Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
mentastrum |
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Mentha longifolia (L.) L. | Lamiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Ross-Minze wächst
aufrecht, wird 40 - 100 cm hoch und hat lange Ausläufer. Diese befinden
sich aber im Erdreich und kriechen nie oberirdisch auf dem Boden. Die vierkantigen
oder leicht rundlichen Stengel sind im oberen Bereich reicher verzweigt,
mäßig dicht bis schütter, meist kurz behaart. Die Blätter
sind kreuzgegenständig und ungestielt, sitzend angeordnet. Sie sind
eiförmig - lanzettlich, 3 - 9 cm lang und 1 – 3 cm breit, mit meist
deutlichen und scharfen nach vorne gerichteten Zähnen. Oberseits sind
sie fast kahl, unterseits kurz und dicht bis filzig behaart. An der Basis
sind die Blätter zuweilen gerunzelt. Die zahlreichen Blüten stehen
kurz gestielt in dichten, höchstens an der Basis etwas lappig-lückigen
Scheinähren am Ende des Stengels und der Seitenäste. Die
Stengel im Blütenbereich und die Blütenstiele sind dicht aber
sehr kurz behaart. Der röhrig verwachsene, dicht kurzhaarige Kelch
ist, 2 – 3 mm lang, mit 5 kurzen, aber linealen Zähnen. Die 3 – 4
mm lange Krone ist lila bis rosa oft ziemlich hell gefärbt. Die Oberlippe
ist kaum größer als jeder Lappen der 3-teiligen Unterlippe und
erscheint somit regelmäßig 4-lappig. Die Kronzipfel sind abgerundet,
leicht wellig und neigen mäßig zusammen.
Die Ross-Minze blüht
von Juli bis September. Sie braucht nassen, kalk- und stickstoffreichen
Tonboden. Im Tiefland ist sie selten, ebenfalls im Mittelgebirge auf kalkarmen
oder kalkfreien Böden. Ansonsten kommt sie zerstreut und oft in Beständen
mit ansehnlicher Individuendichte vor.
Hinweis für das Sammeln
der Minzen: Genutzt werden nicht nur die Blätter, sondern die
ganzen Pflanzen; zur Gewinnung des etherischen Öls durch Wasserdampfdestillation
die Triebspitzen der blühenden Pflanzen. Der günstigste Zeitpunkt
liegt zu Beginn der Blütezeit von Juni bis August. Gesammelt werden
sollte nur bei trockenem Wetter nach Verdunsten des Morgentaus. Günstigste
Tageszeit ist der Mittag bei vollem Sonnenschein, da dann der Ölgehalt
am höchsten ist. Am besten eignet sich die Pfefferminze, bei den anderen
Arten kann ein leicht dumpfer oder muffiger Beigeschmack auftreten. In
jedem Fall müssen die Blätter sehr gründlich getrocknet
werden und danach luftig, nicht in verschlossenen Gefäßen, am
besten in einem Leinensäckchen an einem trockenen Platz aufbewahrt
werden. Ein wichtiger Hinweis sollte Beachtung finden: Minzen werden gelegentlich
von Mehltau und Pfefferminzrost, einer Pilzerkrankung, die sich durch dunkelbraune
Pusteln auf den Unterseiten der Blätter zu erkennen gibt, befallen.
Diese Pflanzen dürfen nicht gesammelt werden!
Geschichte
In der Bibel ist bei Matthäus
23,23 neben Dill (einige Übersetzer meinen Anis) und Kümmel auch
Minze erwähnt, indem er die heuchlerischen Schriftgelehrten und Pharisäer
kritisiert, weil diese jene Pflanzen "verzehntet und die gewichtigeren
Stücke des Gesetztes außer acht lassen: das Recht und die Barmherzigkeit
und die Treue. Diese Dinge aber sollte man tun und jene nicht lassen."
Minzen wachsen im Heiligen Land an Gräben, Wasserläufen und in
Sümpfen, am häufigsten die Ross-Minze. Sie ist wohl in der Bibel
gemeint und gleichwohl der "Wilde Balsam" des Mittelalters; die Juden aßen
sie am Passahfest.
Nach der griech. Mythologie
verführte der Gott der Unterwelt, Hades, Minthe, die liebreizende
Tochter des Unterweltflussgottes, Kokytos, weil er nach dem Urteil des
Göttervaters Zeus die Hälfte des Jahres ohne seine Frau Persephone,
die er geraubt hatte, in der Unterwelt leben musste. Demeter, Göttin
der Fruchtbarkeit und Schwiegermutter des Hades, wurde darüber so
wütend, dass sie die schöne Minthe in Stücke riss und diese
am Berg Pylos verstreute. Aus diesen erwuchs Unkraut. Hades, im Dauerzwist
mit seiner Schwiegermutter und immer noch in Minthe verliebt, gab diesem
Unkraut sein Glied, das daraufhin einen unbeschreiblich aromatischen, balsamischen
Wohlgeruch (= hedyosmos, griech. Name der Ross-Minze, den auch Dioskorides
zitiert) annahm, der Menschen und Götter betört. Des Duftes wegen,
der anregt und zugleich löst, wurde die Minze lange als Liebesmittel
angesehen. Jeder griechische Bräutigam bekränzte sich zur Hochzeit
mit Minze. Sie war in der Antike das Symbol der leidenschaftlichen Liebe
und blieb dies bis ins 14. Jh. Ein altes griech. Sprichwort, dass man im
Krieg Minze weder säen noch ernten dürfe, deutete Aëtius
so, dass die durch Minze angefachte Leidenschaft alle Kräfte der Soldaten
aufzehre.
Schon früh erkannte
man aber die guten Eigenschaften der Minze als Körper und Geist stärkendes
Pharmakon. Als Zeus einst Philemon und Baucis besuchte, bekränzten
diese die Tafel mit Minze als Zeichen ihres Wunsches nach Gesundheit bis
ins hohe Alter. So sind bis heute die Minzen ein Symbol für Gesundheit,
Heilkraft, Gastfreundschaft und Liebesleidenschaft geblieben. Dioskorides
schreibt zur "Wilden Müntz" nicht viel, sondern nur, sie "hat harechtere
und breytere blätter dann die Fischmüntz / Sisymbrium, und einen
schwerlichen Geruch / und wird derhalben weniger dann die zame / von den
Gesunden gebraucht." Hildegard von Bingen verordnet die Blätter zerstoßen
und als Pflaster übergelegt, "wo Krätzemilben oder `snebelcza´
den Menschen fressend schädigen", damit diese Plagegeister sterben
und aufgrund der antiseptischen Wirkung der Minzblätter die Haut gereinigt
wird.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Minzen enthalten etherisches
Öl, das sich aus Menthofuran (40 – 50 %), alpha- und beta-Pinen, beta-Caryophyllen,
1,8-Cineol, Germacren D, Limonen und Menthol zusammensetzt, ferner Gerbstoffe
und Bitterstoffe. Menthol tritt in Wechselwirkung mit den temperaturempfindlichen
Rezeptoren der Haut, bewirkt ein Kältegefühl und wird als Analgetikum
(leichte Betäubung) empfunden.
Die Inhaltstoffe und Wirkungen
der Ross-Minze sind im großen und ganzen dieselben wie bei den anderen
Minzen. Die kandierten Blätter werden vor allem in der asiatischen
Küche verwand und in Indien sind sie als Gewürz eine Zutat für
Chutneys.
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zuletzt geändert am: 26.XII.2001