15.Juli.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Königin der Blumen steht in voller Pracht – die Rose

Astrid von Reis

Indessen war nach und nach die Zeit herangerückt, in welcher die Rosen in der allerschönsten Blüte standen….In ihrer Farbe von dem reinsten Weiß in gelbliches Weiß, in Gelb, in blasses Rot, in feuriges Rosenrot, in Purpur, in Veilchenrot, in Schwarzrot zogen sie an der Fläche dahin, dass man bei lebendiger Anschauung versucht wurde, jenen alten Völkern recht zu geben, die die Rosen fast göttlich verehrten ….“ (Adalbert Stifter).

Ja, wieder ist die hohe Zeit der Rosen da. Wieder können wir ihre Farbenpracht genießen, in ihrem herrlichen Duft versinken und nach empfinden, wieso die Rose seit vielen Jahrhunderten wohl die Pflanze der Pflanzen ist, deren Reize kaum ein Mensch widerstehen kann und an der kaum ein Dichter vorbei kam.

Die Rose (Rosa spec.), Mitglied und gleichzeitig Namen gebend für die Familie der Rosengewächse (Rosaceae) ist Sinnbild für die ewige Weisheit und das Geheimnis. Sie steht für Vollkommenheit, Schönheit, Anmut, Lebensfreude, die göttliche und die irdische Liebe und Erotik, sie ist die Blume der Jungfrauen und Frauen. Und sie steht für Blut, Tod, Vergänglichkeit, Laster, Prostitution und Leid. Die Ambivalenz Rosenblüte und „Dorn“ beschäftigt die Menschheit seit Jahrtausenden und hat zu vielfältigen und unterschiedlichen Deutungen in der jeweiligen Region und im Laufe der Zeit geführt. Bis heute zu ist sie Symbolpflanze für die lichten und dunklen Seiten und Widersprüche des Lebens. Hier eine kleine Anmerkung zu den „Dornen“: Biologisch betrachtet sind es Stacheln, da sie aus Rindengewebe gebildet sind. Dadurch lassen sie sich leicht abbrechen im Gegensatz zu Dornen, die umgebildete Blätter, Sprosse oder Wurzeln sind.

4000 Jahre alt

Die älteste bekannte Abbildung einer Rose ist 4000 Jahre alt und auf einer sumerischen Tontafel zu finden. Persien galt als das Rosenland schlechthin. Das Wort für Rose ist dort gleichbedeutend mit Blume. Da sie aus Mohammeds Schweißtropfen entsprossen sein sollen, sind Rosen im Islam heilig. Rosen vor dem Allerheiligsten zu entblättern, wie es bei den Göttern der Antike üblich war oder über Rosen zu gehen wie es im Abendland als Ehre gilt, ist hier gotteslästerlich. In der griechischen Mythologie sind die Rosen aus dem Blut erdnaher Fruchtbarkeits- und Liebesgottheiten entstanden und waren diesen geweiht. Die Römer schwelgten derart in Rosenblättern, dass Horaz (65 – 8 v. Chr.) über sinnlose und verschwenderische Prunksucht wetterte. Dadurch, dass Jesus mit Dornen gekrönt wurde, war es bei den Christen verwerflich, sich mit Rosen zu bekränzen und zu schmücken. Von nun an weihte man sie der Jungfrau Maria und der Kult der Isis, Demeter und der Venus wandelte sich hier zum Marienkult, die Rose wurde Sinnbild der Himmelskönigin („Rosa mystica“), Jungfräulichkeit, Reinheit und Sittlichkeit. Allerdings klagte noch 440 n. Chr. Isidor:“ Es sollte doch mehr Unterschied sein zwischen der Magna Mater der Heiden und unserer Magna Mater Maria“ – die Rose stand auch für die irdischen Leidenschaften, mancherorts mussten z.B. Freudenmädchen sich durch Tragen einer Rose ausweisen. Doch spätestens als 1208 die Gebetsschnur des heiligen Dominikus den Namen Rosenkranz erhielt, war die Aufnahme der Rose in das Christentum perfekt. Vermutlich würden die ganzen Seiten einer Wochenausgabe dieser Zeitung nicht für die vielen Geschichten und Berichte rund um die Rose reichen. Ein wenig als an dieser Stelle können Sie auch im Buch „... dass man in den Gärten alle Kräuter habe ...“ des Freundeskreis Botanischer Garten nachlesen, da die häufigste Rosenart in Mitteleuropa, die Hundsrose (Rosa canina L.), auch ein Muss in jedem Garten Karls des Großen war.

Ein Muss auf Grund ihrer symbolischen Bedeutung, sicherlich aber auch wegen ihrer Inhaltsstoffe. So schreibt Dioskorides von Wein mit Rosen, der gut gegen die Schmerzen des „Haupts“, der Ohren, des Zahnfleisches, der Gedärme und der Gebärmutter sei. Hildegard von Bingen empfiehlt frische, kühlende Blütenblätter auf die Augen zu legen, es macht diese klar. Die Rosen werden bis heute zu gerne als Fleisch- und Dessertwürze genutzt, bekannt sind Rosenwasser, Rosensaft, Rosenzucker, etc. Rosen(-essenzen) werden schon lange Salben und Lotionen beigemischt. Die Frucht (Sammelnussfrucht) der Rose, auch Hagebutte genannt, ist ein Hausmittel gegen Nierenleiden und ideale Vitamin C- Spenderin (je nach Standort und Rasse 500 bis 1400 mg pro 100 g; zum Vergleich die Zitrone mit 60 mg pro 100 g).

Als Allerschönste bist du anerkannt, / Bist Königin des Blumenreichs genannt;/ Unwidersprechlich allgemeines Zeugnis, / Streitsucht verbannend, wundersam Ereignis!/ Du bist es also, bist kein bloßer Schein,/ In dir trifft Schau’n und Glauben überein;/ Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie,/ Nach dem Gesetz, dem Warum und Wie./“ (Johann Wolfgang v. Goethe).

Ein Gelee-Rezept

Versuchen Sie es doch mal und schlichten einen Streit mit einer Rose – am besten „fair gehandelt“ – oder erforschen Sie die Königin der Blumen mal mit folgender Rezeptur für einen köstlichen Rosenblütengelee: 500 g duftende, ungespritzte Rosenblüten (am besten aus einem Garten) mit ¾ Liter Roséwein und 1 Kilo Gelierzucker ansetzen und über Nacht stehen lassen. Am nächsten Tag ¾ Liter trockenen Weißwein, ¾ Liter frisch gepressten Zitronensaft und noch 2 Kilo Gelierzucker zugeben und zum Kochen bringen. Nach ca. 5 Minuten durch ein Sieb abschütten und anschließend in Gläser füllen.

Einfach königlich!

 

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zuletzt bearbeitet am 18.X.2010