Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
sinape |
|
Sinapis alba L. | Brassicaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Bei Senf denkt jeder gleich
an die würzige gelbe Paste, die es in großer Geschmacksvielfalt
und den verschiedensten Körnungen gibt. Die kulinarische Vielfalt
des Tafelsenfs verdanken wir den unterschiedlichen Mischungen dreier Pflanzen
aus der Familie der Kohlgewächse: Sinapis alba, dem weißen
Senf des Mittelmeergebiets, Brassica nigra, dem schwarzen Senf aus
der Levante (Küstengebiete des östlichen Mittelmeers) und Brassica
juncea, dem braunen Senf auch Sarepta- (Stadt nahe Wolgograd) oder
Indischer Senf genannt aus dem südlichen Asien. Bei allen dreien handelt
es sich um einjährige Kräuter, die äußerlich recht
ähnlich sind und leicht verwechselt werden können.
Sinapis alba erreicht
mit 1,30 m die geringste Wuchshöhe. An verzweigten, borstigen Stängeln
sitzen dunkelgrüne, gestielte, leierförmige Blätter, die
fiederspaltig geteilt und gezähnt sind. Die hellgelben Blüten
erscheinen im Sommer und Herbst, sind etwa 2 cm groß und stehen in
dichten endständigen Trauben. Der mit silbrigen Haaren besetzte Fruchtknoten
entwickelt sich zur Schote, die nur im unteren Teil 2-4 gelbliche, kugelige
etwa 2 mm große Samen enthält.
Brassica nigra ist
mit 2 m Wuchshöhe der größte Vertreter der Senfarten. Hier
sind die oberen Blätter ungeteilt und die Blüten leuchtendgelb
und etwas kleiner als bei S. alba. Die Schoten sind ungeschnäbelt,
bis 2 cm lang und liegen bei der Samenreife der Traubenspindel eng an.
Sie enthalten deutlich mehr Samen als bei S. alba, die aber nur
eine Größe von 1 mm haben.
Brassica juncea liegt
in Wuchshöhe und Blütenfarbe zwischen den beiden vorgenannten.
Die oberen Blätter sind länglich lanzettlich und ganzrandig.
Die Schoten enthalten bis zu 20 bräunliche Samen, die kleiner als
die von S. alba sind.
Die Samen werden während
des Reifeprozesses geerntet, getrocknet und im Ganzen gelagert, gemahlen
oder zur Gewinnung von Öl ausgepresst.
Geschichte
Die Tatsache, dass aus so
winzigen Samen mannshohe Pflanzen entstehen, lesen wir schon im neuen Testament,
wenn Jesus das Senfkorn als Sinnbild für das Reich Gottes heranzieht
(Markus 4,30-32). Hier war sicher Brassica nigra, die größte
der drei Senfarten, gemeint. Doch die Geschichte des Senfs ist noch wesentlich
älter. Aus dem Mittelmeerraum stammend, wird er schon seit Jahrtausenden
als Würz- und Heilkraut verwendet. Durch den Handel in der Römerzeit
kam er frühzeitig nach Mitteleuropa, wo er sich einbürgerte und
wild wuchs. Die Kenntnis über Anbau und Verwendung verdanken wir den
orientalischen und antiken Völkern. Sie wussten schon genau über
die recht komplizierte Herstellung von Senf Bescheid, verwendeten nicht
nur die Samen, sondern aßen die Blätter auch als Salat. Seine
volle kulinarische Blüte erlebte der Senf in Mitteleuropa aber erst
im Mittelalter. In Form von Senfpflastern oder Umschlägen wurde er
bei Atemwegskatarrhen und rheumatischen Beschwerden eingesetzt. Dioskorides
empfahl ihn bei Epilepsie, Milz- und Leberleiden.
Der englische Kräuterarzt
Culpeper verschreibt Senf für eine Vielzahl von Beschwerden von Verdauungsstörungen
über Erkältungskrankheiten bis zu Zahn- und Gelenkschmerzen,
Hautproblemen und steifem Hals. Überall da, wo eine starke Durchblutung
der Haut gewünscht wird (bei Hexenschuss, Bronchitis und Rippenfellentzündung)
können die zerstoßenen Körner, mit Wasser vermischt, als
Umschlag eingesetzt werden.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Heute ist der Senf weltweit
verbreitet und wird vor allem in Europa, Nordamerika und Kanada großflächig
angebaut. Durch die maschinellen Anbaumethoden ist der schwarze Senf dort
seit 1950 verdrängt und durch den braunen Senf ersetzt worden. Die
Ursache liegt im unregelmäßigen Aufplatzen der Schoten, die
nur von Hand geerntet werden können. Angebaut wird B. nigra
aber noch in Ländern wie Äthiopien und Indien. Hier dient er
als Blattgemüse und Grünfutter und in Indien vor allem als Heilpflanze.
Diese Bedeutung hat er in den westlichen Ländern fast ganz verloren.
Die Hauptbedeutung des Senfs
liegt bei uns in der Senfherstellung und Ölgewinnung. Die auch an
Eiweiß reichen Samen enthalten bis zu 30 % Öl welches, von seinen
Bitterstoffen befreit, als Speiseöl verwendet wird. Immer häufiger
baut man Senf auch zur Gewinnung von Brennöl, zur Gründüngung
und als Futterpflanze an.
In der Küche werden
die ganzen Senfkörner (dazu eignen sich nur die Samen von S. alba)
zur Würzung von Marinaden und Sauerkonserven eingesetzt, weil sie
konservierend wirken und Schimmel- und Bakterienbefall verzögern.
Der handelsübliche Tafelsenf
wird auf folgende Weise hergestellt: Die Samen werden gereinigt, gequetscht
und nachdem ein Teil des bitteren Senföls entzogen wurde, zu Senfmehl
vermahlen. Samen und Senfpulver sind noch ohne Aroma. Erst durch die Zugabe
von Flüssigkeit (oder beim Kauen) entwickelt sich nach einer Weile
der typische scharfwürzige Geschmack. In dieser pulverisierten Form
lieben Briten und Amerikaner ihren Senf. Zum Gebrauch in der Küche
geben sie dem Pulver Wasser zu. Zur Herstellung von Tafelsenf wird das
Pulver mit Essig und Gewürzen vermengt und noch mehrmals vermahlen,
damit sich die Inhaltsstoffe bestens entfalten können. Der Name Mostricht
(spätlatein. mustardum = scharfer Most) verweist auf Most als
zugesetzter Flüssigkeit. Gewürze, z. B. Estragon, aber auch unterschiedliche
Essigsorten beeinflussen den Geschmack. In der Hauptsache ist es aber die
Mischung der drei Senfarten, auf die es bei der Herstellung von Tafelsenf
ankommt: für den milden Senf verwendet man nur Samen von S. alba,
für den mittelscharfen eine Mischung aus S. alba und B.
juncea. Der scharfe Senf enthält nur Samen von B. juncea.
Düsseldorf ist für scharfen Senf bekannt. Der süße
bayerische Senf entsteht aus gerösteten und mit Zucker versetzten
Körnern. Der französische Dijon-Senf besteht aus einer Mischung
aus braunen und schwarzen Senfsaaten, die ohne Schalen verarbeitet werden,
was den Schärfegrad noch steigert. Gleich welchen Senf man bevorzugt,
er passt zu vielen Speisen und hat in jedem Fall eine verdauungsfördernde
Wirkung.
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zuletzt geändert am: 15.II.2002