Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
laurus |
|
Laurus nobilis L. | Lauraceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Der Lorbeer ist ein zweihäusiger,
immergrüner Strauch oder Waldbaum, der 2 bis 8 m hoch werden kann,
mit aufrechten, dicht beblätterten, kahlen Ästen. Die kurz gestielten,
dunkelgrünen, ledrigen Blätter sind 8-12 cm lang, 3-4 cm breit,
lanzettförmig, leicht wellenförmig ganzrandig und erscheinen
wegen vieler Öldrüsen punktiert. Die in Dolden aus den Blattachseln
entspringenden männlichen Blüten haben vier weißliche Blumenblätter
und viele Staubgefäße und sind teilweise mit Nektar absondernden
Drüsen ausgestattet. Die weiblichen Blüten haben wenige verkümmerte
Staubgefäße und einen Stempel, der sich nach der Befruchtung
zu einer schwarzblauen, olivengroßen Steinfrucht entwickelt. Blütezeit
ist März bis Mai, die Früchte reifen im Herbst. Die Verbreitung
erfolgt durch Vögel.
Der Lorbeerbaum ist nicht
winterhart. Er stammt aus Kleinasien und gedeiht im gesamten Mittelmeerraum,
aber auch noch in Südirland. Kübelpflanzen sollten stets feucht
gehalten und auch die Blätter öfters mit lauwarmem Wasser abgespritzt
werden, um ein Vergilben zu verhindern. Die Pflanze sollte hell und kühl
überwintert werden. Die Ernte der Blätter ist ganzjährig
möglich.
Geschichte
Der griech. Name Daphne
für den Lorbeer (der lat. Name laurus geht auf Plinius zurück)
führt direkt in die Mythologie des Baumes, die Ovid in seinen Metamorphosen
besingt: Der siegesgewohnte griechische Gott Apollon umwarb und begehrte
die Nymphe Daphne. Die hübsche und wilde Jungfrau widerstand und entzog
ihm jedoch, indem sie sich von ihrer Mutter Gaia in einen Lorbeerbaum verwandeln
ließ. Apollon verzweifelte: "Weil es mir verwehrt ist, dass du Gattin
mir werdest, sollst du doch sicher, ich will es, als Baum mir gehören:
für immer wirst du, oh Lorbeer, das Haar, die Leier, den Köcher
mir schmücken ..." Die Apollon geweihte Orakelstätte von Delphi
war folglich ein Lorbeerhain. Die im Tempel des Heiligtums sitzende Seherin
Pythia verkündete das Schicksal. Nur ihr war es gestattet, die Blätter
vom heiligen Lorbeerbaum zu pflücken, die sie kaute oder den Rauch
aus verbrannten Blättern einatmete, um sich in Trance zu versetzen.
Die psychoaktive Wirkung der Blätter ist nicht bewiesen, aber in den
mesopotamischen Kulturen wurde Lorbeer zumindest als kultisches Räuchermittel
verwendet, mit der Kraft, Verborgenes zu schauen. Dieser Glaube hielt sich
auch im Mittelalter und in der frühen Neuzeit. Auch wegen seines Verwesung
vertreibenden aromatischen Geruchs war der Lorbeer bei den Griechen dem
Seuche bringenden und gleichzeitig Seuche vertreibenden Gott Apollon geweiht.
Der Sage nach reinigte sich dieser im wilden thessalischen Tempetal nach
siegreich überstandenem Kampf gegen den Pythondrachen mit Lorbeerblättern
von Drachenblut und zog dann als gereinigter Sieger in Delphi ein.
Aus diesem Bild entwickelte
sich bei Griechen und Römern der Siegerkranz, der nach der Schlacht
zur symbolischen Reinigung von vergossenem Blut getragen wurde. Auch Pergamentrollen,
die Siegesnachrichten überbrachten (litterae laureatae), wurden mit
Lorbeer umwunden. Später erweiterte sich die Symbolik vom reinen Sieges-
zum Friedenskranz. Die Vorstellung der entsühnenden kathartischen
Kräfte des Lorbeers blieb noch über Jahrhunderte enthalten. "Lass
Herr des Opfers Düfte steigen / Und mit des Lorbeers muntern Zweigen
/ Bekränze dir dein festlich Haar ..." so schrieb Friedrich von Schiller.
Ob der Genuss der Blätter des Lorbeerbaumes nicht nur seherische Fähigkeiten,
sondern auch Inspiration verleiht, ist zwar nicht bewiesen, aber dennoch
wurde Apollon zum Gott der Dichtkunst. Der Lorbeerkranz ist bis in unsere
Zeiten das Symbol der Dichter und Musiker, die die Kraft besitzen, zu begeistern
und zu entrücken.
Das Christentum griff die
Sage der den liebestrunkenen Gott abweisenden Daphne auf und machte den
Lorbeer zum Symbol der Keuschheit; man pries gar Maria als „Himmlischer
Lorbeer". Seit der Renaissance fand der immergrüne Baum als Symbol
für Unsterblichkeit im mitteleuropäischen Begräbniskult
Verwendung. In den zahlreichen Vanitas-Bildern des Barock waren Lorbeerzweige
wichtige Objekte. Gemäß der Mahnung Apollons: "Erkenne dich
selbst!" standen die Lorbeerzweige in den Bildern für die nicht sich
selbst überschätzende und dem Hochmut, der Hybris, Einhalt gebietende
Einsicht: "Vergiss nicht, dass du sterblich bist!"
Schon im alten Rom brachte
ein verdorrender Lorbeerbaum Unglück über das Haus. Ebenso behaupteten
die Römer ohne, dass es einen Beweis dafür gäbe, dass in
Lorbeer niemals der Blitz einschlage. Kaiser Tiberius setzte daher, wenn
ein Gewitter drohte, einen Lorbeerkranz auf.
Der Lorbeer war den Schutzpatronen
der Heilkunst Apoll und Äskulap geweiht. Die Lorbeerfrüchte wurden
in der Volksmedizin zur Beförderung der Wehen und der Periodenblutung,
gegen Wechselfieber und Kolik innerlich verordnet. Äußerlich
dienten sie pulverisiert als Mittel für Aufgüsse gegen Krätze
und gegen Ohrenschmerzen, sowie als Diuretikum. Das salbenartige grüne
Öl der Früchte wurde gegen Koliken auf den Bauch gerieben und
bei rheumatischen Schmerzen, aber auch Geschwüren aufgetragen. Es
sollte auch Müdigkeit vertreiben. Klein gestoßene Blätter
wurden bei Bienenstichen aufgetragen. Dioskorides schreibt, dass Lorbeerrinde
Nierensteine bricht und gut bei Leberschwäche ist. Er empfiehlt ein
Bad im Lorbeersud bei Blasen- und Gebärmutterleiden. Hildegard von
Bingen empfiehlt Wein mit Lorbeer gegen Gicht und Fieber und auch das Lorbeeröl
äußerlich gegen Gicht. Die Beeren in Wein gekocht sollten die
stinkenden Säfte im Magen überwinden und rechte Säfte im
Körper bereiten. Auch die zerstoßene Wurzel fand Verwendung.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Blätter des Lorbeerbaums
enthalten 1-3% etherisches Öl, davon zur Hälfte Cineol. Weiter
sind Schleim- und Gerbstoffe enthalten. Die beerenartigen Steinfrüchte
enthalten 0,8-4% etherisches Öl mit ähnlichen Bestandteilen wie
die Blätter, außerdem noch ca. 26% fettes Öl. Lorbeer beruhigt
den Magen und fördert die Bildung von Verdauungssekreten. Als Gewürz
geerntet und vorsichtig im Schatten getrocknet werden die jungen Blätter.
Sie dienen zur Würzung von schwerverdaulichen Fleisch- und Fischspeisen,
eingelegten Gurken und Heringen, für Suppen, Sülze und zur Essigaromatisierung.
Medizinisch wird das sogenannte Loröl aus den Früchten verwendet.
Es ist wegen seiner antiseptischen und durchblutungsfördernden Wirkung
Bestandteil von erweichenden Salben für Geschwüre und Hauterkrankungen.
Salbenartiges Lorbeeröl findet sich als Bestandteil in Massagecremes
für Sportverletzungen, sowie in reiner Form in der Veterinärmedizin
als Eutersalbe. Außerdem dient es in der Kosmetik zur Aromatisierung
von Produkten. Ein Absud der Blätter dem Badewasser zugegeben lindert
Gliederschmerzen. Mit den Blättern werden in südliche Ländern
getrocknete Feigen und Lakritze verpackt, um Rüsselkäfer fern
zu halten. Heutige Hauptanbaugebiete liegen in Italien, auf dem Balkan,
in Griechenland und der Türkei.
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zuletzt geändert am: 9.VII.2004