Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
neptam | 45 | Nepeta cataria L. | Lamiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Katzenminze gehört zu den Lippenblütengewächsen,
ist aber keine Mentha-Art, sondern gehört zu einer eigenen
Gattung von etwa 250 Arten mehrjähriger Pflanzen, die in Eurasien,
Nordafrika und in den Bergen des tropischen Afrika beheimatet sind.
Die Katzenminze wächst mit aufrechten, verzweigten Stengeln und
wird 50 - 120 cm hoch. Im Gegensatz zu den Mentha-Arten bildet sie
keine Ausläufer. Die vierkantigen Stengel sind dicht flaumig-filzig
behaart. Die ganze Pflanze verströmt einen aromatischen, leicht zitronenartigen
Duft. Die gegenständigen Blätter haben 0,3 - 2,5 cm lange Blattstiele,
sind 2 – 5 cm lang, 1 – 3 cm breit und ringsum grob kerbig gezähnt.
Oberseits sind sie oft fast kahl oder nur sehr schütter behaart, unterseits
aber meist deutlich dicht-filzig behaart. Die Blüten stehen kurz gestielt
(untere gestielt, obere fast sitzend) in Scheinquirlen (d.h. rings gehäuft
um die Blattknoten), in den Achseln der mittleren und oberen Blätter
sowie ährenartig-kopfig am Ende des Haupt- und der Nebentriebe. Der
röhrig verwachsene Kelch ist 5-7 mm lang, 15-nervig, grauhaarig, vorn
oft violett überlaufen, die Kelchzähne sind lanzettlich, spitz,
nicht stechend. Die 0,7-1 cm lange Krone ist schmutzigweiß, gelblich
oder rötlich. Die Kronröhre ist ziemlich eng, die Oberlippe flach
oder ein wenig gewölbt, vorn etwas ausgerandet und außen behaart.
Die 3-teilige Unterlippe hat 2 kleinere Seitenlappen und einen viel größeren
Mittellappen, der vorne ausgerandet, etwas behaart und meist purpurn gefleckt
ist. Die Katzenminze blüht von Juli bis September. Die Ernte erfolgt
zur Blütezeit.
Die Katzenminze braucht stickstoffreichen, lockeren Lehmboden, der im
übrigen ziemlich kalkarm sein kann. Sie besiedelt in Gegenden mit
sommerwarmem Klima siedlungsnahe Ödländer, lichte Gebüsche,
Wegränder, Schuttplätze und Mauern, besonders in Dörfern.
Im Tiefland ist sie selten. Die Katzenminze ist eine alte Heilpflanze,
als Zierpflanze für den Garten ist sie nur von geringerer Bedeutung.
Ihrem Namen gerecht werdend hat sie - wie der Baldrian - aufgrund eines
bestimmten Wirkstoffes eine stimulierende Wirkung auf Katzen, die die Pflanze
gerne fressen, sich an ihr reiben und mit sichtlichem Vergnügen sogar
darin wälzen.
Geschichte
Dioskorides spricht von einer kalamintha, die die Römer
nepeta nennen und unterscheidet dreierlei Geschlechter. Nach Marzell
wird der röm. Name mit der etrurischen Stadt Nepeta in Verbindung
gebracht. "Das erste Geschlecht, die Steinmüntze, wächst in den
Bergen, das zweite Geschlecht gleicht der Poley, das dritte ist der Wilden
Müntz, mentastrum, ähnlich und wird von etlichen zu deutsch "Katzen
Müntz" genannt" (Dioskorides). Den Umstand, dass Katzen eine besondere
Vorliebe für dieses Kraut entwickeln, bemerken alle Kräuterbücher
des Mittelalters und schon Albertus Magnus hebt hervor, in Erzählungen
werde überliefert, dass Katzen sich damit "imprägnieren". Dioskorides
nennt weitere Indikationen: Als Tee aufgebrüht getrunken, treibt es
den Harn und die Monatsregel, löst den Krampf, hindert den Brechdurchfall
und senkt das Fieber bei Schüttelfrost. Mit Salz vermischt und roh
oder gekocht gegessen, tötet es die Bauchwürmer. Ferner wirken
die zerstossenen Blätter mit Wolle zu einem Zäpfchen geformt
und appliziert menstruationsfördernd und töten die Frucht. Der
Dampf des angezündeten Krauts soll Schlangen vertreiben. Hildegard
von Bingen verabreicht pulverisierte Katzenminze bei Skrofeln am Hals,
bevor diese aufgebrochen sind, als Brotaufstrich, in Mus oder "Kucheln"
gegessen. Brechen die Skrofeln auf, so lege man die Blätter der Katzenminze
roh und frisch darüber und die Skrofeln trocknen aus.
Von Perger berichtet in den Pflanzensagen davon: "Katzenminze in einen
Bienenkorb gelegt, verhindert, daß die Bienen entfliehen, ja es soll
sogar todte Bienen wieder beleben." In der Lausitz, der Görlitzer
Heide und auch im Unterengadin (nach HEGI) gilt die Katzenminze als eine
der besten Bienenpflanzen. Man verwendete die Pflanzen auch zum Einreiben
der Bienenkörbe. Was Von Perger dann noch weiter berichtet, ist sehr
wunderlich: "Wenn man den Saft des Krautes mit dem Pulver eines im Neste
des Wiedehopfs gefundenen Steines vermischt und damit ein Thier bestreicht,
so wird dieses trächtig und gebiert ein schwarzes Junges. Im Aargau
geht die Sage, daß die Katzenminze zornig mache, wenn man sie kaue;
ein weichherziger Scharfrichter mußte daher vor jeder Hinrichtung
einige Blätter dieses Krauts essen." Der Vollständigkeit sei
im Zusammenhang als Anmerkung, auch wenn die Pflanze im Capitulare nicht
vermerkt ist, das Gegenmittel genannt: "Die Melisse hingegen macht anmuthige
Träume, weshalb man sie bei der Abendtafel genießen soll."
Heutige Bedeutung und Verwendung
Das echte Katzenkraut enthält 0,2-0,7 % etherisches Öl mit
den Hauptkomponenten Citral, Citronellol, Geraniol und Limonen. Außerdem
Nepetalacton, Gerb- und Bitterstoffe. Der Wirkstoff, der die Pflanze für
Katzen so unwiderstehlich macht, ist Actinidin, ein iridoides Glykosid,
das dem vergleichbaren Wirkstoff des Baldrian (Valeriana officinalis)
sehr ähnlich ist. Wegen der Attraktivität für die samtpfotigen
Hausgenossen werden deren Spielzeuge häufig mit getrockneten Katzenminzeblättern
ausgestopft. Kürzlich berichtete die American Chemical Society, dass Katzenminzen-Öl Stechmücken vertreibt. Drei Viertel der Mücken flohen schon vor geringen Dosen des etherischen Öls, das damit besser wirkt als die üblicherweise für Insekten abwehrende Mittel eingesetzte, chemisch synthetisierte Substanz DEET in hohen Dosen.
Katzenminze ist ein bitteres, adstringierendes, kühlendes Kraut
mit kampferartigem Poleiminze-Thymian-Aroma. Es wirkt fiebersenkend, krampflösend,
stark schweißtreibend und beruhigend. Durch ihren angenehmen Geschmack
und die sanfte Wirkung ist sie als Arzneipflanze für Kinder bei Erkältungen,
Grippe und Fieber geeignet, insbesondere mit Honig gesüßt zusammen
mit Holunderblüten und Schafgarbe. Katzenminze hilft auch bei Blähungen
und beruhigt dadurch Verdauungsstörungen und Koliken. In der var.
citriodora ähnelt die Katzenminze sehr der echten Melisse (Melissa officinalis) und kommt mitunter als deren Verfälschung auf
den Markt.
[Eine
Seite zurück] [Zur Übersichtsseite
über den Karlsgarten] [Home]
zuletzt geändert am 15.VIII..2001