22.Apr.2010
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Hasenglöckchen bei Baal Ausflugstipp für Naturfreunde
Joachim Schmitz
Jedes Jahr im April ziehen ganze Pilgerscharen in die Narzissenwiesen in der Eifel. Die Wenigsten wissen, dass es eine Pflanze gibt, die, ähnlich wie die Narzisse, gerade noch vom Westen her Deutschland erreicht, aber schon immer viel seltener als die Narzisse war.
Die Rede ist vom Hasenglöckchen (Hyacinthoides non-scripta). Früher wurde die Art zu den Liliengewächsen gezählt. Heute gehört sie zu den wesentlich enger gefassten Hyazinthengewächsen (Hyacinthaceae). Tatsächlich sieht sie auch wie eine kleine blaue Hyazinthe aus, nur dass der Blütenstand nicht aufrecht ist, sondern sich zu einer Seite neigt, so dass auch die Blüten mehr oder weniger zu einer Seite neigen oder ganz herunterhängen. Durch zahlreiche Tochterzwiebeln verbreitet sich das Hasenglöckchen sehr schnell. Wo es vorkommt, bildet es dann gleich Massenvorkommen, so dass der Waldboden von einem Meer blauer Blüten bedeckt ist.
Mildes Klima bevorzugt
Ökologisch ist es eine Charakterart atlantischer Hainbuchenwälder. Atlantisch bedeutet, dass die Art ein mildes Klima bevorzugt, also milde Winter und nicht so heiße und trockene Sommer. Dementsprechend ist das Hasenglöckchen in England, Frankreich und Belgien weit verbreitet. Hainbuchenwälder zeigen im Gegensatz zu den in der Eifel üblichen Rotbuchenwäldern nicht einen so dichten Kronenschluss, so dass wesentlich mehr Licht auf den Boden fällt und sich hier eine reichere Krautschicht entwickeln kann. In den ökologischen Ansprüchen ähnelt das Hasenglöckchen der Narzisse. Auch die Narzisse ist eigentlich eine Art atlantischer Hainbuchenwälder, was man z.B. im belgischen Hohnbachtal bei Kelmis besichtigen kann. Die Vorkommen in Wiesen der höheren Eifel sind so zu deuten, dass dort früher auch solche Wälder vorgekommen sind, durch Rodungen und regelmäßiges Mähen aber zu Wiesen umgewandelt worden sind.
Im Gegensatz zur Narzisse kann sich das Hasenglöckchen allerdings nicht mit höheren Mittelgebirgslagen anfreunden, so dass es nur im Kreis Heinsberg den Sprung über die Grenze geschafft hat. Ein sicherer Tipp ist das Wäldchen beiderseits der B57 südlich Hückelhoven-Baal (wer bis Rurich fährt, ist schon vorbeigefahren!). Die beste Zeit ist Ende April. Man kann das auch an einer Vergleichspflanze festmachen: Der Höhepunkt der Blüte fällt mit dem Aufblühen des ersten Wiesen-Kerbels zusammen.
Schwer zu unterscheiden
In Gärten wird manchmal das Spanische Hasenglöckchen (Hyacinthoides hispanica, in älteren Büchern auch Endymion campanulatus genannt) gehalten, das sich durch einen aufrechten Blütenstand mit Blüten in alle Richtungen unterscheidet. Noch häufiger ist die Hybride der beiden Arten (H. x maassartiana). Was im Gartenhandel gelegentlich als echtes Hasenglöckchen verkauft wird, ist fast immer diese Hybride, die auch kulturnah verwildern kann und nur schwer von der reinen Art unterscheidbar ist. Die genannten Vorkommen bei Baal sind allerdings fernab jeder Bebauung und sicher Wildpopulationen.
zuletzt bearbeitet am 4.IX.2010