28.Jan.2010
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Der König der Salate hat Saison. Warum der Feldsalat so beliebt ist.
Astrid von Reis
Kennen Sie das? Sie gehen auf den Markt, möchten ein Gemüse erwerben, welches derzeit Hochsaison hat und an allen Ständen wird Ihnen gesagt „Ist schon alles ausverkauft!“ Das passiert mir nicht noch mal: Im nächsten Herbst werde ich wieder Feldsalat säen!
Feldsalat, Valerianella spec., aus der Familie der Baldriangewächse (Valerianiaceae), je nach Region auch Ackersalat, Rapunzel, Lämmersalat, Mäuseöhrchen, Nüssli, Sonnenwirbelin, etc. genannt, ist nicht nur lecker und erfreut sich so besonderer Beliebtheit. Er ist mit seinen vielen Inhaltsstoffen sehr gesund: Beta-Carotin (Provitamin A), Vitamin C, doppelt so viel wie in Kopfsalat, so wurde Feldsalat früher wie Scharbockskraut als Heilmittel gegen Vitamin C-Mangel eingesetzt und war zu Zeiten des Wanderfeldbaus der Beschützer vor dem „bösen Dämon“ Scharbock/Skorbut. Vitamin E, Folsäure (Vitamin B9) ist wichtig für die Zellbildung und Wachstumsvorgänge, allein 50 Gramm Feldsalat decken ein Viertel des Tagesbedarfs. Nach Petersilie enthält Feldsalat unter dem Gemüse den zweithöchsten Gehalt an Eisen. Ferner bietet er Calcium, Kalium, Vitamin B6 und in geringen Mengen auch Kupfer, Zink, Magnesium und Phosphor. Zudem enthält er viel Jod und Baldrianöl, letzteres verleiht ihm den feinen nussigen Geschmack, wirkt beruhigend auf den Magen, ist Schlaf fördernd und wird in der Pharmazie als nervenstärkendes Mittel verwendet. Feldsalat ist ein ideales regionales Gemüse im Winter.
Ob der hohe Gehalt an Folsäure den unermesslichen Appetit auf Feldsalat auslöste, den die Mutter von Rapunzel im Märchen der Gebrüder Grimm befiel? Um seiner schwangeren Frau einen Gefallen zu tun, holte ihr Mann im Garten einer Zauberin Rapunzeln - bis er von dieser erwischt wurde. Er musste ihr das ungeborene Kind versprechen. Kurz nach der Geburt holt sie das Kind, nennt es Rapunzel und sperrt es in einen Turm … - hätte sich der Vater doch nur anderswo, z.B. auf dem Feld nebenan nach Feldsalat umgeguckt!
Das wild wachsende, einjährige Kraut kommt natürlich in unseren Breiten vor. Es gedeiht auf Wiesen, an Acker-, Feld- und Wegrändern, in Weinbergen. Zu der Gattung Valerianella gehören rund 80 Arten in Eurasien, Nordafrika und Nordamerika. Samenfunde von dem Gewöhnlichen Feldsalat, V. locusta (L.) Laterr., und von dem Gezähnten Feldsalat, V. dentata, in Pfahlbausiedlungen aus der Jungsteinzeit u.a. am Bodensee zeigen, dass die Pflanze damals schon in Mitteleuropa kultiviert worden ist. Im 16. Jahrhundert schrieb der Arzt, Botaniker und Natur-forscher Lonicerus (1528 1586) dem Feldsalat zu „einen guten Magen zu machen und den Appetit zurückzubringen.“ Hier wurde allerdings wieder auf das „Ackerunkraut“ verwiesen, welches als Wildsalat gesammelt wurde.
Offensichtlich wurde es öfter fälschlicherweise mit der nicht verwandten Rapunzel-Glockenblume, Campanula rapunculus, verwechselt, wie Holzschnitte der beiden Arten in einem Kräuterbuch (1546) von Hieronymus Bock zeigen. Beide haben kleine Blattrosetten, doch die blau blühende Glockenblume ist nicht verwandt und verfügt auch nicht über die vielen, gesunden Inhaltsstoffe. Mitte des 19. Jahrhunderts hielt der Feldsalat Einzug in den Gartenbau. Seit dem 20. Jahrhundert wird er in Westeuropa im Freiland als auch im Gewächshaus erwerbsmäßig angebaut: Baden-Württemberg ist heute weltweit führend.
Die Samen des Feldsalats keimen im Spätsommer. Nach ca. 60 Tagen haben sich je nach Art ca. 4 cm lange Blätter gebildet, die zu einer Rosette angeordnet sind. Die Pflanze ist winterhart und hält Temperaturen bis zu minus 15 Grad, Schnee und Eis stand. Die Blätter wachsen noch bei Temperaturen von etwa 4 Grad. Gegen April sprießen aus den Blattrosetten Triebe mit endständigen kleinen weißen bis hellvioletten fünfzipfligen Blüten. Nach der Samenreife in den Sommermonaten, stirbt die Pflanze ab.
Gerne wird der relativ anspruchslose Feldsalat als Nachkultur ab Ende August ausgesät. Ideal ist es, wenn dann bis etwa Anfang Oktober im Abstand von einer Woche immer nur einige Reihen ausgesät werden, damit vor und nach dem Winter, in der frostfreien Zeit, Feldsalat geerntet werden kann.
Nach dem lediglich das Wurzelende abgeschnitten, die Pflanzen in stehendem Wasser gewaschen und gut getrocknet worden sind, kann der Feldsalat auf vielfältige Weise zubereitet werden: mit z.B. anderen Salaten, Zwiebeln, Nüssen, Früchten wie Birnen, Äpfel oder Apfelsinen, frischen Pilzen, Speck, Schafskäse, Knoblauch und mit diversen Soßen. Auch als Gemüse kann er gegessen werden, besonders hübsch ist er als essbare Dekoration.
Und, er ist auch noch gut für die Figur: in 100 Gramm befinden sich gerade mal 12 Kalorien. Sollten Sie welchen bekommen: Guten Appetit!
zuletzt bearbeitet am 16.VIII.2010