1.Okt.2009

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mit dem Farbenspiel bereiten sich die Pflanzen auf die Ruheperiode im Winter vor

Ruth Gestrich-Schmitz

Der September hat uns in diesem Jahr mit viel Sonne und noch sommerlichen Temperaturen verwöhnt. Neben den kürzer werdenden Tagen zeigen die ersten fallenden Blätter aber bereits den herannahenden Herbst an. Schon als Kind machte es riesigen Spaß, an sonnigen Tagen mit den Füßen das herbstliche Laub in die Luft zu schleudern oder mit Freunden Laubschlachten zu veranstalten. Herbstgeruch liegt in der Luft. Bevor jedoch die Blätter endgültig fallen, sollten wir die herrlichen bunten Farben des Herbstes ausgiebig genießen. Der „Indian Summer“ lockt jedes Jahr viele Touristen nach Kanada und in den Nordosten der USA. Aber auch hierzulande lädt der „Goldene Oktober“ zu ausgedehnten Spaziergängen in der Natur ein: Grün ist „out“. Wälder, Parks und Friedhöfe mit altem Baumbestand leuchten in den Farben Gelb, Orange und Rot als ob jemand einen Eimer mit Farben darüber ausgeschüttet hätte. Für Hobbyfotografen bieten sich zu dieser Jahreszeit stimmungsvolle Motive.

Mit dem Farbenspiel in der Natur bereiten sich die sommergrünen Pflanzen auf die Ruheperiode im Winter vor. Ausgelöst wird die Laubfärbung durch die abnehmende Tageslänge und die damit verbundene Verminderung der Sonneneinstrahlung, sinkende Temperaturen beschleunigen den Prozess. Pflanzenhormone steuern die Vorgänge in den Blättern.

Eigentlich sind die bunten Farben schon in den Blättern versteckt: Das Chlorophyll, das für das Blattgrün verantwortlich ist, verdeckt im Sommer nur die im Blatt enthaltenen Pigmente. Mit dem Abbau des Chlorophylls im Herbst kommen die Farbpigmente nun voll zur Geltung. Carotinoide sorgen für gelbe, orange und rötliche Farbtöne, Xanthophylle für gelbe bis bräunliche Laubfärbung. Anthocyane, für rote und violette Töne zuständig, werden wahrscheinlich erst im Herbst gebildet.

Jede Baumart zeigt dabei ihre spezifische Herbstfarbe. Mit der geschickten Auswahl an Gehölzen und Sträuchern kann man sich seinen eigenen „Indian Summer“ im Garten gestalten. Hell- oder goldgelb leuchten Birke, Ginkgo, Linde, Robinie, Bergahorn. Der Lederhülsenbaum (Gleditschia triacanthos), zu sehen neben dem Klinikum der RWTH Aachen, fällt mit seinen gelben gefiederten Blättern und langen, gedreht hängenden, braunen Hülsen auf. Der Spitzahorn (Acer platanoides) leuchtet mit seiner feurigen Herbstfärbung. Schon früh im Herbst setzt die Felsenbirne (Amelanchier spec.) rote Farbakzente. Pfaffenhütchen (Euonymus europaea) bestechen mit ihren purpurrot gefärbten Blättern sowie mit dekorativen roten Früchten, nach denen die Pflanze benannt ist. Der Essigbaum (Rhus typhina) setzt sich mit seinem leuchtend roten Laub in Szene. Besonders reizvoll mit Schattierungen von gelb bis rot wirken mit Wildem Wein (Parthenocissus spec.) berankte Wände oder Pergolen. Ein prachtvolles Feuerwerk an Farben von gelborange über karminrot bis dunkelviolett bietet der Amberbaum (Liquidambar styraciflua), der zudem seine ahornähnlichen Blätter oft erst im Dezember abwirft und damit graue Novembertage aufhellt. Der Eisenholzbaum (Parrotia persica), ein naher Verwandter der Zaubernuss, entfaltet seine Schönheit im Herbst mit seiner Farbpalette von leuchtend gelb über orange, orangerot bis dunkelrot.

Bevor man eine Auswahl für den eigenen Garten trifft, sollte man sich von einem Gartenspezialisten beraten lassen, auch deswegen, weil einige der Herbstschönheiten giftig sind.

Übrigens: Wenn die letzten Blätter gefallen sind, muss man sie nicht alle wegkehren. Auf Beeten dienen sie den Pflanzen als Frostschutz, Laubhaufen sind beliebte Winterquartiere für Igel. Auch die Bastelfreunde kommen nicht zu kurz: Mit den hübsch gefärbten Blättern lassen sich wunderbar Glückwunschkarten gestalten. Ein selbst gebasteltes Herbstblatt-Memory vermittelt auf spielerische Weise Wissen über unsere Bäume und Sträucher.

Geführte Wanderungen

Wer Lust hat, unter fachkundiger Führung an einer Herbstwanderung teilzunehmen, ist herzlich eingeladen, sich vom Freundeskreis Botanischer Garten Aachen am Samstag, 10. Oktober, von Aachen-Hahn rund um Stolberg-Venwegen auf einem Panoramaweg mit Ausblicken ins Aachener Land führen zu lassen. Um 12 Uhr geht’s los an der Kirche in Hahn zu einem etwa 2,5-stündigen, 7 km langen Marsch, bei dem man jede Menge interessante Informationen zu den Pflanzen am Wegesrand bekommt. Der Treffpunkt ist außer mit dem PKW mit der Buslinie 35 erreichbar.

Der Nationalpark Eifel bietet sich ebenfalls für herbstliche Wanderungen im bunt gefärbten Buchenwald an. Dort gibt es am 24.Oktober eine Ranger-Themenführung: „Indian Summer im Nationalpark Eifel – Von bunten Blättern und geheimnisvollen Nebeln“ (nähere Informationen dazu unter www.nationalpark-eifel.de).

 

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zuletzt bearbeitet am 8.VIII.2010