Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
mespilarios |
|
Mespilus germanica L. | Rosaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Mispel ist ein mit spitzen
Dornen bewehrter 2 bis 5 m hoher Strauch oder Baum und gehört zu den
Rosengewächsen wie z.B. Apfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen auch.
Er wächst aufrecht, verzweigt mäßig, ist sommergrün
und hat eine graubraune Schuppenborke. Junge Triebe sind locker filzig
behaart und verkahlen erst im 2. Jahr. Die Rinde ist olivgrün und
bleibt lange glatt. Johannistriebe (ein zweiter Austrieb im Jahr um den
Johannistag am 24.06.) kommen häufig vor. Die Mispel blüht Mai/Juni
und fruchtet im Oktober. Sie kommt vor vom Kaukasus, dem nördlichen
Persien bis nach Südost- und Südeuropa,wo sie wohl nicht ursprünglich
ist. Mitteleuropa ist sie kultiviert und kommt in Mittel- und Süddeutschland
auch verwildert vor.
Die Laubblätter stehen
wechselständig auf 1-2 mm langen Stielen. Die Spreite ist länglich
oval und zugespitzt, am Grund abgerundet oder schwach herzförmig.
Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün glänzend und
locker behaart, auf der Unterseite graugrün und bleibend behaart.
Die Nebenblätter (kleine blattartige Anhängsel rechts und links
des Stiels) sind laubig, lanzettlich und bis 15 mm lang.
Die Blüten stehen einzeln
an den Enden der Triebe. Sie sind weiß und im Durchmesser 3-4 cm
groß. Unmittelbar unter jeder Blüte steht ein langgeschwänztes
Hochblatt. Alle Blütenblätter sind frei und nicht miteinander
verwachsen. 5 Kelchblätter, lineal-lanzettlich bis 15 mm lang, sind
länger als die Kronblätter und bleiben bis zur Fruchtreife erhalten.
Die 5 weißen Kronblätter sind rundlich. Dann folgen 30-40 Staubblätter
mit rötlichen Staubbeuteln. Die 5 Fruchtblätter sind vollständig
mit dem becherartigen Blütenboden verwachsen. Diese bilden sich zur
Fruchtreife als steinharte einsamige Nüsschen aus, die zur Gänze
von dem fleischigen Fruchtbecher umschlossen sind, der dann wie eine 2-3
cm große etwas breite, vorn gestutzte Birne oder wie ein kleiner
Apfel aussieht.
zum Seitenanfang
Geschichte
Die Mispel war schon bei
den Griechen als Obstgehölz bekannt. Die Römer verbreiteten sie
in Südeuropa und brachten sie schließlich auch nach Germanien.
Im Mittelalter wurde sie in Nordfrankreich und in Südwestdeutschland
häufig angebaut.
Dioskurides sagt: "Die Mespeln
gessen ziehen zusammen / sind dem Magen gut / und stopffen den Stulgang."
Die Früchte enthalten viel Gerbstoff, was ursächlich die vorgenannten
Wirkungen erklärt. Sie sind erst nach längerer Lagerung oder
der Einwirkung von Frost genießbar. Sie bekommen dann eine weiche
teigige Konsistenz und schmecken angenehm säuerlich. Hildegard von
Bingen sagt, dass die Kraft der Mispel "ganz in der Frucht ist". Dennoch
empfiehlt sie die Wurzel pulverisiert "und dieses Pulver in warmem Wein
nüchtern und nach dem Essen und gegen Nacht" getrunken als Mittel
gegen Fieber und Schwächeanfälle. "Aber die Frucht dieses Baumes
ist für gesunde und kranke Menschen nützlich und gut, wie viel
man auch davon isst, weil sie das Fleisch wachsen lässt und das Blut
reinigt."
Aufgrund des hohen Gehaltes
an Gerbstoffen nutzte man die unreifen Früchte auch in der Gerberei.
Das sehr feste und zähe Holz wurde für Drechselarbeiten verwendet
und eignet sich zur Holzkohlenherstellung. Diese Verwendungen spielten
aber wegen der geringen Holzproduktion der Mispel-Sträucher (bestenfalls
kleinen Bäume) nie eine größere Rolle.
zum Seitenanfang
Heutige Bedeutung und Verwendung
Die Mispel darf in alten
Bauerngärten nicht fehlen. Allerdings wird sie dort weitgehend nur
noch als Ziergehölz wegen ihrer ansehnlichen Blüten und der schönen
Belaubung gepflanzt. Die langwierige und mühselige Verarbeitung zu
einem Mus, Marmelade oder zu Obstwein nimmt heute fast niemand mehr auf
sich und in der Medizin sind die Früchte ohne Bedeutung. Die Griechen
nannten die Früchte "mespile". Wenn man diese heute im Mittelmeerraum
verlangt, werden in der Regel die Früchte der Wollmispel (Eriobotrya
japonica) zum Kauf angeboten, die aus China stammt und im gesamten
Mittelmeerraum häufig gepflanzt wird