Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
warentiam
65
Rubia tinctorum L. Rubiaceae

 
 Krapp
deutscher Name 
 Meekrap
niederländischer Name 
 garance de teinturies
französischer Name 
 madder
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Krapp ist eine ausdauernde, mehrjährige Pflanze und gehört zur Familie der Rötegewächse, die sich bei uns durch quirlständige Blätter und unscheinbare, kleine Blüten auszeichnet. Krapp hat Ähnlichkeit mit dem Klebkraut (Galium aparine), das ebenfalls als Spreizklimmer wächst, sich rauh anfühlt und auf Stängeln und Blättern rückwärts gerichtete Stachelzähnchen besitzt. Eine einzelne Pflanze entwickelt zahlreiche Verzweigungen, bedeckt mehr als einen Quadratmeter und wird an einer Stütze gezogen bis 150 cm hoch. Der vierkantige Stängel mit den vier oder sechs in Quirlen stehenden lanzettlichen Laubblättern stirbt im Herbst bis auf die Wurzeln ab. Die kleinen blassgelben-grünlichen Blüten sind 5-zählig, selten nur mit 4 Blattzipfeln im Durchmesser bis 5 mm breit und stehen in lockeren traubig-doldigen Blütenständen in den Blattachseln. Krapp blüht von Juni-August. Im September reifen die Früchte, erbsengroße, schwarze Steinfrüchte.

In der Erde sitzt ein knorriger Wurzelkopf, dem mehrere Wurzeln und gegliederte Ausläufer entspringen. Die Wurzeln sind 20-30 cm lang und ca. 12 mm dick. Der meiste Farbstoff befindet sich in der inneren Wurzelrinde. Dieser ist bei der lebenden Pflanze im Zellsaft gelöst und verdichtet sich beim Trocknen zu rotbraunen, festen Partikeln.

Die Pflanze braucht trockene lockersteinige Lehmböden in sommerwarmen Lagen. Krapp ist eine alte Kulturpflanze und stammt vermutlich aus dem östlichen Mittelmeerraum.
 

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Geschichte

Bereits im Altertum haben vermutlich die Perser und Inder und später dann vor allem die Türken den Krapp als Färbepflanze angebaut und genutzt. Der in der Wurzel erzeugte Farbstoff wurde als "Türkisch Rot" bekannt und gehandelt. Der türkische Fez (die typische Kopfbedeckung der Männer) und Teppiche wurden damit gefärbt. Zum Färben von Wolle, Seide, Leder und Baumwolle fand Krapp Verwendung.

Der Gattungsname Rubia leitet sich von lat. ruber (=rot) ab, Krapp von althd. Krapso (=Haken) mit Bezug auf die rückwärts gerichteten Stacheln der Blätter und Stängel. Dioskorides beschreibt die rote Wurzel und den Anbau von Krapp auf Feldern und in Ölbaumgärten. Neben der Färbewirkung benennt er auch innerliche Anwendungen des Krapps. Er erkennt eine starke harntreibende Wirkung und empfiehlt eine Einnahme der Blätter bei Gelbsucht und bei Schlangenbissen. "Die Wurtzeln wie ein Zäpfflin appliciert / ziehen beneben der monatlichen Blum / auch die Geburt unnd Nachgeburt herauß." In der Volksmedizin wurde die Wurzel äußerlich wegen ihrer antiseptischen Wirkung bei der Wundversorgung genutzt. Weitere Anwendungsgebiete waren Nieren- und Blasensteine, da die Anthracenderivate mit Calciumionen lösliche Komplexe eingehen.

Für färberische Zwecke wurde die Wurzel in günstigen Klimaten im Schatten an 3-4 Tagen an der Luft oder in heizbaren Darren (Trockenkammern) getrocknet und fermentiert. Um eine bessere Qualität zu erhalten, entfernte man durch Dreschen Oberhaut und Wurzelfasern. Übrig blieben Holzkörper und Rinde, die den meisten Farbstoff enthalten. Das nannte man den "beraubten" Krapp. Die dabei abfallenden Fasern und sonstigen Wurzelreste lieferten die schlechteste Qualität und wurden als "Krappmull" bezeichnet. Garne und Textilien mussten vor dem Färben mit Metallsalzen gebeizt werden, damit der Farbstoff haftete. Um beim Färben mit Krapp schöne, reine Farben zu erhalten erforderte es viel Erfahrung: Substanzen wie Kreide oder Weizenkleie wurden dem Färbebad zugegeben und die Temperatur wurde während des Färbevorgangs kontrolliert verändert. Durch Wahl der Beize (Alaun- oder Eisenbeize) und Nachbehandlung mit verschiedenen Metallsalzen, z.B. Zinn-II-chlorid ließen sich Farbtöne von Orange bis Violett erzielen.

Ab dem 7. Jh. gibt es Berichte über den Anbau des Krapp in der Gegend von Paris und gut 100 Jahre später folgt die Erwähnung im Capitulare de villis. In Holland war ab dem 15. Jh. der Krappanbau insbesondere auf den seeländischen Deltainseln (Walcheren, Schouwen, Goerre) und im binnenländischen Gelderland hoch entwickelt und bildete über Jahrhunderte eine Grundlage des holländischen Reichtums. In Schlesien wurde ab dem 16. Jh., im Elsaß ab dem 18. Jh. Krapp gebaut, im 19. Jh. gab es selbst in Nord- und Südamerika und anderen Ländern Pflanzungen der Färberröte. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. entstand in der Gegend um Avignon auf stark kalkhaltigem Boden eine berühmte Krappkultur mit sehr farbstoffreichen Pflanzen, die als "Palud" oder "Paludalizari" in den Handel kamen. Ab 1815 wurden jahrzehntelang in Frankreich die Hosen der Soldaten mit Krapp leuchtend rot gefärbt. Auch Lacke, Farben und Beizen wurden auf Krappgrundlage hergestellt. 1868 betrug die Krapp-Produktion weltweit 70.000 Tonnen im Wert von 60-70 Mio. Mark.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Die Wurzel enthält 23 Anthrachinonderivate und 5 O-Glycoside. Wichtigstes Glycosid ist die zitronengelbe Ruberythrinsäure, aus der beim Trocknen der rote Farbstoff Alizarin (auch in Wurzeln des Waldmeisters enthalten) entsteht. Die anderen Inhaltsstoffe sind nicht von färberischer Bedeutung, da sie entweder in zu geringen Mengen vorkommen oder ihnen die Eigenschaften von Beizfarbstoffen fehlen.

Früher in großen Mengen zur Gewinnung des Krapp-Farbstoffes angebaut, ging die Produktion rasch zurück, als am 11. Januar 1868 es den beiden Berliner Chemikern Graebe und Liebermann erstmals gelang den Hauptfarbstoff des Krapp, Alizarin, synthetisch herzustellen. Als dieser 1871 in den Handel kam, wurde der Anbau eingestellt. Heute kommt der Färberkrapp nur noch vereinzelt in manchen Gegenden Mitteleuropas verwildert vor. Medizinisch ist die Färberröte heute auch nicht mehr in Gebrauch. Insbesondere vor einer inneren Anwendung wird wegen der möglichen gentoxischen Wirkung der Anthrachinone abgeraten.
 

 


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zuletzt geändert am: 30.VII.2002