Name im Capitulare  Nr. Botanischer Name Familie
satureiam
40
Satureja hortensis L. Lamiaceae

 
 
 Bohnenkraut
deutscher Name 
 Bonenkruid
niederländischer Name 
 sariette annuelle
französischer Name 
 summer savory
englischer Name 

 
Beschreibung

Geschichte

 Verwendung

 
Botanische Beschreibung der Art

Das niedrige, etwa 40 cm hohe Bohnenkraut ist einjährig und zählt zur Familie der Lippenblütler. Erstaunlicherweise verholzen die Stängel im unteren Bereich, was sonst nur bei ausdauernden Gewächsen geschieht. Die buschig verzweigten Stängel sind kaum oder flaumig behaart. Viele der Härchen ergeben sich bei näherem Hinsehen als Drüsenschuppen zu erkennen, die ein würzig aromatisches, etherisches Öl ausscheiden. Die schmal-länglichen Blättchen sind 2-4 mm breit, 1-3 cm lang und gegenständig angeordnet. Sie sind auf beiden Seiten behaart und zeigen, gegen das Licht betrachtet, ebenfalls Öldrüsen in Form weißer Punkte. Die kurzgestielten etwa 6 mm großen Blüten erscheinen von Juli bis September zu 1-3 in den Blattachseln. Die Blütenkronen, kaum länger als der behaarte Kelch, sind blasslila bis weiß gefärbt, selten auch rosa. Die dreilappige Unterlippe ist doppelt so groß wie die Oberlippe. Die Blüten sind sehr nektarreich und sind eine ausgezeichnete Bienenweide. Die ganze Pflanze riecht würzig aromatisch, ein Duft, der auch beim getrockneten Kraut lange erhalten bleibt.

Bohnenkraut hat seine Heimat in den Ländern um das Schwarze Meer und im östlichen Mittelmeerraum, in Nord- und Süditalien bis zu den Seealpen, wo es bevorzugt an steinigen heißen Kalkhängen wächst. Im Kaukasus und den Alpen kommt es bis in Höhen um 1.500 m ü.NN vor.

Im Garten pflanzt man Bohnenkraut auf lockeren, trockenen Boden in sonniger Lage. Ab April wird es vorgezogen oder ab Mai direkt ins Freiland gesät. Bohnenkraut neigt dazu, sich selbst auszusäen und erscheint dann oft auch in den Wegritzen. Geerntet wird es am besten kurz vor der Blüte, dann ist sein Geschmack am intensivsten. Verwendet wird die ganze Pflanze oder nur die oberen Triebspitzen, entweder frisch oder bei nicht zu hohen Temperaturen rasch getrocknet.

Eine Alternative zum einjährigen Bohnenkraut ist das recht ähnliche Berg- oder Winterbohnenkraut (Satureja montana). Dieser ganz verholzende, ausdauernde, niedrige Strauch ist halbimmergrün und lässt sich zu niedrigen Hecken ziehen. Er hat rosa–weißliche Blüten, ist dichter beblättert als sein einjähriger Verwandter und liefert auch im Winter frische Würze. Man pflanzt den Strauch ins Kräuterbeet, in den Steingarten oder als Randbepflanzung.
 

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Geschichte

Bohnenkraut ist das "Spezialgewürz", mit dem Bohnengerichte aller Art geschmackvoller und vor allem verträglicher zubereitet werden. Die Römer kultivierten es als erste und gaben dem Kraut seinen Namen, der sich vom lat. saturare ableitet, was sättigen heißt. Neben seiner Würzkraft schätzten die Römer vor allem die verdauungsfördernde Wirkung bei fetten und blähenden Speisen. Sie mochten die Pflanze so sehr, dass sie das Bohnenkraut sogar mit in die eroberten Gebiete nahmen und dort bis zum Niederrhein hinauf anbauten. Die Römer gingen, das Bohnenkraut blieb und wurde in ganz Mitteleuropa heimisch. Bereits im 9. Jh. wurde das Würz– und Heilkraut in Klostergärten kultiviert.

Es erfreute sich bei den großen Kräuterkundigen des Mittelalters äußerster Wertschätzung. Nicht nur bei Magen– und Darmbeschwerden sondern auch bei Gicht und Nasenbluten. Mittelalterliche Kräuterbücher erwähnen seine verdauungsfördernde, schleimlösende und appetitanregende Wirkung. Dioskorides behandelt das Bohnenkraut kurz und bündig, indem er schreibt: "...hat mit dem Thymian einerley Tugendt unnd krafft / unnd wirdt auch also bereytet und gebraucht." Die einfache Bevölkerung verwendete Bohnenkraut ob seines pfefferig–würzigen Geschmackes als Pfefferersatz, was den Namen "Arme–Leute–Kraut" veranlasste. Gehackt gab man Bohnenkraut zu Wurst, die dadurch an Geschmack und Bekömmlichkeit gewann, woran der Name "Wurstkraut" erinnert. Der in Norddeutschland verbreitete Name "Kölle" leitet sich nach Marzell über Kun(d)el von Quendel ab, den Namen für den nah verwandten Thymus serpyllum.

Bohnenkraut wuchs in Haus– und Bauerngärten und war den ersten Auswanderern nach Amerika so wertvoll, dass die sog. "Pilgerväter" die Pflanze auf der Mayflower mit auf die Reise nahmen. Zur eigentlichen Bohnenwürze wurde das Bohnenkraut aber erst mit dem Bekanntwerden und der Einführung der grünen Bohnen, die im Gegenzug aus Amerika nach Europa kamen. Diese wurden in Mexiko nachweislich seit 4.000 v.Chr. kultiviert und nach der Entdeckung der "Neuen Welt" durch Spanier und Portugiesen in die "Alte Welt" eingeführt.
 

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Heutige Bedeutung und Verwendung

Das Kraut enthält unter anderem Gerbstoffe, Schleim und Harz. Verantwortlich für seine Würzkraft ist das etherische Öl (0,1–2 %) mit seinem hohen Gehalt an 30% Carvacrol und 20% Cymol, Cymen, Caryophyllen, Cadinen u.a. Das isolierte Öl findet Verwendung bei der Parfümherstellung in der kosmetischen Industrie und würzt Backwaren.

Medizinische Anwendung findet Bohnenkraut bei Durchfall, Koliken, bei Leber-, Nieren– und Gallenbeschwerden. Es ist blähungstreibend, fördert die Menstruation und hilft gegen Eingeweidewürmer. Es wirkt antiseptisch, adstringierend und fördert die Schweißbildung. Bei Halsschmerzen wird es auch äußerlich angewendet. Bergbohnenkraut wird in gleicher Weise wie Bohnenkraut verwendet, sein Geschmack ist jedoch etwas strenger. Es hilft bei Verdauungsproblemen und Koliken, findet in der Kräuterlikörherstellung Verwendung und sollte nicht an Schwangere verabreicht werden.

Für den guten Geschmack würzt der Feinschmecker Bohnengerichte, indem ein Bündel Bohnenkraut etwa 10 Minuten zusammen mit den Bohnen gekocht wird. Bei einer längeren Kochzeit würde der Geschmack des Krauts alles andere übertönen. Bohnenkraut würzt herzhafte Fleischgerichte. Es ist Bestandteil der "Herbes de Provence", neben Thymian, Rosmarin und Oregano. Ein Tee aus Bohnenkraut wird von Diabetikern als Durstlöscher geschätzt. Es lässt sich zusammen mit anderen Kräutern auf Grund seines hohen Mineralstoffgehaltes gut als Salzersatz bei einer salzarmen Diät einsetzen. Hierzu trocknet man Bohnenkraut, Sellerieblätter, Liebstöckel und Beifußblüten, mischt sie zu gleichen Teilen und pulverisiert das Ganze.
 




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zuletzt geändert am: 6.VIII.2002