verwilderung sehr begünstigt. Ab Mitte Mai können vorgezogene Pflänzchen an nährstoffreiche, vollsonnige, feuchte Standorten ausgepflanzt werden. Flaschenkürbisse beanspruchen eine große Fläche und nehmen Rankhilfen jeder Art gerne an.
 

zum Seitenanfang
 

Geschichte

Walafrid Strabo dichtete in seinem Gartengedicht „Hortulus" über den Kürbis:

„Abwärts gebogen an schmächtigem Stiele hängen die Früchte,
tragen am schlanken, länglichen Halse gewaltige Körper;
riesenhaft dehnt sich die Fülle sodann zum gewichtigen Leibe,
Alles ist Bauch, und alles ist Wanst. Und im Kerker der Höhlung
Nähren, geordnet in Reih und Glied, sie zahlreiche Kerne
Fruchtbar verheißen sie dir entsprechend üppige Ernte."
Der Flaschenkürbis (= Kalebasse), den Walafrid hier mit treffenden Worten charakterisiert hat, ist die einzige Kürbisart, die vor der Entdeckung Amerikas in Mitteleuropa kultiviert wurde. Die übrigen Arten der Gattung Cucurbita wurden dagegen in Europa wahrscheinlich erst im 16. Jh. aus Mittelamerika eingeführt. Mit der Bezeichnung „Cucurbita" in Schriften der römischen Antike und des europäischen Mittelalters war daher folglich immer der Flaschenkürbis gemeint, und nicht der sog. ‚echte Kürbis‘.

Der Flaschenkürbis ist eine sehr alte Kulturpflanze, die ursprünglich wohl aus Afrika stammt. Aber auch aus Südamerika und Thailand sind Samenfunde aus der Zeit um 6000 - 12000 v.Chr. bekannt. Man nimmt an, dass die Art mehrfach unabhängig voneinander in Südasien, Afrika und Südamerika in Kultur genommen wurde; die Wildform ist jedoch unbekannt. Junge Früchte der nicht bitteren Arten können wie Zucchini oder Schmorgurken zubereitet werden. Aus den harten, trockenen, Wasser undurchlässigen, dabei sehr leichten Fruchtschalen der reifen, getrockneten Früchte stellte man verschiedenste Aufbewahrungsgefäße her. Wie der niederl. Name Pelgrimsfles noch heute besagt, dienten Kalebassen den Jakobspilgern als ideale „Feldflaschen" auf ihrer Wanderung nach Santiago di Compostela. Auch Walafrid Strabo beschließt sein Gedicht:

„Dieser Krug, verpichst du ihn wohl mit Pechleim, bewahret
Lange dir frisch die Gaben des spendenden Bacchus Lyaeus."

Andere Nutzungen reichten von Schwimmern für Fischernetze, Masken, Grillenkäfigen, über Musikinstrumente (z.B. die indische Sitar, südamerikanische Rumbakugeln) bis hin zu Penisfutteralen im nördlichsten Südamerika, Neuguinea und südlichen Ostafrika. Dioskorides empfahl das rohe oder gekochte Kürbisfleisch äußerlich aufgelegt zur Linderung bei Fieber, Geschwüren, Gichtschmerzen. Wein aus einem ausgehöhlten Kürbis genossen, habe eine abführende Wirkung. Auch Hildegard von BingenN würdigte den „Kurbesza" als wertvolles Gewächs.

In China haben verschiedenste Kürbisarten eine symbolhafte Bedeutung. Ein symmetrisch geteilter Kürbis symbolisiert Yin und Yang. In China und Korea gibt es in ländlichen Gegenden viele von Kürbis überrankte Lauben. Man sagt dort: „In einer Kürbislaube findest du leichter die vollkommene Harmonie als in einem großen Palast". Da Kalebassen Aufbewahrungsgefäße für Medizin waren, wurden sie in China zum Emblem der Ärzte und Apotheker, und übertragen zum Symbol der Langlebigkeit. So werden z.B. Neujahrskarten mit Kürbisdarstellungen verschickt. In Schwarzafrika gilt der Kürbis wegen Form und Samenmenge als Symbol für Gebärmutter und Fruchtbarkeit. Der Kürbis, der rasch wächst und dicke, aber oft hohle und nicht nahrhafte Frucht trägt, ist aber auch ein Symbol für Dummheit und Emporkömmlinge, die sich aufblähen, aber schnell vergehen.
 

zum Seitenanfang
 

Heutige Bedeutung und Verwendung

Das faserige, ballaststoffreiche Fruchtfleisch enthält 85-95 % Wasser, aber auch Kohlehydrate, Eiweiß, Calcium, Eisen, Provitamin A, Vitamine der B-Gruppe sowie Vitamin C. Es schmeckt leicht parfümiert bis neutral und ist mit ca. 20 kcal/100 g verzehrbaren Fruchtanteils wenig nahrhaft. Es wirkt harntreibend bei Nierenerkrankungen und reife Kürbiskerne sind ein bewährtes Bandwurmmittel.

Die Kalebasse ist in allen tropischen und subtropischen Gebieten, aber auch nördlicher, z.B. auf dem Balkan, als Kulturpflanze verbreitet. Junge Früchte und die Sprosse nicht bitterer Sorten werden als Gemüse gegessen; aus den Samen presst man Öl. Die Nutzung als kunstvoll gestaltetes Gefäß ist immer noch verbreitet. So werden im südlichen Südamerika besonders kleine Früchte gezüchtet, um den Paraguay- oder Yerba-Maté-Tee (maté = Flaschenkürbis) daraus zu trinken.

Zu großen Ehren kommt die Kalebasse in diesen Tagen, weil der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt e.V. (VEN) sie zur Kulturpflanze des Jahres 2002 gewählt hat.
 

 

zum Seitenanfang

[Eine Seite zurück]  [Zur Übersichtsseite über den Karlsgarten]  [Home]
 

zuletzt geändert am: 1.III.2002