Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
febrefugiam | 46b | Tanacetum parthenium (L.)Schultz Bip. | Asteraceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Das Mutterkraut ist eine
kurzlebige, meist nur wenige Jahre ausdauernde Staude, die bei uns zerstreut
in Gärten, auf Schotterwegen oder Schutthalden wächst. Aus einer
kurzen, in der obersten Bodenschicht überdauernden Achse entspringt
meist ein einzelner, erst im oberen Teil verzweigter Spross. Dieser trägt
gestielte, bitter schmeckende Fiederblätter mit jederseits 3-5 stumpfen,
stachlig bespitzten Fiederabschnitten. Eine Vielzahl von Einzelblüten,
randlich stehende weiße Zungenblüten und im Zentrum angeordnete
gelbe Röhrenblüten, bilden, im Querschnitt 1,3-2,2 cm messende,
von grünlichen Hüllblättern umfasste Köpfchen.
Sowohl durch ihren Geruch
als auch durch die zahlreichen, in einer Ebene stehenden Blütenköpfchen
erinnert das Mutterkraut an die Kamille. Diese Ähnlichkeit kommt auch
in der latein. Bezeichnung der Kamille ´Matricaria´, was übersetzt
eigentlich ´Mutterkraut´ bedeutet, zum Ausdruck. Die alte Bezeichnung
Matricaria febrifuga (im Kräuterbuch von Hieronymus Bock) verwies
einerseits auf diese Ähnlichkeit, andererseits auf die im Capitulare
de villis als ´febrefugiam´ genannte Pflanze.
Geschichte
Die ursprünglich in
Kaukasien und Kleinasien heimische Pflanzenart gelangte um 300 v.Chr. wohl
mit den Kriegszügen Alexanders des Großen nach Griechenland.
In der Folge wurde die Pflanze als Heilkraut im gesamten Mittelmeerraum
allgemein bekannt und geschätzt. Unter dem Namen ´matrona´
und ´febrefugia´ gelangte die Heilpflanze in karolingischer
Zeit bis nach Mittel- und Nordeuropa.
Die Heilwirkungen des Mutterkrautes
in unterschiedlichster Zubereitung als frisches Kraut, in Wein, Essig oder
Milch gesotten, in Ölen zerrieben oder als Pulver zerstoßen
wurden von Dioskorides, Tabernaemontanus und Hildegard von Bingen beschrieben.
Als hauptsächliche Anwendungsgebiete werden Darmkrämpfe, Atem-
Verdauungs- und vor allem Menstruationsbeschwerden angeführt. Weiterhin
wird die Pflanze als Mittel gegen die Wassersucht, als Wurm- und insbesondere
als Fieber senkendes Mittel beschrieben.
Heutige Bedeutung und Verwendung
Während die Heilwirkung des Mutterkrautes in der Volksheilkunde
Südeuropas, der Alpenländer, vor allem jedoch in England noch
heute geschätzt wird, geriet diese Bedeutung der Pflanze bei uns in
Vergessenheit. Als schon im Altertum beliebte Gartenpflanze ist sie in
Deutschland jedoch in vielen Kulturformen, die die Herkunft zum Teil kaum
noch erkennen lassen, weit verbreitet. Wichtige Kultivare wie ´Aureum´
zeichnen sich durch goldgelbe Blätter, moosartigem Wuchs (´Golden
Moos´) oder gefüllte schneeweiße Blütenköpfchen
(´Snowball´) aus. Der Nutzen des Mutterkrautes blieb vor allem
in England aktuell. Noch heute heißt die Pflanze dort "feverfew",
was soviel wie "wenig Fieber" bedeutet. Noch Ende des 18. Jh. bezeichneten
Engländer die Pflanzenart als ihr "Aspirin".
Mutterkraut ist heute als getrocknete oder frische Pflanze, pulverisiert
oder als Extrakt in Tabletten- oder Kapselform im Handel. In England verbreitet
ist der Verzehr der frischen oder getrockneten Blätter des Mutterkrautes
in Salaten, als Gemüse oder Brotbelag. Der Zusatz anderer Geschmacksträger
ist meist notwendig, da die Mutterkraut-Pflanze zwar angenehm aromatisch
riecht, die Blätter jedoch bitter schmecken.
In den letzten Jahrzehnten ist das Mutterkraut zunehmend zur Migräneprophylaxe
eingesetzt worden. Untersuchungen, die in englischen Kliniken durchgeführt
wurden, zeigten, dass Mutterkraut Migräneanfälle lindern kann,
selbst in Fällen, welche mit anderen Methoden nicht zu beherrschen
waren. Die Pflanze hat in Blättern und Blüten etherisches Öl
aus Campher, Borneol und den Hauptwirkstoff Sesquiterpenacton. Diese Wirkstoffkombination
ist imstande, die Hormonsynthese so zu steuern, dass Migräne insbesondere
vor und während der Menstruation oder in den Wechseljahren verhindert
werden kann.
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zuletzt geändert am 10.VI..2003