Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
silum | 23 | Laserpitium siler L. | Apiaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Mit den schirmartigen Dolden
aus zahlreichen kleinen weißen Blüten und den stark zerteilten
Blättern erweist sich der Bergkümmel als typischer Vertreter
der Familie Doldengewächse. Das auffälligste Merkmal der Art
sind die ziemlich großen (bis 7cm), länglichen, mehr oder weniger
ganzrandigen Blattfiedern.
Die ausdauernde Art kann
zu einer recht stattlichen Größe bis 1m, selten bis 1,80m, heranwachsen.
Die grundständigen Blätter sind seegrün, bis 1m groß
und mehrfach gefiedert. Mit zunehmender Höhe am Stängel werden
die Blätter rasch kleiner. Die Dolden bestehen aus zahlreichen, lang
gestielten Döldchen, die ihrerseits aus vielen kleinen Blüten
zusammengesetzt sind. Hülle und Hüllchen bestehen aus einer variablen
Zahl von Blättchen. Die Blüten besitzen einen kleinen, aber deutlichen
fünfzähnigen Kelch. Der unterständige Fruchtknoten ist kahl
und durch 8 hervortretende Rippen geflügelt. Bei der Fruchtreife zerfällt
der Fruchtknoten in zwei nussartige Teilfrüchte, die dann jeweils
4 Flügel aufweisen. Wegen dieser Fruchtmerkmale wurde der Bergkümmel
schon von Linné in die Gattung Laserpitium (Laserkraut) gestellt.
Der Bergkümmel wächst
auf steinigen Böden in Kalkgebieten in Rasen, Staudenfluren und lichten
Bergwäldern. Die Verbreitung erstreckt sich von den Gebirgen im nördlichen
Mittelmeerraum über die Alpen bis ins Jura (Schweizer Jura, Schwäbische
und Fränkische Alb).
Geschichte
Der Bergkümmel - der
deutsche Name sagt es schon - gehört zu einer Reihe von sehr ähnlichen
Doldengewächsen, die alle kümmel- oder fenchelartig riechen und
als Heil- und/oder Gewürzpflanze in Gebrauch waren. Das macht die
konkrete Zuordnung der in alten Kräuter- und Medizinalbüchern
aufgeführten Pflanzen zu einer botanischen Art oft sehr schwierig.
Die älteste Nennung, die sich einigermaßen sicher wirklich auf
den Bergkümmel bezieht, ist das Capitulare. Bei Albertus Magnus (13.
Jhdt.) taucht der Name siler montanum auf, Konrad von Megenberg
(14. Jhdt.) gibt dazu auch einen deutschen Namen an: "gaizvenichel" (Geißfenchel).
Später wird die Pflanze auch "Sesel", "Zirmet" und "Silermontan" genannt.
Aus letzterem Namen hat sich das französische sermontain abgeschliffen.
Im 16. Jahrhundert stand
der Bergkümmel bei den "Vätern der Botanik" wie Gesner (1561),
Lobelius (1576) oder Clusius (1601) als Heilpflanze in hohem Ansehen. Damals
wurde es mit dem ligystikon von Dioskorides bzw. lat. ligusticum
bei Columella und Plinius in Verbindung gebracht. Zumindest für die
bei Dioskorides beschriebene Pflanze trifft dies sicher nicht zu; wahrscheinlich
handelt es sich dabei um eine mediterrane Opopanax-Art.
Benutzt wurden vor allem
die Früchte ("Semen Sileris montani s. Seseleos"), die nach Kümmel
mit einem Beiton von Koriander riechen und ähnlich, allerdings auch
ziemlich scharf und bitter, schmecken. Das dafür verantwortliche etherische
Öl lässt sich durch Destillation als blaue, wohlriechende Flüssigkeit
gewinnen. Wie Kümmel- und Fenchelfrüchte galten sie als erwärmendes
und beruhigendes Mittel; als Teeaufguss sollte es Magen- und Leibschmerzen
lindern, Harn treiben, die Menstruation fördern und sogar gegen
Schlangenbiss wirken. Dem Wurzelstock ("Radix Sileris montani") wurden
ähnliche Heilkräfte zugeschrieben. Er ist aber noch schärfer
und bitterer als die Früchte und wurde vielleicht deswegen weniger
angewandt.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Der Bergkümmel ist heute
völlig außer Gebrauch gekommen. Dies liegt wohl daran, dass
die Pflanze - abgesehen von bestimmten Bergregionen - immer schon
relativ selten war und kaum je in Kultur genommen wurde. Arten wie Kümmel,
Liebstöckel, Fenchel u.ä. sind viel einfacher zu kultivieren
und tun die gleichen Dienste. Dabei enthält das etherische Öl der Früchte zu ca. 20% Limonen, das auch in Pomeranzen-, Zitronen-, Kümmel-, Dill- oder Pfefferminzöl vorkommt und zu 75% das chemisch verwandte Perillaaldehyd. Bemerkenswert ist auch der Gehalt an Perillaalkohol; 1% klingt nicht bedeutend, dieser Stoff hat aber die 2000fache Süßkraft von Rüben- bzw. Rohrzucker. In manchen Gebirgsgegenden sollen die Wurzeln
und Früchte noch als Kaumittel gegen Zahnschmerz benutzt werden. In
Oberösterreich wurde bis ins 20. Jahrhundert aus den Früchten
ein bläulicher, wohlriechender Likör zubereitet. Ob dies heute
noch der Fall ist, entzieht sich den Kenntnissen des Verfassers.
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zuletzt geändert am 10.VIII..2001