Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
radices
61
Raphanus sativus L. var. niger (Mill.) S. Kerner Brassicaceae

 
 
 Rettich
deutscher Name 
 Ramenas
niederländischer Name 
 radis cultivé
französischer Name 
 spanish radish
englischer Name 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Der Rettich ist ein verzweigt aufrecht wachsendes Kreuzblütengewächs mit violetten oder weißen, dunkel geäderten Blüten. Die Blüten, die sich im zweiten Jahr entwickeln, stehen in lockeren Trauben am Ende des Stängels und haben einen Durchmesser von 1-2 cm. Als Frucht bilden sie 3-9 cm lange Schoten. Diese haben im Gegensatz zu Raps oder Kohl zwischen den Samen noch quer verlaufende Kammerwände (sog. Gliederschote). Der Rettich blüht von Mai bis Oktober. Die rosettenartigen Blätter sind bis 40 cm lang, fiederlappig und unterseits auf den Blattnerven kurz rauh behaart.

Wichtigster nutzbarer Teil des Rettichs ist die große, fleischige Rübe, die meist bis dicht unter dem Blätterschopf in der Erde wächst (beim Radieschen [var. sativus] ist nur der Abschnitt vom Wurzelhals bis zu den Keimblättern [=Hypocotyl] verdickt, der bis zur Hälfte aus dem Boden ragt). Bei manchen Sorten des Radieschens ist auch die Wurzel in die Verdickung einbezogen, z.B. bei der Sorte 'Eiszapfen'.

Der Rettich braucht humusreichen, lockeren, sandig-lehmigen Boden. Er verwildert nur selten.
 

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Geschichte

Der Ursprung des Rettichs liegt im östlichen Mittelmeergebiet oder im Kaukasus. Wahrscheinlich ist er aus einer Kreuzung zwischen Strand-Rettich (Raphanus maritimus) und Schnabel-Rettich (R. rostratus) entstanden. Möglicherweise hat auch später eine Einkreuzung des bei uns heimischen Hederichs (Raphanus raphanistrum) stattgefunden. Im Gegensatz zur alten Kulturpflanze Rettich erscheint das Radieschen erst im 16. Jh. in Mitteleuropa und hat botanisch wohl auch andere Ursprünge. Dass den Rettich, wie Herodot berichtet, bereits die 2700 v.Chr. für den Bau der Cheopspyramide abgestellten ägyptischen Arbeiter aßen, ist allerdings historisch sehr zweifelhaft. Aus der Zeit des klassischen Altertums in Griechenland und Italien gibt es dagegen viele glaubhafte Beschreibungen, zum Beispiel von Theophrast (4. Jh. v.Chr.), der bereits verschiedene Sorten nennt. Plinius d.Ä. (23-79 n.Chr.) schreibt über den Rettich: "In kalten Gegenden gedeiht er so gut, dass er in Germanien die Größe neugeborener Kinder erreicht...". Er wurde somit bereits im 1. Jh. n.Chr. in den Mittelmeerländern und stellenweise im römischen Germanien angebaut und roh mit Salz bzw. Essig oder gekocht wie Kohlrüben gegessen. Im alten Rom behandelte man Hauterkrankungen mit Rettichöl.

Im Mittelalter erfolgte die Kultur des Rettichs in Klostergärten. Hildegard von Bingen und Albertus Magnus erwähnen ihn, ab dem 16 Jh. erscheint er in fast allen Kräuterbüchern. Hildegard beschreibt seine reinigende Wirkung (auch auf das Gehirn) und empfiehlt ihn als schleimlösendes Mittel. Pfarrer Kneipp ordnet an, den Rettich ohne Salz zu essen. Frischer Saft rege die Gallenbildung an, helfe bei Gallensteinen, Leberleiden und Rheumatismus. In der chinesischen Medizin wird der Rettich als verdauungsförderndes Mittel erwähnt. Schwarze Rettiche finden vor allem in der Homöopathie Verwendung und zeigen dort Wirkung auf die Leberfunktionen. Im Volksglauben verscheuchte der Rettich den Schlaf, verhinderte Insektenstiche und Schlangenbisse und sollte sogar Schulkindern, als Butterbrotbelag, zum leichten Lernen des Alphabets verhelfen ...!?

Walahfrid Strabo schreibt über den Rettich:

Hier der Rettich mit mächtiger Wurzel und von seiner Blätter
Breitem Dach überhöht, ist im letzten der Beete zu sehen.
Ziemlich scharf ist die Wurzel, gegessen besänftigt sie aber
Husten, der dich erschüttert und Trank aus zerriebenen Samen
Heilet gar oft das Leiden derselben verderblichen Krankheit.

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Der scharfe Geschmack ist auf den hohen Gehalt des Hauptinhaltstoffes, eines schwefelhaltigen Allyl-Senföls, zurückzuführen. Außerdem enthält die Wurzel reichlich Vitamin C, daneben Spuren der Vitamine B1, B2 und A und wenig Mineralsalze, insbesondere Kalium. Die in geringen Mengen enthaltenen Senföl-Glycoside (Raphinin) wirken stark antibakteriell. Rettich hat eine harntreibende Wirkung. Wegen des hohen Vitamin C-Gehaltes hat er auch eine vorbeugende Wirkung gegen Skorbut.

Heute sind weltweit zahlreiche verschiedenfarbige Rettich- bzw. Radieschen-Sorten im Handel. Radieschen besitzen eine  rötliche Rinde. Sommerrettiche sind meist weißrindig, Winterrettiche auch blau-schwarzrindig. Junge Blätter können als Salat gegessen werden. Die Samen können getrocknet für Absude bei Bronchitis verwendet werden. In China und Japan wird der Rettich auch gekocht genossen, sowie als Viehfutter verwendet. Weitere herausgezüchtete Varietäten sind der Ölrettich ohne verdickte Wurzel, aber mit ölreichen Samen, aus denen in Ägypten, Japan und China Öl gewönnen wird, sowie der Schlangenrettich, dessen bis zu 1 m lange Schoten in Ostindien als Gemüse gegessen werden. Die rübenartige Wurzel des Gartenrettichs ist ein gesundes Nahrungsmittel und gutes Heilmittel, das jedoch nur in mäßigen Mengen und nicht bei Magen- und Darmentzündungen genossen werden sollte. Der Saft des Rettichs wirkt schleimlösend und kann mit Honig bei Husten, Keuchhusten und Heiserkeit eingenommen werden.
 


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zuletzt geändert am: 11.IV.2003