Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
satureiam |
|
Satureja hortensis L. | Lamiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Das niedrige, etwa 40 cm
hohe Bohnenkraut ist einjährig und zählt zur Familie der Lippenblütler.
Erstaunlicherweise verholzen die Stängel im unteren Bereich, was sonst
nur bei ausdauernden Gewächsen geschieht. Die buschig verzweigten
Stängel sind kaum oder flaumig behaart. Viele der Härchen ergeben
sich bei näherem Hinsehen als Drüsenschuppen zu erkennen, die
ein würzig aromatisches, etherisches Öl ausscheiden. Die schmal-länglichen
Blättchen sind 2-4 mm breit, 1-3 cm lang und gegenständig angeordnet.
Sie sind auf beiden Seiten behaart und zeigen, gegen das Licht betrachtet,
ebenfalls Öldrüsen in Form weißer Punkte. Die kurzgestielten etwa
6 mm großen Blüten erscheinen von Juli bis September zu 1-3
in den Blattachseln. Die Blütenkronen, kaum länger als der behaarte
Kelch, sind blasslila bis weiß gefärbt, selten auch rosa. Die
dreilappige Unterlippe ist doppelt so groß wie die Oberlippe. Die
Blüten sind sehr nektarreich und sind eine ausgezeichnete Bienenweide.
Die ganze Pflanze riecht würzig aromatisch, ein Duft, der auch beim
getrockneten Kraut lange erhalten bleibt.
Bohnenkraut hat seine Heimat in den Ländern um das Schwarze Meer und im östlichen Mittelmeerraum,
in Nord- und Süditalien bis zu den Seealpen, wo es bevorzugt an steinigen
heißen Kalkhängen wächst. Im Kaukasus und den Alpen kommt
es bis in Höhen um 1.500 m ü.NN vor.
Im Garten pflanzt man Bohnenkraut
auf lockeren, trockenen Boden in sonniger Lage. Ab April wird es vorgezogen
oder ab Mai direkt ins Freiland gesät. Bohnenkraut neigt dazu, sich
selbst auszusäen und erscheint dann oft auch in den Wegritzen. Geerntet
wird es am besten kurz vor der Blüte, dann ist sein Geschmack am intensivsten.
Verwendet wird die ganze Pflanze oder nur die oberen Triebspitzen, entweder
frisch oder bei nicht zu hohen Temperaturen rasch getrocknet.
Eine Alternative zum einjährigen
Bohnenkraut ist das recht ähnliche Berg- oder Winterbohnenkraut (Satureja
montana). Dieser ganz verholzende, ausdauernde, niedrige Strauch ist
halbimmergrün und lässt sich zu niedrigen Hecken ziehen. Er hat
rosa–weißliche Blüten, ist dichter beblättert als sein
einjähriger Verwandter und liefert auch im Winter frische Würze.
Man pflanzt den Strauch ins Kräuterbeet, in den Steingarten oder als
Randbepflanzung.
Geschichte
Bohnenkraut ist das "Spezialgewürz",
mit dem Bohnengerichte aller Art geschmackvoller und vor allem verträglicher
zubereitet werden. Die Römer kultivierten es als erste und gaben dem
Kraut seinen Namen, der sich vom lat. saturare ableitet, was sättigen
heißt. Neben seiner Würzkraft schätzten die Römer
vor allem die verdauungsfördernde Wirkung bei fetten und blähenden
Speisen. Sie mochten die Pflanze so sehr, dass sie das Bohnenkraut sogar
mit in die eroberten Gebiete nahmen und dort bis zum Niederrhein hinauf
anbauten. Die Römer gingen, das Bohnenkraut blieb und wurde in ganz
Mitteleuropa heimisch. Bereits im 9. Jh. wurde das Würz– und Heilkraut
in Klostergärten kultiviert.
Es erfreute sich bei den
großen Kräuterkundigen des Mittelalters äußerster
Wertschätzung. Nicht nur bei Magen– und Darmbeschwerden sondern auch
bei Gicht und Nasenbluten. Mittelalterliche Kräuterbücher erwähnen
seine verdauungsfördernde, schleimlösende und appetitanregende
Wirkung. Dioskorides behandelt das Bohnenkraut kurz und bündig, indem
er schreibt: "...hat mit dem Thymian einerley Tugendt unnd krafft / unnd
wirdt auch also bereytet und gebraucht." Die einfache Bevölkerung
verwendete Bohnenkraut ob seines pfefferig–würzigen Geschmackes als
Pfefferersatz, was den Namen "Arme–Leute–Kraut" veranlasste. Gehackt gab
man Bohnenkraut zu Wurst, die dadurch an Geschmack und Bekömmlichkeit
gewann, woran der Name "Wurstkraut" erinnert. Der in Norddeutschland verbreitete
Name "Kölle" leitet sich nach Marzell über Kun(d)el von Quendel
ab, den Namen für den nah verwandten Thymus serpyllum.
Bohnenkraut wuchs in Haus–
und Bauerngärten und war den ersten Auswanderern nach Amerika so wertvoll,
dass die sog. "Pilgerväter" die Pflanze auf der Mayflower mit auf
die Reise nahmen. Zur eigentlichen Bohnenwürze wurde das Bohnenkraut
aber erst mit dem Bekanntwerden und der Einführung der grünen
Bohnen, die im Gegenzug aus Amerika nach Europa kamen. Diese wurden in
Mexiko nachweislich seit 4.000 v.Chr. kultiviert und nach der Entdeckung
der "Neuen Welt" durch Spanier und Portugiesen in die "Alte Welt" eingeführt.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Das Kraut enthält unter
anderem Gerbstoffe, Schleim und Harz. Verantwortlich für seine Würzkraft
ist das etherische Öl (0,1–2 %) mit seinem hohen Gehalt an 30% Carvacrol
und 20% Cymol, Cymen, Caryophyllen, Cadinen u.a. Das isolierte Öl
findet Verwendung bei der Parfümherstellung in der kosmetischen Industrie
und würzt Backwaren.
Medizinische Anwendung findet
Bohnenkraut bei Durchfall, Koliken, bei Leber-, Nieren– und Gallenbeschwerden.
Es ist blähungstreibend, fördert die Menstruation und hilft gegen
Eingeweidewürmer. Es wirkt antiseptisch, adstringierend und fördert
die Schweißbildung. Bei Halsschmerzen wird es auch äußerlich
angewendet. Bergbohnenkraut wird in gleicher Weise wie Bohnenkraut verwendet,
sein Geschmack ist jedoch etwas strenger. Es hilft bei Verdauungsproblemen
und Koliken, findet in der Kräuterlikörherstellung Verwendung
und sollte nicht an Schwangere verabreicht werden.
Für den guten Geschmack
würzt der Feinschmecker Bohnengerichte, indem ein Bündel Bohnenkraut
etwa 10 Minuten zusammen mit den Bohnen gekocht wird. Bei einer längeren
Kochzeit würde der Geschmack des Krauts alles andere übertönen.
Bohnenkraut würzt herzhafte Fleischgerichte. Es ist Bestandteil der
"Herbes de Provence", neben Thymian, Rosmarin und Oregano. Ein Tee aus
Bohnenkraut wird von Diabetikern als Durstlöscher geschätzt.
Es lässt sich zusammen mit anderen Kräutern auf Grund seines
hohen Mineralstoffgehaltes gut als Salzersatz bei einer salzarmen Diät
einsetzen. Hierzu trocknet man Bohnenkraut, Sellerieblätter, Liebstöckel
und Beifußblüten, mischt sie zu gleichen Teilen und pulverisiert
das Ganze.
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zuletzt geändert am: 6.VIII.2002