Name im Capitulare Nr. Botanischer Name Familie
mespilarios
78
Mespilus germanica L. Rosaceae
 
 
 
 Mispel
deutscher Name 
 Mispel
niederländischer Name 
 neflier
französischer Name 
 medlar
englischer Name 
 
 
Beschreibung
 
Geschichte
 
 Verwendung
 

Botanische Beschreibung der Art

Die Mispel ist ein mit spitzen Dornen bewehrter 2 bis 5 m hoher Strauch oder Baum und gehört zu den Rosengewächsen wie z.B. Apfel, Birnen, Pflaumen und Kirschen auch. Er wächst aufrecht, verzweigt mäßig, ist sommergrün und hat eine graubraune Schuppenborke. Junge Triebe sind locker filzig behaart und verkahlen erst im 2. Jahr. Die Rinde ist olivgrün und bleibt lange glatt. Johannistriebe (ein zweiter Austrieb im Jahr um den Johannistag am 24.06.) kommen häufig vor. Die Mispel blüht Mai/Juni und fruchtet im Oktober. Sie kommt vor vom Kaukasus, dem nördlichen Persien bis nach Südost- und Südeuropa,wo sie wohl nicht ursprünglich ist. Mitteleuropa ist sie kultiviert und kommt in Mittel- und Süddeutschland auch verwildert vor.

Die Laubblätter stehen wechselständig auf 1-2 mm langen Stielen. Die Spreite ist länglich oval und zugespitzt, am Grund abgerundet oder schwach herzförmig. Die Blätter sind auf der Oberseite dunkelgrün glänzend und locker behaart, auf der Unterseite graugrün und bleibend behaart. Die Nebenblätter (kleine blattartige Anhängsel rechts und links des Stiels) sind laubig, lanzettlich und bis 15 mm lang.

Die Blüten stehen einzeln an den Enden der Triebe. Sie sind weiß und im Durchmesser 3-4 cm groß. Unmittelbar unter jeder Blüte steht ein langgeschwänztes Hochblatt. Alle Blütenblätter sind frei und nicht miteinander verwachsen. 5 Kelchblätter, lineal-lanzettlich bis 15 mm lang, sind länger als die Kronblätter und bleiben bis zur Fruchtreife erhalten. Die 5 weißen Kronblätter sind rundlich. Dann folgen 30-40 Staubblätter mit rötlichen Staubbeuteln. Die 5 Fruchtblätter sind vollständig mit dem becherartigen Blütenboden verwachsen. Diese bilden sich zur Fruchtreife als steinharte einsamige Nüsschen aus, die zur Gänze von dem fleischigen Fruchtbecher umschlossen sind, der dann wie eine 2-3 cm große etwas breite, vorn gestutzte Birne oder wie ein kleiner Apfel aussieht.
 

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Geschichte

Die Mispel war schon bei den Griechen als Obstgehölz bekannt. Die Römer verbreiteten sie in Südeuropa und brachten sie schließlich auch nach Germanien. Im Mittelalter wurde sie in Nordfrankreich und in Südwestdeutschland häufig angebaut.

Dioskurides sagt: "Die Mespeln gessen ziehen zusammen / sind dem Magen gut / und stopffen den Stulgang." Die Früchte enthalten viel Gerbstoff, was ursächlich die vorgenannten Wirkungen erklärt. Sie sind erst nach längerer Lagerung oder der Einwirkung von Frost genießbar. Sie bekommen dann eine weiche teigige Konsistenz und schmecken angenehm säuerlich. Hildegard von Bingen sagt, dass die Kraft der Mispel "ganz in der Frucht ist". Dennoch empfiehlt sie die Wurzel pulverisiert "und dieses Pulver in warmem Wein nüchtern und nach dem Essen und gegen Nacht" getrunken als Mittel gegen Fieber und Schwächeanfälle. "Aber die Frucht dieses Baumes ist für gesunde und kranke Menschen nützlich und gut, wie viel man auch davon isst, weil sie das Fleisch wachsen lässt und das Blut reinigt."

Aufgrund des hohen Gehaltes an Gerbstoffen nutzte man die unreifen Früchte auch in der Gerberei. Das sehr feste und zähe Holz wurde für Drechselarbeiten verwendet und eignet sich zur Holzkohlenherstellung. Diese Verwendungen spielten aber wegen der geringen Holzproduktion der Mispel-Sträucher (bestenfalls kleinen Bäume) nie eine größere Rolle.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Mispel darf in alten Bauerngärten nicht fehlen. Allerdings wird sie dort weitgehend nur noch als Ziergehölz wegen ihrer ansehnlichen Blüten und der schönen Belaubung gepflanzt. Die langwierige und mühselige Verarbeitung zu einem Mus, Marmelade oder zu Obstwein nimmt heute fast niemand mehr auf sich und in der Medizin sind die Früchte ohne Bedeutung. Die Griechen nannten die Früchte "mespile". Wenn man diese heute im Mittelmeerraum verlangt, werden in der Regel die Früchte der Wollmispel (Eriobotrya japonica) zum Kauf angeboten, die aus China stammt und im gesamten Mittelmeerraum häufig gepflanzt wird
 

 

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zuletzt geändert am: 6.8.2000