Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
laurus
85
Laurus nobilis L.  Lauraceae

 
 Lorbeerbaum
deutscher Name 
 Laurier
niederländischer Name 
 Laurier commun
französischer Name 
 Bay laurel
englischer Name 
Beschreibung

Geschichte

Verwendung


 

Botanische Beschreibung der Art

Der Lorbeer ist ein zweihäusiger, immergrüner Strauch oder Waldbaum, der 2 bis 8 m hoch werden kann, mit aufrechten, dicht beblätterten, kahlen Ästen. Die kurz gestielten, dunkelgrünen, ledrigen Blätter sind 8-12 cm lang, 3-4 cm breit, lanzettförmig, leicht wellenförmig ganzrandig und erscheinen wegen vieler Öldrüsen punktiert. Die in Dolden aus den Blattachseln entspringenden männlichen Blüten haben vier weißliche Blumenblätter und viele Staubgefäße und sind teilweise mit Nektar absondernden Drüsen ausgestattet. Die weiblichen Blüten haben wenige verkümmerte Staubgefäße und einen Stempel, der sich nach der Befruchtung zu einer schwarzblauen, olivengroßen Steinfrucht entwickelt. Blütezeit ist März bis Mai, die Früchte reifen im Herbst. Die Verbreitung erfolgt durch Vögel.

Der Lorbeerbaum ist nicht winterhart. Er stammt aus Kleinasien und gedeiht im gesamten Mittelmeerraum, aber auch noch in Südirland. Kübelpflanzen sollten stets feucht gehalten und auch die Blätter öfters mit lauwarmem Wasser abgespritzt werden, um ein Vergilben zu verhindern. Die Pflanze sollte hell und kühl überwintert werden. Die Ernte der Blätter ist ganzjährig möglich.
 

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Geschichte

Der griech. Name Daphne für den Lorbeer (der lat. Name laurus geht auf Plinius zurück) führt direkt in die Mythologie des Baumes, die Ovid in seinen Metamorphosen besingt: Der siegesgewohnte griechische Gott Apollon umwarb und begehrte die Nymphe Daphne. Die hübsche und wilde Jungfrau widerstand und entzog ihm jedoch, indem sie sich von ihrer Mutter Gaia in einen Lorbeerbaum verwandeln ließ. Apollon verzweifelte: "Weil es mir verwehrt ist, dass du Gattin mir werdest, sollst du doch sicher, ich will es, als Baum mir gehören: für immer wirst du, oh Lorbeer, das Haar, die Leier, den Köcher mir schmücken ..." Die Apollon geweihte Orakelstätte von Delphi war folglich ein Lorbeerhain. Die im Tempel des Heiligtums sitzende Seherin Pythia verkündete das Schicksal. Nur ihr war es gestattet, die Blätter vom heiligen Lorbeerbaum zu pflücken, die sie kaute oder den Rauch aus verbrannten Blättern einatmete, um sich in Trance zu versetzen. Die psychoaktive Wirkung der Blätter ist nicht bewiesen, aber in den mesopotamischen Kulturen wurde Lorbeer zumindest als kultisches Räuchermittel verwendet, mit der Kraft, Verborgenes zu schauen. Dieser Glaube hielt sich auch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Auch wegen seines Verwesung vertreibenden aromatischen Geruchs war der Lorbeer bei den Griechen dem Seuche bringenden und gleichzeitig Seuche vertreibenden Gott Apollon geweiht. Der Sage nach reinigte sich dieser im wilden thessalischen Tempetal nach siegreich überstandenem Kampf gegen den Pythondrachen mit Lorbeerblättern von Drachenblut und zog dann als gereinigter Sieger in Delphi ein.

Aus diesem Bild entwickelte sich bei Griechen und Römern der Siegerkranz, der nach der Schlacht zur symbolischen Reinigung von vergossenem Blut getragen wurde. Auch Pergamentrollen, die Siegesnachrichten überbrachten (litterae laureatae), wurden mit Lorbeer umwunden. Später erweiterte sich die Symbolik vom reinen Sieges- zum Friedenskranz. Die Vorstellung der entsühnenden kathartischen Kräfte des Lorbeers blieb noch über Jahrhunderte enthalten. "Lass Herr des Opfers Düfte steigen / Und mit des Lorbeers muntern Zweigen / Bekränze dir dein festlich Haar ..." so schrieb Friedrich von Schiller. Ob der Genuss der Blätter des Lorbeerbaumes nicht nur seherische Fähigkeiten, sondern auch Inspiration verleiht, ist zwar nicht bewiesen, aber dennoch wurde Apollon zum Gott der Dichtkunst. Der Lorbeerkranz ist bis in unsere Zeiten das Symbol der Dichter und Musiker, die die Kraft besitzen, zu begeistern und zu entrücken.

Das Christentum griff die Sage der den liebestrunkenen Gott abweisenden Daphne auf und machte den Lorbeer zum Symbol der Keuschheit; man pries gar Maria als „Himmlischer Lorbeer". Seit der Renaissance fand der immergrüne Baum als Symbol für Unsterblichkeit im mitteleuropäischen Begräbniskult Verwendung. In den zahlreichen Vanitas-Bildern des Barock waren Lorbeerzweige wichtige Objekte. Gemäß der Mahnung Apollons: "Erkenne dich selbst!" standen die Lorbeerzweige in den Bildern für die nicht sich selbst überschätzende und dem Hochmut, der Hybris, Einhalt gebietende Einsicht: "Vergiss nicht, dass du sterblich bist!"

Schon im alten Rom brachte ein verdorrender Lorbeerbaum Unglück über das Haus. Ebenso behaupteten die Römer ohne, dass es einen Beweis dafür gäbe, dass in Lorbeer niemals der Blitz einschlage. Kaiser Tiberius setzte daher, wenn ein Gewitter drohte, einen Lorbeerkranz auf.

Der Lorbeer war den Schutzpatronen der Heilkunst Apoll und Äskulap geweiht. Die Lorbeerfrüchte wurden in der Volksmedizin zur Beförderung der Wehen und der Periodenblutung, gegen Wechselfieber und Kolik innerlich verordnet. Äußerlich dienten sie pulverisiert als Mittel für Aufgüsse gegen Krätze und gegen Ohrenschmerzen, sowie als Diuretikum. Das salbenartige grüne Öl der Früchte wurde gegen Koliken auf den Bauch gerieben und bei rheumatischen Schmerzen, aber auch Geschwüren aufgetragen. Es sollte auch Müdigkeit vertreiben. Klein gestoßene Blätter wurden bei Bienenstichen aufgetragen. Dioskorides schreibt, dass Lorbeerrinde Nierensteine bricht und gut bei Leberschwäche ist. Er empfiehlt ein Bad im Lorbeersud bei Blasen- und Gebärmutterleiden. Hildegard von Bingen empfiehlt Wein mit Lorbeer gegen Gicht und Fieber und auch das Lorbeeröl äußerlich gegen Gicht. Die Beeren in Wein gekocht sollten die stinkenden Säfte im Magen überwinden und rechte Säfte im Körper bereiten. Auch die zerstoßene Wurzel fand Verwendung.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Blätter des Lorbeerbaums enthalten 1-3% etherisches Öl, davon zur Hälfte Cineol. Weiter sind Schleim- und Gerbstoffe enthalten. Die beerenartigen Steinfrüchte enthalten 0,8-4% etherisches Öl mit ähnlichen Bestandteilen wie die Blätter, außerdem noch ca. 26% fettes Öl. Lorbeer beruhigt den Magen und fördert die Bildung von Verdauungssekreten. Als Gewürz geerntet und vorsichtig im Schatten getrocknet werden die jungen Blätter. Sie dienen zur Würzung von schwerverdaulichen Fleisch- und Fischspeisen, eingelegten Gurken und Heringen, für Suppen, Sülze und zur Essigaromatisierung. Medizinisch wird das sogenannte Loröl aus den Früchten verwendet. Es ist wegen seiner antiseptischen und durchblutungsfördernden Wirkung Bestandteil von erweichenden Salben für Geschwüre und Hauterkrankungen. Salbenartiges Lorbeeröl findet sich als Bestandteil in Massagecremes für Sportverletzungen, sowie in reiner Form in der Veterinärmedizin als Eutersalbe. Außerdem dient es in der Kosmetik zur Aromatisierung von Produkten. Ein Absud der Blätter dem Badewasser zugegeben lindert Gliederschmerzen. Mit den Blättern werden in südliche Ländern getrocknete Feigen und Lakritze verpackt, um Rüsselkäfer fern zu halten. Heutige Hauptanbaugebiete liegen in Italien, auf dem Balkan, in Griechenland und der Türkei.
 


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zuletzt geändert am: 9.VII.2004