Die diesjährige Alpenexkursion führte in den österreichischen Teil der Karnischen Alpen, die größtenteils zu Italien gehören. Nach einer langen Bahnfahrt kamen wir mit Taxis vom Bahnhof Kötschach-Mauthen zu unserer Unterkunft, der Unteren Valentinalm (oben).
Am 5. Juli ging es zum Einlaufen in einer leichten Tour zum Plöckenpass und zum Gasthof Plöckenhaus. Da es in dem engen Tal nur einen Wanderweg in diese Richtung gab, mussten wir häufiger diesen Weg benutzen. Die engen Täler mit den steilen Hängen sind stark rutschgefährdet, so dass der Weg mehrfach blockiert oder selbst etwas weggerutscht war.
In der Gegenrichtung geht der Blick über das Tal des Valentinbaches zum Rauchkofel. Der eigentliche Talschluss ist das Valentintörl an der linken Flanke des Rauchkofels.
Am nächsten Tag führte ein Steig direkt hinter der Valentinalm 600m hinauf zum Hinterjoch. In der Nacht hatte es stark geregnet, so dass der Weg auf lehmigem Grund sehr rutschig war, was beim Abstieg noch mehr als beim Aufstieg auf die „Stoßdämpfer“ ging.
Dafür entschädigte die Flora reichhaltig. Schon die Grünerlen-Gebüsche und Hochstaudenfluren im Anstieg waren außerordentlich artenreich. Herausragend ist das Vorkommen des Österreichischen Rippensamens (Pleurospermum austriacum) (rechts).
Oben war dann ein enorm blumenreicher Goldschwingel-Rasen (Hypochoerido uniflorae-Festucetum paniculatae) zu bewundern. An bemerkenswerten Arten sind u.a. zu erkennen: Einblütiges Ferkelkraut (Hypochoeris uniflora) (die gelben Korbblüter mit den dicken Köpfchenstielen), Arnika (Arnica montana) (die gelben Korbblüten in Bildmitte), Allermannsharnisch (Allium victorialis) (die blassgelben Kugeln mitterechts), Paradieslilie (Paradisea liliastrum) (die weißen Trichterblüten ganz rechts) und Rosen-Schwarzwurzel (Scorzonera rosea) (Bildmitte). Rechts sind die Blütenkörbchen bildfüllend dargestellt. Die Rosen-Schwarzwurzel gehört zu mehreren südosteuropäischen Arten, die in den Karnischen Alpen gerade noch Österreich erreichen.
Auf dem Hinterjoch schaute aus dem Lehmboden eine kleine Kalkrippe heraus, die prompt eine ganz andere Vegetation trug. Geobotanisch am bemerkenswertesten war das Vorkommen des Norischen Klees (Trifolium noricum). Auch dies ist eine südeuropäisch verbreitete Art, die in den Karnischen Alpen die Nordgrenze ihrer Verbreitung erreicht. Der Norische Klee gilt übrigens als Charakterart der Südalpinen Blaugrashalden (Verband Caricion austroalpinae), die hier die entsprechenden Kalkrasen des Verbands Seslerion coeruleae der Nordalpen und Karpaten ersetzt.
Am 7. Juli sollte es über den Plöckenpass sozusagen „von hinten“ auf den Grüne Schneid genannten Grat gehen. Inzwischen ist die Plöckenpassstraße in großen Teilen unter Lawinengalerien versteckt. Das hatte teilweise zu erheblichen Verwirrungen mit veralteten Karten geführt. Praktischerweise kann man die Galerien aber oben begehen, was den den Weg zum Plöckenpass erheblich vereinfacht hat. Ziemlich befremdend wirkt allerdings das Windrad, das anscheinend im Zusammenhang mit dem Ausbau der Passstraße errichtet wurde.
Der steile Einschnitt am Plöckenpass war und ist stark von Lawinen und Erdrutschungen bedroht. Die Tafel links gedenkt einem 1991 bei Straßenarbeiten umgekommenen Bauarbeiter, und das aktuelle Bild vom Juli 2009 (unten) belegt, dass man sich auch heute noch möglichst nicht zu lange in diesem Abschnitt der Straße aufhalten sollte...
Eine weiterer geobotanische Spezialität ist der Felsen-Storchschnabel (Geranium macrorrhizum), der nur am Plöckenpass von Südosteuropa nach Österreich ausgreift. Wegen eines Gewittereinbruchs endete der Tag dann früher als erwartet im Restaurant auf der Passhöhe. Ein Teil der Gruppe nutzte eine Regenpause, um sich den Stollen an der Cellon-Schulter anzuschauen.
Im I. Weltkrieg lieferten sich Italiener und Österreicher von 1915-1917 einen erbitterten Stellungskrieg am Plöckenpass. Noch heute sind zahlreiche Höhlen, Unterstände, Schießscharten, ja selbst Reste einer Transportseilbahn erhalten, die in mehreren Rundwegen als „Freiluftmuseum 1915-1917“ aufgearbeitet und zugänglich gemacht wurden. Gelbe Schilder benennen die verschiedenen Objekte und ihre Funktion. Eines der spektakulärsten Kunstbauten ist ein steiler, 250m hoch führender Stollen am Cellon, der heute wieder begehbar hergerichtet ist. Die Bilder zeigen den unteren Stolleneingang.
Am nächsten Tag war dann die große Tour zum Wolayersee angesagt. Zunächst ging es das Tal des Valentinbaches hoch durch hochmontanen Buchenmischwald. Auf einer Kahlfläche wurde die Dunkel-Akelei (Aquilegia nigricans) (oben) angetroffen, die in ihren Merkmalen zwischen A. vulgaris und A. atrata steht, so dass sie früher oft mit diesen Arten verwechselt wurde. Vermutlich ist auch diese Art südöstlich verbreitet.
Über der Oberen Valentinalm wandelte sich das Landschaftsbild dann erheblich. Das Bild links zeigt den Valentinbach; der Berg am Ende ist die Seewarte, Teil eines Kamms, dessen höchster Punkt die Hohe Warte ist.
In dem engen, von der Hohen Warte abgeschirmten Tal bleibt der Schnee lange liegen. Auf solchen Stellen zeigen sich als erstes die violetten Blütentrichter der Alpen-Troddelblume (Soldanella alpina).
Weiter ging es dann über große Schneefelder aufwärts (oben), bis schließlich das Valentintörl erreicht war, das knapp 1000m über unserer Unterkunft liegt (rechts). Zur anderen Seite (unten) führte der Pfad zum Wolayersee wieder über Schneefelder. Nur einige Teilnehmer sind bis zur Hütte am See gelaufen, die meisten kehrten schon am Valentintörl um.
Am 9. Juli wurde der Polinik bestiegen. Der Aufstieg ist relativ einfach, aber mit über 1100m Höhenunterschied vom Plöckenhaus doch ein echter „Knieschnackler“. Als botanisches Schmankerl wurde am Gipfel der Triglav-Enzian (Gentiana terglouensis) gefunden.
Der letzte Tag stand zur freien Verfügung. Die meisten versuchten, die am 7.Juli abgebrochene Wanderung über den Plöckenpass zur Grünen Scheid nachzuholen.
Vor der Abfahrt am 11. Juli wieder das traditionelle Gruppenfoto mit unseren Wirtsleuten (in der 2.Reihe ganz links).
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zuletzt bearbeitet am 23. VII. 2009