Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
pinos |
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Pinus pinea L. | Pinaceae |
in einem Olivenhain in der Toscana |
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Botanische Beschreibung der Art
Die Pinie oder Nusskiefer
ist ein 15-25 m hoher Baum und zählt mit Fichte, Tanne und Lärche
zu den Kieferngewächsen. Die Krone des jungen Baumes ist breit pyramidal
mit in Etagen scheinquirlig stehenden Ästen. Im Alter wird sie rund
und sieht oft wie ein Regenschirm aus. Der 0,5-1 m dicke Stamm trägt
eine graubraune tief längsrissige Schuppenborke, die, wenn sie sich
in schmalen geschichteten Paketen ablöst, tiefere rot gefärbte
Borkenschichten freilegt. Die jungen Äste sind spitzwinkelig aufgerichtet
und breiten sich später fast horizontal aus. Die Kurztriebe sind 2-
mitunter auch 3-nadelig mit 1-1,2 cm langen, bleibenden Nadelscheiden.
Die Nadeln sind 10-17 cm lang, 1,5-2 cm breit, im Querschnitt fast halbkreisförmig,
dunkelgrün, gerade oder schwach gebogen, kurz stechend zugespitzt
und am Rande fein gesägt.
Die Pinie ist einhäusig.
Die gelben männlichen Blüten stehen in 1,2-1,5 cm langen Walzen.
Die gelbgrünen weiblichen Blütenstände sind 1-1,5 cm lang.
Die fast sitzenden Zapfen sind 10-15 cm lang, ei- bis kugelförmig,
symmetrisch. Der zur Reife geöffnete Zapfen ist glänzend, gelb-
bis rotbraun mit dicken, fast waagerecht abstehenden bzw. abwärts
gerichteten Zapfenschuppen. Die 1,5-2 cm langen und 8-11 mm breiten, rötlichbraun
bis schwarzen Samen liegen in tiefen Mulden und reifen im Gegensatz zur
einheimischen Kiefer nicht im 2. sondern erst im 3. Jahr. Die Blüte
ist im Mai/Juni, die Samen reifen im September/Oktober. Die steinharten
"Piniennüsse" (franz. pignons, pignes; ital. pinocchi, pignoli, pinoli)
haben eine 1,4 mm dicke Samenschale. Der Embryo ist in dem gut schmeckenden,
nussartigen Nährgewebe eingebettet. Die relativ schweren Samen werden
nicht durch den Wind verbreitet, sondern von Vögeln und Säugetieren
gesammelt und verschleppt.
Pinien wachsen auf tiefgründigen,
feuchten, gut drainierten, mäßig nährstoffreichen bis armen,
basischen oder sauren Sand- und Kiesböden. Im Mittelmeerraum bilden
sie lichte, parkartige Wälder mit teilweise reichem Unterwuchs. Da
sie dort seit Jahrhunderten angepflanzt wird, ist ihre ursprüngliche
Verbreitung nur schwer zu rekonstruieren. Heutige Schwerpunkte liegen an
der spanischen Atlantikküste, Mittelitalien, Albanien Kleinasien bis
in den Libanon und um das Schwarze Meer. In Mitteleuropa ist die Pinie
nicht winterhart, da bereits bei –10°C Frostschäden auftreten.
Geschichte
Im östlichen Mittelmeer
werden Pinienkerne seit spätestens 2.000 v.Chr. genutzt. In Salamis
auf Zypern finden sich Kerne in Siedlungsschichten aus den 4. Jh. v.Chr..
Im Dionysos-Kult hatte der Pinien-Zapfen Bedeutung, denn er krönte
den Thyrsos-Stab, mit dem Dionysos, der Gott der Vegetation und der Fruchtbarkeit
der Natur bei den Mysterienspielen, die von Tod, Wiedergeburt, Erneuerung
und Auferstehung handelten, einherschritt. In dieser Tradition steht der
Pinien-Zapfen nicht nur als bloßes Symbol der Fruchtbarkeit, sondern
in christlicher Deutung auch für die Fülle und das Fortdauern
des Lebens und somit letztlich für die Unsterblichkeit der Seele.
Zu den medizinischen Eigenschaften
sagt Dioskorides: "Die Pineenkern / gereynigt und gessen / oder mit süssem
Wein oder Cucumersamen getruncken / treiben den Harn. Lindern die scharffe
Feuchtigkeiten der Nieren unnd Blasen. Sänfftigen mit Burtzelkrautsafft
(Portulak) getruncken das beyssen unnd nagen deß Magens. ... Die
gantzen Pineenkern Nüsse / frisch von dem Baum gebrochen / unnd in
süssem Wein gesotten / sind gut wider den alten Husten / Schwindt
unnd Lungensucht ... so man alle Tag sechs oder siben Loth davon trinckt."
Nicht minder löblich
äußert sich Dioskorides über das Baumharz, das sich aus
der Kiefer gewinnen lässt. Seit Urzeiten galt es als begehrtes Handelsobjekt.
Schon 4.000 v.Chr. balsamierten die Ägypter ihre Mumien damit ein.
Es fand Anwendung bei Pflastern und Salben. Zur Gewinnung von Harz bediente
man sich zweier Methoden: Im Frühjahr schnitt man an 2 oder 3 Stellen
die Borke in 1 m langen und 8 cm breiten Streifen bis auf das Holz zurück
und schabte nach wenigen Monaten und noch einmal im Herbst das ausgetretene
Harz ab (Scharrharznutzung). Nach der anderen Methode (so wird heute noch
am Amazonas Kautschuk gezapft) schnitt man ebenfalls einige Stellen bis
auf das Holz frei und fing das Harz mit einem durch das "Reißeisen"
geführten senkrechten Riss in einem unten angebrachten Gefäß
auf. Im Abstand einiger Tage brachte man dann durch von schräg oben
rechts und links auf die Rinne geführte Schnitte, sog. "Lachten",
den Harzfluss immer wieder in Gang. Derart angeregt liefert ein Baum 1,5-4
kg Harz im Jahr. In Harzhütten oder auf dem Herdfeuer wurde es in
großen Kesseln gekocht und durch nasse Säcke gepresst, um Verunreinigungen
zu entfernen. In Fässer gefüllt wurde es je nach Qualität
zu pharmazeutischen Produkten oder zu Firnissen, Lacken oder Wagenschmiere
verarbeitet.
Durch Destillation des Harzes
gewinnt man Terpentinöl und Kolophonium, eine spröde, lichtdurchlässige
Substanz, auch Geigenharz genannt, die seit dem Altertum bekannt ist. Die
Harznutzung war im Mittelalter Privileg von Adeligen und Klöstern,
die diese gegen Zins eigens dafür eingesetzten Harzern oder Pechlern
übertrugen. Diese erzeugten in Meilern durch Verschwelen des Holzes
und Auffangen der Destillationsprodukte Pech und Teer. Über 4-5 Schweltage
lieferte ein Meiler zuerst Teergalle, eine braunrote, säuerliche Flüssigkeit,
die Gerber zum Schwellen der Häute verwendeten, dann kam dickflüssiges
Kienöl und zuletzt der dunkle, zähe Holzteer, das Pech. Dieses
spielte im Altertum und das gesamte Mittelalter hindurch eine wichtige
Rolle, denn Schiffe, Boote, Dächer und die Kleidung der Fischer wurden
damit abgedichtet, Bier- und andere Fässer wurden "ausgepichelt".
Das sehr harzreiche Holz
der Kiefer (der altdeutsche Name "kienforen" kommt von "kien" = Fackel
und "föhre" = Nadelbaum) lieferte den Kienspan, fingerdicke, etwa
20 cm lange, sorgfältig getrocknete Holzstücke, die man in Harz
oder Pech tauchte. Kienspäne waren das Leuchtmittel des Mittelalters
und in ländlichen Regionen Süddeutschlands noch bis ins 20. Jh.
in Verwendung. Durch Verbrennung der Rückstände aus der Harzgewinnung
erhielt man das sog. Kienruß, das in größeren Mengen für
Druckerschwärze und Stiefelpolitur benötigt wurde.
Gänzlich außer
Gebrauch geraten ist die Verwendung der Kiefernnadeln zur Herstellung der
"Waldwolle", mit der in ärmlichen Haushalten Kissen und Bettdecken
gestopft wurden. Die Nadeln wurden monatelang in lauwarmem Wasser eingeweicht,
bis die harte Schale in der gärenden Flüssigkeit aufsprang und
ein weiches, watteähnliches Faserkonglomerat lieferte, das an der
Sonne getrocknet wurde.
Die Römer verwendeten
Pinienkerne häufig. Wie Samenfunde belegen sind sie mit den römischen
Legionären auch nach Germanien und Britannien gelangt, in Gegenden,
wo die Pinie natürlicherweise nicht wächst. Die römische
Küche empfahl sie nach Apicius als Gewürz zu Erbsen, Dicken Bohnen,
Fisch, Geflügel, Wurst und Fleischsoße.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Heute werden Pinien beispielsweise
in der Gegend von Ravenna und in Südfrankreich in Pinienhainen angebaut.
Vorzugsweise in der mediterranen Küche würzt man mit den Kernen
Fleisch, Geflügel, Auberginen, Tomaten, Reis und süßsaure
Speisen. Bei uns sind die Piniennüsse vor allem als Bestandteil von
Nussmischungen wie dem Studentenfutter bekannt. Piniennüsse gehören
in eine gute Paesto und in Griechenland nimmt man das Harz der Aleppo-Kiefer
(Pinus halepensis), um damit den Retsina zu aromatisieren. Der ursprüngliche
Sinn des Harzens war wohl mehr die Haltbarmachung des Weins.
Die etherischen Öle
der Kiefernnadeln wirken antiseptisch, anregend und schleimlösend
in den Atemwegen, die der Samen harntreibend und atmungsanregend, weswegen
sie bei Bronchitis, Tuberkulose und Blaseninfekten verwendet werden. Innerlich
sollten die Öle nur unter ärztlicher Aufsicht und bei Veranlagung
zu allergischen Hautreaktionen überhaupt nicht verwendet werden.
Zum Schluss noch ein Rezept
für Kiefernsalbe:
2,5 EL Terpentinöl
(Oleum Terebinthinae aus der Apotheke)
8 EL Olivenöl
25 Tropfen ätherisches
Rosmarinöl (Oleum Rosmarini aether aus der Apotheke)
1 EL Bienenhonig
20 g Bienenwachs
Das Wachs aufschmelzen und
das Oliven- und Terpentinöl dazugeben. Den Honig unter ständigem
Rühren darin auflösen. Vom Herd nehmen und das Rosmarinöl
unterrühren. Dann in ein Salbengefäß geben und kühl
aufbewahren.
Die Salbe wirkt wundreinigend,
hautreizend und antirheumatisch.
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zuletzt geändert am: 21.VIII.2002