Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
persicarios
80
Prunus persica (L.) Batsch Rosaceae

 
 
 Pfirsich
deutscher Name 
 Perzik
niederländischer Name 
 pêcher
französischer Name 
 peach
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Der bis 8m hohe Baum trägt gerade, zunächst grüne bzw. auf der Sonnenseite rötende Zweige. Die kurz gestielten, lanzettlichen Blätter sind an beiden Enden allmählich verjüngt und bis 15cm lang. Sie sind kahl, dunkelgrün und am Rand ± fein gezähnt. Die rosa Blüten entspringen vor dem Laub am vorjährigen Holz. Sie werden im Durchmesser um 3cm groß und bestehen aus 5 wollig behaarten Kelchblättern, 5 Kronblättern, ca. 20 Staubblättern mit meist rötlichen Staubbeuteln und 1 oberständigen Fruchtblatt, das oft dicht behaart ist. Die Steinfrucht ist meist kugelförmig, gefurcht und kann bis 10cm durchmessen. Im typischen Fall ist sie gelbrot und samtig behaart, kann aber auch kahl und grün oder stärker rötlich sein. Der dickschalige Steinkern ist sehr hart und tief gefurcht.

Nach der Fruchtform werden drei Varietäten unterschieden: Der typische Pfirsich wird als var. persica bezeichnet. Die Nektarine (var. nectarina) hat kahle Früchte mit festem Fruchtfleisch. Der stark abgeflachte Platt-Pfirsich (var. platycarpa) wird viel in China angebaut, bei uns aber höchstens als Ziergehölz gehalten.

Der Pfirsich ist nur als Kulturpflanze bekannt und wird weltweit in warm-gemäßigten Klimazonen angebaut. Die größte Formenvielfalt findet man heute in Zentralasien, am Schwarzen Meer, in Italien, Spanien und Californien. Moderne Sorten stammen oft aus den USA, z.B. 'Alexander', 'Cumberland',  'Dixired', 'Sunhaven'. Traditionelle Sorten finden sich im tschechischen Anbau wie 'Elbert' oder 'Lednická Zlutá'. In Deutschland erreichte die Pfirsichkultur im Rheinland die klimatische Grenze. Dabei entwickelten sich spezielle Sorten wie 'Kernechter vom Vorgebirge' oder 'Wassenberger', die kernecht, also durch Samen vermehrt wurden, wodurch sie in zahlreiche Nebensorten aufgespalten sind. Die Früchte sind viel kleiner als bei den geläufigen Marktsorten aber hocharomatisch. Leider findet man diese Sorten nur sehr selten auf Wochenmärkten, weil sich kaum ein Bauer, der noch solche Bäume hat, die Mühe macht, diese zu ernten, geschweige denn, aus Samen nachzuziehen.

Die frostempfindliche Art wird in Deutschland kaum noch angebaut. Lediglich in Weinbergen wurde sie früher als Beipflanzung zur Herstellung von Pfirsichlikör u.ä. verwendet und ist hier selten verwildert.
 

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Geschichte

Der Pfirsich stammt aus Südwestchina und Tibet und ist hier bereits um 2700 v. Chr. in Kultur gewesen. Dementsprechend ist er tief in der chinesischen Mythologie verwurzelt. Die geschwungene Form mit der runden Furche und der sprichwörtlichen Pfirsichhaut wurde mit der weiblichen Rückseite in Verbindung gebracht. Hsi Wang Mu, die ewig jugendliche Göttin des westlichen Himmels, besaß einen sagenhaften Pfirsichgarten, in dem nach der Legende zauberische Feste gefeiert wurden.

Über Kleinasien (2. Jhdt. v. Chr.) gelangte der Pfirsich mit den Römern im 1. Jhdt. v. Chr. nach Italien und Südfrankreich und wurde auch in die nördlichen Kolonien mitgenommen. Trotzdem sind Steinkernfunde spärlich; aus römischer Zeit sind sie z.B. aus Neuß, Mainz, Saalburg (Taunus) oder Rottweil belegt. Auch in Italien selbst dürfte der Pfirsich eher eine Luxusfrucht gewesen sein. Z.B. hat man in Pompeji Abbildungen quasi als Firmenlogo eines reichen Händlers gefunden. Daran ändert sich bis ins spätere Mittelalter wenig. Dann häufen sich Funde in Polen und Tschechien; dazu kommen Zürich, Heidelberg und Lübeck. Da ein Handel mit den leicht verderblichen Früchten unter den damaligen Verhältnissen kaum über längere Strecken möglich war, dürfte der Pfirsich auch dort angebaut worden sein. Wahrscheinlich ist die Kultur (wie beim Wein) im Zuge der "Kleinen Eiszeit" im 17. und 18. Jhdt. stark zurückgegangen.

Dioskorides schreibt dem Pfirsich eine abführende, unreifen Früchten allerdings die gegenteilige Wirkung  zu. Gleich im nächsten Satz zieht er dem Pfirsich allerdings die seiner Meinung nach milder wirkende Aprikose vor. Offensichtlich hielt Dioskorides Pfirsich und Aprikose nur für verschiedene Sorten der selben Art.

Hildegard von Bingen schätzt den Holzsaft, Blätter und zerstoßene Borke in verschiedenen Zubereitungen als Mittel gegen Ekzeme und Wurmbefall. Dies könnte auf der keimtötenden Wirkung der cyanogenen Glykoside beruhen. Von der Frucht hält sie nicht so viel: "Und die Frucht dieses Baumes ist weder dem Gesunden noch dem Kranken bekömmlich, weil sie verursacht, dass die guten Säfte im Menschen preisgegeben werden und Schleim im Magen [entsteht]. Aber wer diese Frucht essen will, werfe die äußere Haut weg und auch den Kern, und was übrig bleibt, lege er in Wein, füge Salz und ein wenig Pfeffer hinzu, und die so zubereitete Frucht wird ihm nicht sehr schaden, hat jedoch so keinen guten Geschmack." (Kein Wunder - nach der Behandlung!). Wenn man das liest, drängt sich die Frage auf, ob Hildegard jemals einen wirklich reifen Pfirsich gekostet hat.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Pfirsiche werden überwiegend als Frischobst vermarktet, versaftet oder zu Konservenobst verarbeitet. Für Letzteres nimmt man meistens Nektarinen, die festeres Fruchtfleisch haben und leichter zu enthäuten sind. Dass auf den Dosen stets die typischen Pfirsiche abgebildet sind, die gar nicht in der Dose sind, sollte man nicht so eng sehen; auf wieviel Flaschen Enzianschnaps ist statt des originalen Gelben Enzians der publikumswirksamere Blaue Enzian abgebildet?

Wie fast alle Prunus-Arten wird auch der Pfirsich zur Herstellung von Spirituosen verwendet. Meistens wird er zu Likör (Persico) verarbeitet. Neuerdings besinnen sich auch viele Winzer wieder auf die Tradition, am Rand der Weinberge Pfirsiche zu halten und als Likör von "Weinbergspfirsichen" zu vermarkten.

Ebenfalls gattungstypisch ist der Gehalt an zahlreichen sekundären Pflanzenstoffen. Erwähnenswert sind vor allem die Blausäure freisetzenden Zuckerstoffe, die in allen Pflanzenteilen vorkommen und im Samen bis zu einem Anteil von 6% enthalten sein können. Das ist mehr als bei der Bittermandel, die bereits als giftig gilt!  Ebenfalls typisch für die Gattung ist, dass die Samen sehr ölreich sind (um 45%). Chemisch ist das Öl dem Mandelöl sehr ähnlich und wurde auch genauso benutzt. Als Droge wurde es Oleum Persicarum genannt. Nach dem Entzug der bitteren Blausäureglykoside wird der Same als Grundmasse für die Herstellung von Persipan verwendet, das als Marzipanersatz für Pralinen und Gebäck verwendet wird.

In Europa spielt das Holz keine Rolle. In China wurde es wegen der mythologischen Bedeutung des Pfirsichs zum Schnitzen ritueller Figuren benutzt.
 

 


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zuletzt geändert am: 10.VIII.2002