Exkursionsbericht der Gartenreise des Freundeskreises
Botanischer Garten Aachen e.V.durch Mitteldeutschland
vom 02.-10.07.2022


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08.07.22 Magdeburg - Stadt Ottos des Großen und der Reformation


Magdeburg ist die Landeshauptstadt Sachsen-Anhalts und hat eine lange Geschichte. Unter Otto I. wurde der Ort Kaiserpfalz und Erzbistum. Heute ist Magdeburg evangelischer wie katholischer Bischofssitz. Wahrzeichen der Stadt ist der Magdeburger Dom. Während der Reformation erwarb die Stadt sich den Titel „Unseres Herrgotts Kanzlei“. Im Dreißigjährigen Krieg brannte kaiserliche Feldmarschall von Tilly die Stadt nieder und massakrierte die Bevölkerung. Die Tat („magdeburgisieren“) entsetzte ganz Europa. Die zweite Katastrophe war der alliierte Luftangriff Mitte Januar 1945, der die Stadt zu 90 Prozent zerstörte.

Große Bewunderung fand das Hundertwasserhaus, auch „Grüne Zitadelle“ genannt. Das 2005 fertiggestellte Gebäude war das letzte von Friedensreich Hundertwasser vor seinem Tod 2000 entworfene Haus. Er selbst sprach von seinem „schönsten und besten Bau“. Das grasbewachsene Dach ist mit 171 Bäumen bepflanzt. Das Haus hat Geschäfte, Theater, Hotel, Gaststätten, eine Kindertagesstätte und 55 Wohnungen.

 

 

Kloster-Berge-Garten
Anschließend besuchten wir den Kloster-Berge-Garten. Auf dem Gelände des ehemaligen Klosters, an der Elbe gelegen und das in den napoleonischen Kriegen zerstört wurde, entwarf Peter Joseph Lenné 1825 den ältesten Volksgarten in Deutschland. In Zeiten der DDR dienten die ufernahen Elbwiesen zur Lagerung riesiger Mengen von Kohle, die hier umgeschlagen wurde. Etwas oberhalb im Park liegt das Gesellschaftshaus, das von Anfang an Teil des Konzepts für den Volksgarten war und von Karl Friedrich Schinkel entworfen wurde. Benachbart liegen die Gruson Gewächshäuser, 1896 von der Stadt Magdeburg errichtet, um die Sammlung exotischer Pflanzen des Maschinenbauunternehmers Gruson, insbesondere seine bedeutende Kakteensammlung, unterzubringen.

Oben links: Elbwiesen; oben rechts: Blick auf die Sternbrücke und den Albinmüller-Turm im Rotheborn-Park; unten links: Gesellschaftshaus; unten rechts: Gruson Gewächshäuser.

 

Schloss und Barockgarten Hundisburg
Der Hundisburger Barockgarten wurde bis 1719 vom Landesbaumeister des Herzogs Anton Ullrich von Braunschweig-Wolfenbüttel, Hermann Korb, gestaltet.
lm 19. Jahrhundert hat der Unternehmer Johann Gottlob Nathusius den 100 Hektar großen Landschaftspark zwischen Hundisburg und dem Kloster Althaldensleben hinzugefügt. Seine Frau, eine erfolgreiche Modeschriftstellerin des 19. Jahrhunderts, war mit Heinrich Hoffmann von Fallersleben befreundet, der des Öfteren auf Hundisburg und in Althaldensleben war. Etliche seiner Kinderlieder entstanden hier.
Das Schloss wurde 1945 von biwakierenden sowjetischen Soldaten angesteckt und brannte zum Teil aus. Der Barockgarten wurde nach dem Zweiten Weltkrieg als Fußballplatz genutzt. Nach der Wende 1989 konnte ein Verein Haldensleber Bürger mit viel Engagement und Wissen den barocken Garten und das Schloss nach alten Plänen wieder aufbauen. Beispielhaft ist die Anwendung der perspective ralentie, der verzögerten Perspektive, wie sie André le Nôtre, Gartenbauarchitekt König Ludwigs XIV., für den Park von Versailles schuf. Der kunstvolle Umgang mit den Gesetzen der Perspektive spielt mit Entfernungen und Größen: Während man beim Abschreiten des Gartens an drei Paar Parterrefeldern vorbeikommt, wovon die mittleren Felder verkürzt sind, sieht der Betrachter vom Schloss aus lediglich zwei Paar.

 

Am Abend hatten wir noch eine Stadtführung in Werningerode. Links der Blick auf das Schloss. In den Fensterbögen der St. Sylvestri-Kirche brüten Turmfalken.

 

 

09.07.22 Fahrt auf den Brocken und Besuch des Brockengartens
Versuchs- und Schaugarten der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Mit der Dampflok ging es von Werningerode aus auf den Brocken, der uns mit Nebel und leichtem Nieselregen empfing. In den letzten Jahren der DDR war der Brocken absolutes und streng bewachtes militärisches Sperrgebiet. Heute ist er wieder voll umfänglich öffentlich zugänglich. Die Arbeiten zur Wiederinstandsetzung des Brockengartens begannen 1990 genau 100 Jahre nach seiner Gründung. Die Aufgaben des Gartens sind in einer Broschüre wie folgt beschrieben: „Der Brockengarten steht im Dienst von akademischer Lehre, Schulunterricht, Öffentlichkeitsarbeit, Forschung und Artenschutz. Dieser bereits von Prof. Dr. A. Peter, dem Gartengründer, vorgegebenen Aufgabenstellung entspricht auch seine Gliederung in einen gärtnerisch bearbeiteten öffentlichkeits- und unterrichtswirksamen Schau- und einen naturbelassenen Forschung und Artenschutz dienenden Versuchsteil.“ Der Garten ist zu festen Führungsterminen oder für Gruppen nach Anmeldung zugänglich.

Oben links: Brockenbahn; oben rechts: Brockenplateau mit Brockenherberge (links), Telekom-Funkturm und Brockenhaus „Mosche“, ehemals Stasi-Abhörzentrale (rechts); Mitte links: Brockengarten mit Gärtnerhaus; Mitte rechts: auf dem Brocken entstandener Bastard von Gentiana lutea x pannonica; unten links: Calceolaria uniflora f. darwinii aus Patagonien; unten rechts: der reichhaltige und gut gepflegte Schaugarten überraschte viele Teilnehmer*innen.

Der Garten wird heute von den Universitäten Halle-Wittenberg und Göttingen betreut. Der Brocken ist mit 1142 m der höchste Berg im Harz. Der mittlere Niederschlag beträgt 1814 l/m2, an 176 Tagen hat er eine geschlossene Schneedecke, 171 Tage hat er Frost und an 306 Tagen herrscht Nebel. Auf dem Brocken stoßen die Fichten an ihre Grenze, sind in der „Kampfzone“ und sehen entsprechend aus. An den Hängen erleiden sie das große Sterben wegen Trockenheit und Borkenkäfer. Das Granitgestein des Brockens verwittert in großen, an den Ecken gerundeten Blöcken, die an Wollsäcke erinnern. Dank des Gesteins und der hohen Niederschläge gibt es um den Gipfel herum noch einige ansehnliche Hochmoore.

Oben links: Fichte im Brockengarten; oben rechts: Toter Fichtenwald am Hang des Brockens; unten links: Granitblöcke und Wollsackverwitterung; unten rechts: Randgehänge des Brockenhochmoors.

 

 

10.07.22 Goslar

Zum Abschluss der Gartenreise hatten wir noch eine Führung durch die Altstadt von Goslar.

 

 

Das obligatorische Abschlussfoto machten wir dann vor dem Barbarossa-Denkmal der Goslarer Pfalz.

 

 

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