Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
sisimbrium |
|
Mentha aquatica L. | Lamiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Minzen bilden eine eigene
Gattung, Mentha, und gehören zu den Lippenblütlern oder
Taubnesselgewächsen. Die typischen Familienmerkmale wie vierkantigen
Stängel, kreuzgegenständige Blätter, die zur trichter- lippenförmigen
Röhre verwachsenen Kronblätter und die vier nüsschenartigen
sog. Klausenfrüchte sind allen gemeinsam. Die Minzen-Arten sind untereinander
aber, obwohl sie mit geläufigen Namen als Poleiminze, Wasser-Minze,
Krause Minze, Pfefferminze, Grüne Minze, Pferde-Minze u.a. bezeichnet
werden, nur schwer auseinander zu halten, was nicht zuletzt darin begründet
ist, dass sie häufig untereinander Bastarde bilden. Verbreitet sind
Minzen in Europa, Asien und Afrika. Sie kommen auf feuchten oder nassen
Böden vor und wachsen im flachen Wasser.
Die Wasser- oder Bachminze
(alter Name Fischminze) besiedelt Bäche und kann mit ihren Ausläufern
rutschige Teichufer befestigen. Sie bevorzugt stickstoffreichen, nassen,
zeitweise überschwemmten humosen oder tonigen Boden. Sie wächst
aufrecht, wird 20 - 80 cm hoch und kriecht mit langen Ausläufertrieben,
die schließlich ein dichtes Geflecht bilden, über den Boden.
Die Kanten des Stängels sind oft dicht und abstehend mit etwas rückwärts
gerichteten Haaren bestanden. Die Blätter sind kurz gestielt, eiförmig
bis lanzettlich,2 – 8 cm lang und 1,5 – 4 cm breit, oberseits wenig, unterseits
etwas dichter behaart, der Rand ist deutlich gezähnt. Schon ohne die
Blätter zu zerreiben riecht die Pflanze auffallend aromatisch. Die
Blüten stehen kurz gestielt in kurzen Ähren, kopfig kugelig gehäuft
am Ende der Triebe und zu Quirlen angeordnet in den Achseln der oberen
Blätter. Der Kelch ist röhrig verwachsen, etwa 4 mm lang, mit
5 gleichartigen, fast linealen Zipfeln, die nur leicht behaart sind. Die
6 – 7 mm lange Krone ist intensiv rosalila gefärbt. Die Oberlippe
ist kaum größer als jeder Lappen der 3-teiligen Unterlippe,
die Krone erscheint somit regelmäßig 4-lappig. Diese sind zungenförmig
bis sehr schmal eiförmig und neigen nicht zusammen. Die Wasserminze
blüht in der Zeit von Juli bis Oktober.
Geschichte
Walahfried Strabo, Abt auf
der Reichenau in karolingischer Zeit, sagt in seinem Gartengedicht von
den Minzen: "Nimmer fehle mir auch ein Vorrat gewöhnlicher Minze,
So verschieden nach Sorten und Arten, nach Farben und Kräften." und
an anderer Stelle weiter: "Wenn aber einer die Kräfte und Arten und
Namen der Minze / Samt und sonders zu nennen vermöchte, so müsste
er gleich auch / Wissen, wie viele Fische im Roten Meere wohl schwimmen,
/ Oder wieviele Funken Vulcanus, der Schmelzgott von Lemnos, / Schickt
in die Lüfte empor aus den riesigen Essen des Aetna." Offensichtlich
schätzte man die Minzen sehr, zerbrach sich aber schon damals den
Kopf über die Arten und Sorten; nicht von ungefähr sind mit puledium,
sisimbrium, mentam, mentastrum und neptam im Capitulare fünf von ihnen
verzeichnet. Die aromatische Frauenminze riecht zwar auch sehr "minzig",
sollte aber nicht hinzugerechnet werden, da es sich bei ihr um ein Korbblütergewächs
handelt.
In der Antike war die Wasser-Minze
zusammen mit der Polei-Minze wahrscheinlich Bestandteil des kykeon,
des Einweihungstrankes der eleusinischen Mysterien, wo man den Kult der
Demeter und ihrer Tochter Persephone (Gottheiten der Fruchtbarkeit) zelebrierte
und über die man wenig weiß, weil sie naturgemäß
strengster Geheimhaltung unterlagen. Man vermutet aber, dass durch den
Genuss des Trankes, eine Art Bier, das möglicherweise auch Opium,
Taumellolch, (Mutterkorn?) und einige psychoaktive Pilze enthielt, die
Eingeweihten kollektive psychedelische Visionen erlebten.
"Der Bachmüntzen same
in Wein getruncken / ist gut wider die harnwinde / das trüpflich Harnen
/ und den stein / Sänfftiget den Schmertzen deß Grimmens / und
stillet das Kluxen. Die Blätter wider das Hauptwehe / in der Gestalt
eines Pflasters / ober die Schläff und Stirn gelegt." schreibt Dioskorides.
Man flocht daher auch gerne die Wasser-Minze in Kränze, die man auf
dem Kopf trug, was übrigens auch Pfarrer Sebastian Kneipp gegen Kopfschmerzen
empfahl. Als Tee oder als Pulver getrunken stärkt sie den Magen. Geschwächten
Kranke, die an Herzklopfen, Übelkeit und Erbrechen leiden, wurde sie
regelmäßig verabreicht. Nach Hildegard von Bingen sollte sie
roh oder gekocht mit Fleisch oder in Suppen oder in Mus oft gegessen werden,
wenn der Magen von vielen Speisen und Getränken beschwert wird und
er daher "dämpfig" ist. Wem die Gicht schadet, verordnet Hildegard
den Saft der Krausen Minze - man sah in ihr eine krausblättrige Form
der Wasserminze - vermischt mit Wein morgens und abends und zur Nacht zu
trinken und die Gicht wird weichen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Minzen enthalten etherisches
Öl, das sich aus Menthofuran (40 – 50 %), alpha- und beta-Pinen, beta-Caryophyllen,
1,8-Cineol, Germacren D, Limonen und Menthol zusammensetzt, ferner Gerbstoffe
und Bitterstoffe. Menthol tritt in Wechselwirkung mit den temperaturempfindlichen
Rezeptoren der Haut, bewirkt ein Kältegefühl und wird als Analgetikum
(leichte Betäubung) empfunden. Minzen wirken zusammenziehend (adstringierend),
regen den Appetit und den Gallenfluss an, tragen so zu einer verbesserten
Verdauung bei und lösen Krämpfe. Innerlich finden sie Anwendung
bei Durchfall, Magendarmkatarrh, Erkältungen und schmerzhafter Menstruation.
Eine Überdosierung verursacht Erbrechen.
Die Japanische Minze (Mentha
arvensis var. haplocalyx) wird zur Gewinnung von Menthol angebaut.
Das in Apotheken erhältliche Japanische Heilöl besitzt keimtötende
Wirkung und kommt häufig bei angehenden Erkältungen vorbeugend
zur Anwendung. In der ayurwedischen Medizin sind die Indikationen für
Minze: Erkältungen, Fieber, Halsschmerzen, Ohrenschmerzen Verdauungsstörungen,
nervöse Unruhe Kopfschmerzen. Die leicht beruhigende Wirkung der Minzen
auf die Nerven und die Verdauung hilft, den Körper zu entspannen und
Geist und Sinne zu erfrischen.
Zum Schluss noch eine Anmerkung
betreffend das schon von Walahfried Strabo ausgesprochene Wirrwar der Arten
und Sorten der Minzen: Mentha crispa, die Krause Minze, ist seit
Alters her als Kulturpflanze bekannt und wird seit dem Mittelalter unter
diesem Namen geführt. Heute wird sie nach neueren Untersuchungen nicht
mehr als krausblättrige Varietät der Wasser-Minze zugerechnet,
sondern als solche der Art Mentha spicata, der Ährenminze,
zugeordnet. Das wiederum wird aber nicht unumstritten von allen Bearbeitern
so akzeptiert, denn es gibt offensichtlich doch auch krause Formen der
Wasser-Minze Mentha aquatica.
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zuletzt geändert am: 26.XII.2001