Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
ameum | 22b | Meum athamanticum Jacq. | Apiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Bärwurz ist von
der Gestalt her ein typisches Doldengewächs mit einem Blütenstand
aus Dolden erster und zweiter Ordnung und dillähnlichen Blättern.
Die Blüten haben einen Durchmesser von ca. 3mm und sind gelblich weiß
gefärbt, wobei die außenstehenden Blüten der Dolden oft
rotviolett überlaufen sind. Die fein gefiederten Blätter, deren
Einzelfiedern in haarfeinen Zipfeln (nur 0,2mm breit) enden, sind überwiegend
grundständig. Daher befindet sich am oberen Ende des dicken Wurzelstocks
ein typischer brauner faseriger Schopf aus abgestorbenen Blättern.
Die 20-60 cm hohe Pflanze blüht je nach Höhenlage von Mai bis
August und trägt 7mm lange kantig gerippte Früchte. Das Haupterkennungsmerkmal
der Bärwurz ist aber der intensive würzige Geruch nach Fenchel,
der allen Pflanzenteilen entströmt.
Die Bärwurz benötigt
magere kalk-,stickstoff- und salzarme Lehmböden, sowie dauernde hohe
Luftfeuchtigkeit. Sie kommt deshalb in Deutschland nur in Mittelgebirgen
ab einer Höhe von etwa 400m vor. Überregional ist sie ein charakteristisches
Gewächs europäischer Mittelgebirgswiesen bis in Lagen von ca.
2200m.
Geschichte
Nördlich der Alpen wurde
diese durch den intensiven Geruch auffällige Pflanze vermutlich als
erstes von Bauern als Heilmittel entdeckt, als sie im Mittelalter begannen,
die höheren Lagen der Mittelgebirge zu besiedeln. Bärwurz wird
zwar frisch von Weidetieren gemieden, gilt aber als Heuwürze und wird
im getrockneten Zustand gerne gefressen. Zunächst wurde die Wurzel
der Pflanze wohl von Hirten gegen Blähungen bei Kühen eingesetzt,
später auch in Form von Aufgüssen von den Bauern selbst als Heilmittel
gegen Verdauungsstörungen eingenommen. Vielerorts wurde die Wurzel
zur Konservierung in Alkohol eingelegt. Aber auch die anderen Pflanzenteile
der Bärwurz erlangten Bedeutung. So wurden die Früchte anstelle
von Selleriefrüchten verwendet, die Blätter sind Zutat der erzgebirgischen
Köpernikelsuppe.
Der Gattungsname geht auf
das griechische meon zurück, das entweder aus maia=Saugamme
oder meion=kleiner entstanden ist. Nach Plinius geht das Epitheton
athamanticum auf den König Athamas von Orchomenos zurück, den die Göttin
Hera in Raserei versetzt hatte. Der Name Athamanta wurde für
zahlreiche andere Doldenblüter verwendet. Die echte Bärwurz hat
Plinius sicher nicht gekannt. Auch Dioskorides kann die Pflanze nicht gekannt
haben. Entweder handelt es sich bei der dort erwähnten Beerwurtz um
einen anderen Doldenblüter oder die Bärwurz ist erst später
von einem mittelalterlichen Abschreiber hinzugefügt worden.
Jedenfalls empfiehlt der Autor Frauen ein Bad in "warm Wasser darin Beerwurtzeln
gesotten sind" als menstruationsförderndes Mittel; er warnt aber vor
übermäßigem Genuss, denn "die Beerwurtzeln zuviel gegessen
oder getrunken machen ein Wehtumb deß Haupts".
Im 12.Jahrhundert erscheint
zum ersten Mal der Name „Berwurtz" in der ‚Physica‘ der HILDEGARD VON BINGEN;
nach dieser Quelle ist die zu Pulver zerstoßene Wurzel gut gegen
Fieber und Gicht. Über die Herkunft dieses Namens herrschte schon
im Mittelalter Uneinigkeit. Die einen hielten Ge"bär"wurz für
die Urform (wegen der Verwendung der Pflanze in der Gynäkologie, regional
ist auch der Name Bärmutterkrut gebräuchlich), die anderen sahen
Ähnlichkeit zwischen einem Bärenfell und den zottig aussehenden
Blattresten an den getrockneten Wurzeln. So wird sie bei Albertus Magnus
"radix ursi" (=Bärenwurzel) genannt. Ursprünglich auf Heide-
und Bergwiesen gesammelt, wurde sie aber auch seit dem Mittelalter in Gärten
gezogen.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Medizinisch verwendet wurde
die Wurzel (Radix Mei). Sie enthält ca. 0,7% ätherisches Öl,
u.a. Ligustilid und Monoterpene, außerdem verschiedene Kaffeesäurederivate.
Eingesetzt wurde das Mittel allgemein zur Verdauungsförderung und
Appetitanregung. Andere Anwendungsgebiete waren Nierenleiden, Blasenerkrankungen,
Vergiftungen und Verschleimungen der Lunge. Heute spielt die Droge allenfalls
in der Tierarzneikunde noch eine Rolle.
Heilpraktiker empfehlen den
Bärwurz-Wirkstoff bei Herzschwäche und Herzleiden, was der Pflanze
auch den Namen Herzwurz einbrachte. In der Homöopathie wird die frische
Wurzel verwendet (Meum athamanticum HAB34).
Allgemein bekannt geblieben
ist die Pflanze heutzutage aber vor allem durch den gleichnamigen traditionellen
bayerischen Kräuterschnaps und ist in Verbindung mit weiteren Kräutern
auch beliebter Bestandteil anderer Magenbitter. In modernen (Heil-)Kräuterbüchern
wird die Bärwurz allerdings nur noch selten aufgeführt, vielleicht
wegen ihres beschränkten natürlichen Vorkommens auf mageren kalkarmen
Wiesen der Mittelgebirge, die wegen des Einsatzes von Mineral-Dünger
ihrerseits immer seltener werden
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zuletzt geändert am:3.2..2001