Name im Capitulare | Nr. | Botanischer Name | Familie |
fasiolum | 11a | Vigna unguiculata (L.) Walp. | Fabaceae |
|
Botanische Beschreibung der Art
Die Kuhbohne hat viele Namen.
Langbohne, Schlangen-Bohne, Augen-Bohne, ägyptische Lubia-Bohne. Manche
bezeichnen sie auch als Kuh-Erbse. Sie ist so vielgestaltig wie sie Namen
hat.
Geschichte
Die heute üblicherweise
in unseren Gärten als grüne Bohnen gepflanzten Sorten waren im
Mittelalter nicht bekannt. Diese stammen aus den Gebirgen Südamerikas,
gehören zu der Art Phaseolus vulgaris, und wurden in Europa
erst nach der Entdeckung Amerikas eingeführt. Auf den ersten Blick
sehen sie aber der Kuhbohne zum Verwechseln ähnlich.
Römische Schriftsteller
des 1. und 2. Jahrhunderts n. Chr. (VERGIL, COLUMELLA, DIOKORIDES, PLINIUS,
GALENUS) beschreiben Bohnen, die nicht die allgemein übliche im Mittelmeergebiet
gepflanzte Bohne (Vicia faba) waren, als phaseolus, dolichos oder
smilax. Der Name fasiolo findet sich auch im St. Gallener Klosterplan von
820 und ALBERTUS MAGNUS gibt um 1260 eine Beschreibung dieser Pflanze.
Aufschlussreich ist sein Vermerk über die Verschiedenfarbigkeit der
Samen und die Beobachtung des schwarzen Flecks am Nabel. Dies ist das charakteristische
Kennzeichen für die Kuhbohne. Sie ist offenbar seit der 5. Dynastie
(ca. 2.500/2.300 v. Chr.) in Ägypten kultiviert worden. Nach DIOSKORIDES
"winden sie sich an Reisern empor ... die Frucht, lang und fleischig, wird
samt den Samen wie Spargel gekocht, als Gemüse gegessen ... sie blähen
den Leib und machen den Bauch windig und sind schwer zu verdauen. Frische
Phaseolen gegessen, erweichen den Stuhlgang und sind gut wider das Würgen
und Brechen." Bohnen wirken harntreibend und blutreinigend. Sie enthalten
Blausäureglykoside, die Erbrechen und Magenkrämpfe auslösen,
sich aber beim Kochen verflüchtigen.
Im Kräuterbuch des Tübinger
Professor LEONHARD FUCHS von 1543 ist die amerikanische grüne Bohne
unter der Bezeichnung "Welsch Bonen" abgebildet. Im Kräuterbuch des
ANDREAE MATTIOLI, bearbeitet von JOACHIM CAMERARIUS aus Nürnberg,
gedruckt 1626, ist - kenntlich am schwarzen Nabelring der Samen - die Kuhbohne
abgebildet. Die botanische Gliederung von Bohnen mit essbaren Hülsen
in die Gattungen Phaseolus und Vigna hat als erster DOMENICO VIGNA aus
Florenz vorgenommen, der von 1609-1647 Professor für Botanik in Pisa
war. Beide Gattungen sind so ähnlich, dass es nicht Wunder nimmt,
dass nach der Entdeckung Amerikas und der Einführung der dort heimischen
Bohnen nach Europa der am häufigsten für die antike und mittelalterliche
altweltliche Bohne (Vigna unguiculata) gebrauchte Name fasiolum
oder phaseolus auf die neuen Bohnen aus Amerika übertragen wurde.
Abwandlungen dieses Namens haben in einigen Gegenden Deutschlands als Fisole
oder Fitzebohne bis in die heutige Zeit überlebt.
Seit alters her gelten die
Bohnen als Hüter der Lebenskraft, als Nahrung der Götter, als
heilige Ranken, als Zauberwaffen und Amulette. In der Antike galten sie
als die Pflanze der Huren. In den ackerbaulich orientierten Indianerkulturen
Amerikas übte man mit Bohnen den Flurzauber. VON PERGER berichtet:
"Frauen sollen Bohnen vermeiden, denn sie bewirken Unfruchtbarkeit, sie
machen schwere Träume, verursachen den Alp, und die Bohnenblüthe
soll sogar den Wahnsinn herbei führen." Letztere Anmerkung bezieht
sich wohl auf den Favismus, der von Saubohnen ausgelöst werden kann.
Zu ersterem ist zu sagen, dass die Samen vieler Hülsenfrüchte
östrogenhaltig sind, was in der Tat bei einseitiger Ernährung
bei Tier und Mensch zu Unfruchtbarkeit und Impotenz führen kann. Bereits
die Griechen der Antike feierten ein Bohnenfest. Später gab es diesen
Brauch in Deutschland und den Niederlanden am Dreikönigstag (VON PERGER).
Dann gab es Kuchen, in dem eine einzige Bohne eingebacken war. Wer diese
fand war Bohnenkönig. Man überließ das aber nicht dem Zufall,
sondern bedachte den Wohlhabendsten, "denn der Bohnenkönig durfte
es an erheiternden Getränken nicht fehlen lassen." Heutige Bedeutung und Verwendung
Unter der Bezeichnung Lubia-Bohne ist Vigna unguiculata heute
in Ägypten und im gesamten Niltal in Gartenkultur zu finden. In den
gesamten Tropen und Subtropen wird sie in vielen Sorten kultiviert. Hülsen
und Samen werden als Gemüse gegessen ebenso wie gelegentlich die gedünsteten
Blätter. Sie dient auch als Viehfutter und Gründünger.
Einjährig
bis ausdauernd, krautig aufrecht, kriechend oder kletternd. Sie zählt
als Hülsenfrucht zu den grünen essbaren Bohnen und stammt als
alte Kulturpflanze vermutlich aus dem tropischen Afrika (Niger-Gebiet).
Dort kultivieren die Bantu aus der gesamten Artengruppe der afrikanischen
Kuhbohne eine Vielzahl von Wildformen und alten Landsorten. Heute wird
sie weltweit in den Tropen und Subtropen kultiviert. Nach Zahlen von 1975
führte in der Weltproduktion von 1 Mio. Tonnen Nigeria mit 850 vor
Obervolta 75 und dem Senegal mit 23 (Angaben in Tsd. Tonnen).
Ihre
wechselständigen Blätter sind 3-fiedrig, 3 - 12 cm lang gestielt
mit unten breiten, etwas herzförmigen oben spitz zulaufenden oft etwas
asymmetrischen Fiederblättern (bis 13 cm lang). An der Fiederblattbasis
sitzen 6 – 20 mm lange, eiförmig-lanzettliche Nebenblätter. Die
2 mm lang gestielten Blüten stehen zu zweit einander gegenüber.
Die Blütenkrone ist 2 – 3,5 cm lang, die Farbe ist weiß (auch
schon mal gelblich-grün) bis blasslila. Die 4 mm langen Kelchröhren
enden in spitzen bewimperten Zipfeln. Die hängenden Hülsen sind
zur Reife gelblich, schmal-zylindrisch mit 2 – 6 Samen, die sich als rundliche
Höcker abzeichnen. Die Hülsen erreichen eine Länge von 6
– 10 cm, etwa 7 mm breit und 4 mm dick. Die nierenförmigen, weißen
Samen sind durch einen schwarzen Ring um den Nabel kenntlich.
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zuletzt geändert am: 29.XII.2000