Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
mentastrum
43
Mentha longifolia (L.) L. Lamiaceae

 
     
 
 Ross-Minze
deutscher Name 
 Hertsmunt
niederländischer Name 
 menthe à longues feuilles
französischer Name 
 horse mint
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Die Ross-Minze wächst aufrecht, wird 40 - 100 cm hoch und hat lange Ausläufer. Diese befinden sich aber im Erdreich und kriechen nie oberirdisch auf dem Boden. Die vierkantigen oder leicht rundlichen Stengel sind im oberen Bereich reicher verzweigt, mäßig dicht bis schütter, meist kurz behaart. Die Blätter sind kreuzgegenständig und ungestielt, sitzend angeordnet. Sie sind eiförmig - lanzettlich, 3 - 9 cm lang und 1 – 3 cm breit, mit meist deutlichen und scharfen nach vorne gerichteten Zähnen. Oberseits sind sie fast kahl, unterseits kurz und dicht bis filzig behaart. An der Basis sind die Blätter zuweilen gerunzelt. Die zahlreichen Blüten stehen kurz gestielt in dichten, höchstens an der Basis etwas lappig-lückigen Scheinähren am Ende des Stengels  und der Seitenäste. Die Stengel im Blütenbereich und die Blütenstiele sind dicht aber sehr kurz behaart. Der röhrig verwachsene, dicht kurzhaarige Kelch ist, 2 – 3 mm lang, mit 5 kurzen, aber linealen Zähnen. Die 3 – 4 mm lange Krone ist lila bis rosa oft ziemlich hell gefärbt. Die Oberlippe ist kaum größer als jeder Lappen der 3-teiligen Unterlippe und erscheint somit regelmäßig 4-lappig. Die Kronzipfel sind abgerundet, leicht wellig und neigen mäßig zusammen.

Die Ross-Minze blüht von Juli bis September. Sie braucht nassen, kalk- und stickstoffreichen Tonboden. Im Tiefland ist sie selten, ebenfalls im Mittelgebirge auf kalkarmen oder kalkfreien Böden. Ansonsten kommt sie zerstreut und oft in Beständen mit ansehnlicher Individuendichte vor.

Hinweis für das Sammeln der Minzen: Genutzt werden nicht nur die Blätter, sondern die ganzen Pflanzen; zur Gewinnung des etherischen Öls durch Wasserdampfdestillation die Triebspitzen der blühenden Pflanzen. Der günstigste Zeitpunkt liegt zu Beginn der Blütezeit von Juni bis August. Gesammelt werden sollte nur bei trockenem Wetter nach Verdunsten des Morgentaus. Günstigste Tageszeit ist der Mittag bei vollem Sonnenschein, da dann der Ölgehalt am höchsten ist. Am besten eignet sich die Pfefferminze, bei den anderen Arten kann ein leicht dumpfer oder muffiger Beigeschmack auftreten. In jedem Fall müssen die Blätter sehr gründlich getrocknet werden und danach luftig, nicht in verschlossenen Gefäßen, am besten in einem Leinensäckchen an einem trockenen Platz aufbewahrt werden. Ein wichtiger Hinweis sollte Beachtung finden: Minzen werden gelegentlich von Mehltau und Pfefferminzrost, einer Pilzerkrankung, die sich durch dunkelbraune Pusteln auf den Unterseiten der Blätter zu erkennen gibt, befallen. Diese Pflanzen dürfen nicht gesammelt werden!
 

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Geschichte

In der Bibel ist bei Matthäus 23,23 neben Dill (einige Übersetzer meinen Anis) und Kümmel auch Minze erwähnt, indem er die heuchlerischen Schriftgelehrten und Pharisäer kritisiert, weil diese jene Pflanzen "verzehntet und die gewichtigeren Stücke des Gesetztes außer acht lassen: das Recht und die Barmherzigkeit und die Treue. Diese Dinge aber sollte man tun und jene nicht lassen." Minzen wachsen im Heiligen Land an Gräben, Wasserläufen und in Sümpfen, am häufigsten die Ross-Minze. Sie ist wohl in der Bibel gemeint und gleichwohl der "Wilde Balsam" des Mittelalters; die Juden aßen sie am Passahfest.

Nach der griech. Mythologie verführte der Gott der Unterwelt, Hades, Minthe, die liebreizende Tochter des Unterweltflussgottes, Kokytos, weil er nach dem Urteil des Göttervaters Zeus die Hälfte des Jahres ohne seine Frau Persephone, die er geraubt hatte, in der Unterwelt leben musste. Demeter, Göttin der Fruchtbarkeit und Schwiegermutter des Hades, wurde darüber so wütend, dass sie die schöne Minthe in Stücke riss und diese am Berg Pylos verstreute. Aus diesen erwuchs Unkraut. Hades, im Dauerzwist mit seiner Schwiegermutter und immer noch in Minthe verliebt, gab diesem Unkraut sein Glied, das daraufhin einen unbeschreiblich aromatischen, balsamischen Wohlgeruch (= hedyosmos, griech. Name der Ross-Minze, den auch Dioskorides zitiert) annahm, der Menschen und Götter betört. Des Duftes wegen, der anregt und zugleich löst, wurde die Minze lange als Liebesmittel angesehen. Jeder griechische Bräutigam bekränzte sich zur Hochzeit mit Minze. Sie war in der Antike das Symbol der leidenschaftlichen Liebe und blieb dies bis ins 14. Jh. Ein altes griech. Sprichwort, dass man im Krieg Minze weder säen noch ernten dürfe, deutete Aëtius so, dass die durch Minze angefachte Leidenschaft alle Kräfte der Soldaten aufzehre.

Schon früh erkannte man aber die guten Eigenschaften der Minze als Körper und Geist stärkendes Pharmakon. Als Zeus einst Philemon und Baucis besuchte, bekränzten diese die Tafel mit Minze als Zeichen ihres Wunsches nach Gesundheit bis ins hohe Alter. So sind bis heute die Minzen ein Symbol für Gesundheit, Heilkraft, Gastfreundschaft und Liebesleidenschaft geblieben. Dioskorides schreibt zur "Wilden Müntz" nicht viel, sondern nur, sie "hat harechtere und breytere blätter dann die Fischmüntz / Sisymbrium, und einen schwerlichen Geruch / und wird derhalben weniger dann die zame / von den Gesunden gebraucht." Hildegard von Bingen verordnet die Blätter zerstoßen und als Pflaster übergelegt, "wo Krätzemilben oder `snebelcza´ den Menschen fressend schädigen", damit diese Plagegeister sterben und aufgrund der antiseptischen Wirkung der Minzblätter die Haut gereinigt wird.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Minzen enthalten etherisches Öl, das sich aus Menthofuran (40 – 50 %), alpha- und beta-Pinen, beta-Caryophyllen, 1,8-Cineol, Germacren D, Limonen und Menthol zusammensetzt, ferner Gerbstoffe und Bitterstoffe. Menthol tritt in Wechselwirkung mit den temperaturempfindlichen Rezeptoren der Haut, bewirkt ein Kältegefühl und wird als Analgetikum (leichte Betäubung) empfunden.

Die Inhaltstoffe und Wirkungen der Ross-Minze sind im großen und ganzen dieselben wie bei den anderen Minzen. Die kandierten Blätter werden vor allem in der asiatischen Küche verwand und in Indien sind sie als Gewürz eine Zutat für Chutneys.
 

 



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zuletzt geändert am: 26.XII.2001