Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
cucurbitas |
|
Cucurbita lagenaria L. | Cucurbitaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Flaschenkürbis ist
eine einjährige, dem Boden anliegende, oder mit verzweigten Sprossranken
kletternde Pflanze. Die kräftigen Stängel sind drüsig behaart
und können mehrere Meter lang werden. Die Blätter sind samtweich
behaart, am Grunde herzförmig, sonst fast rund. Die fünfzähligen
weißen Blüten sind eingeschlechtlich (entweder männlich
mit Staubblättern oder weiblich mit Griffel und Narben) und öffnen
sich im Unterschied zu den gelben, tagsüber geöffneten Blüten
der Gattung Cucurbita erst abends. Die Bestäubung erfolgt durch
Insekten. Die vielgestaltige Früchte können je nach Sorte zwischen
10 cm und 1 m lang werden, bis 1 kg schwer sein und sind botanisch betrachtet
Beeren.
Das Fruchtfleisch junger
Früchte der bitterstoffarmen Sorten ist weiß, fest und von mildem
Geschmack. Ihre Farbe ist gelbgrün, grün oder grün-weiß
gesprenkelt. Im hellgrünen Fruchtfleisch befinden sich bis 2 cm lange
und 8 mm breite, gefurchte, weiße oder braune Samen mit hohem Ölgehalt.
Die reifenden Früchte bilden eine 4 bis 6 mm dicke, feste und harte
Schale. Diese harten, trockenen, wasserundurchlässigen und dabei sehr
leichten Fruchtschalen stellen für den Transport im Wasser eine ideale
Verpackung dar und die Früchte sind ähnlich wie Kokosnüsse
schwimmfähig, was ihre Verbreitung und Verwilderung sehr begünstigt.
Ab Mitte Mai können vorgezogene Pflänzchen an nährstoffreiche,
vollsonnige, feuchte Standorten ausgepflanzt werden. Flaschenkürbisse
beanspruchen eine große Fläche und nehmen Rankhilfen jeder Art
gerne an.
Geschichte
Walafrid Strabo dichtete in seinem Gartengedicht „Hortulus" über den Kürbis:
Der Flaschenkürbis ist eine sehr alte Kulturpflanze, die ursprünglich wohl aus Afrika stammt. Aber auch aus Südamerika und Thailand sind Samenfunde aus der Zeit um 6000 - 12000 v.Chr. bekannt. Man nimmt an, dass die Art mehrfach unabhängig voneinander in Südasien, Afrika und Südamerika in Kultur genommen wurde; die Wildform ist jedoch unbekannt. Junge Früchte der nicht bitteren Arten können wie Zucchini oder Schmorgurken zubereitet werden. Aus den harten, trockenen, Wasser undurchlässigen, dabei sehr leichten Fruchtschalen der reifen, getrockneten Früchte stellte man verschiedenste Aufbewahrungsgefäße her. Wie der niederl. Name Pelgrimsfles noch heute besagt, dienten Kalebassen den Jakobspilgern als ideale „Feldflaschen" auf ihrer Wanderung nach Santiago di Compostela. Auch Walafrid Strabo beschließt sein Gedicht:
Andere Nutzungen reichten von Schwimmern für Fischernetze, Masken, Grillenkäfigen, über Musikinstrumente (z.B. die indische Sitar, südamerikanische Rumbakugeln) bis hin zu Penisfutteralen im nördlichsten Südamerika, Neuguinea und südlichen Ostafrika. Dioskorides empfahl das rohe oder gekochte Kürbisfleisch äußerlich aufgelegt zur Linderung bei Fieber, Geschwüren, Gichtschmerzen. Wein aus einem ausgehöhlten Kürbis genossen, habe eine abführende Wirkung. Auch Hildegard von BingenN würdigte den „Kurbesza" als wertvolles Gewächs.
In China haben verschiedenste
Kürbisarten eine symbolhafte Bedeutung. Ein symmetrisch geteilter
Kürbis symbolisiert Yin und Yang. In China und Korea gibt es in ländlichen
Gegenden viele von Kürbis überrankte Lauben. Man sagt dort: „In
einer Kürbislaube findest du leichter die vollkommene Harmonie als
in einem großen Palast". Da Kalebassen Aufbewahrungsgefäße
für Medizin waren, wurden sie in China zum Emblem der Ärzte und
Apotheker, und übertragen zum Symbol der Langlebigkeit. So werden
z.B. Neujahrskarten mit Kürbisdarstellungen verschickt. In Schwarzafrika
gilt der Kürbis wegen Form und Samenmenge als Symbol für Gebärmutter
und Fruchtbarkeit. Der Kürbis, der rasch wächst und dicke, aber
oft hohle und nicht nahrhafte Frucht trägt, ist aber auch ein Symbol
für Dummheit und Emporkömmlinge, die sich aufblähen, aber
schnell vergehen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Das faserige, ballaststoffreiche
Fruchtfleisch enthält 85-95 % Wasser, aber auch Kohlehydrate, Eiweiß,
Calcium, Eisen, Provitamin A, Vitamine der B-Gruppe sowie Vitamin C. Es
schmeckt leicht parfümiert bis neutral und ist mit ca. 20 kcal/100
g verzehrbaren Fruchtanteils wenig nahrhaft. Es wirkt harntreibend bei
Nierenerkrankungen und reife Kürbiskerne sind ein bewährtes Bandwurmmittel.
Die Kalebasse ist in allen
tropischen und subtropischen Gebieten, aber auch nördlicher, z.B.
auf dem Balkan, als Kulturpflanze verbreitet. Junge Früchte und die
Sprosse nicht bitterer Sorten werden als Gemüse gegessen; aus den
Samen presst man Öl. Die Nutzung als kunstvoll gestaltetes Gefäß
ist immer noch verbreitet. So werden im südlichen Südamerika
besonders kleine Früchte gezüchtet, um den Paraguay- oder Yerba-Maté-Tee
(maté = Flaschenkürbis) daraus zu trinken.
Zu großen Ehren kommt
die Kalebasse in diesen Tagen, weil der Verein zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt
e.V. (VEN) sie zur Kulturpflanze des Jahres 2002 gewählt hat.
[Eine
Seite zurück] [Zur Übersichtsseite
über den Karlsgarten] [Home]
zuletzt geändert am: 1.III.2002