26.Aug.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der Dachs – Tier des Jahres und Maskottchen für die jungen Naturschützer

Karl Josef Strank

Wer kennt noch Meister Grimbart, einen Vertreter unserer heimischen Tierwelt, dem in der Welt der Fabel Bedächtigkeit und Ruhe zugeschrieben werden? Er verträgt sich übrigens bestens mit Reinecke, dem Fuchs, dem die Fabel Hinterlist und Schläue attestiert. Auch in der Tierwelt scheinen sich die Gegensätze anzuziehen, denn beide leben in unterirdischen Bauen, wobei Dachs und Fuchs sich gegenseitig zur Untermiete ertragen.

Dachse bekommt man in der freien Natur aber nur selten zu Gesicht, denn sie sind dämmerungs- und nachtaktiv. Sieht man sie dennoch einmal am Tag, ist man überrascht und erstaunt ob des kurzbeinigen, plumpen und langsamen Ganges dieses borstigen Gesellen. Zoologisch gehört er zu den Marderartigen, worunter man sich für gewöhnlich schlanke und „wieselflinke“ Tiere vorstellt. Sein Fell ist am Rücken und auf den Seiten grau. Der zugespitzte Kopf ist weiß mit den seitlichen, markanten schwarzen Streifen, die sich von der Schnauze über die Augen bis hinter die Ohren ziehen. Bauchseite und Beine sind ebenfalls schwarz. Von Kopf bis zur (Stummel-)Schwanzspitze misst der Dachs 80-90 cm. Männliche Tiere bringen bis zu 20 kg auf die Waage. Dachse können 10-12 Jahre alt werden. Tagsüber verschlafen sie die Zeit in ihrem Bau und regen sich erst in der Dämmerung. Dann streifen sie umher und gehen - ständig am Boden schnüffelnd - auf Nahrungssuche. Mäuse und Frösche, jegliches Kleingetier, nach denen sie den Boden durchwühlen, Wurzeln und Knollen, Fallobst und Beeren, besonders auch Trauben, unreifes Getreide und Mais stehen auf seinem Speiseplan.

Allesfresser

Auch wenn der Dachs zu den Mardern gezählt wird, ist er aber kein ausgesprochenes Raubtier, sondern eher wie unsere Haus- und Wildschweine ein Allesfresser. Im Sommer frisst er sich ordentlich Speck an, damit er im Winter von seinem Fettvorrat leben kann. Im Spätherbst polstert er seinen Wohnkessel mit Laub, Moos und Farn zu einer warmen Ruhestatt aus. Dennoch hält er keinen richtigen Winterschlaf, weil er diese Ruhephase insbesondere bei milder Witterung unterbricht und Nahrung zu sich nimmt. Insofern verdöst er den größten Teil der kalten Jahreszeit und hält lediglich eine Winterruhe ein.

Der Dachs lebt vornehmlich in Laub- und Mischwäldern, aber auch in heckenreichen Feldfluren, Buschdickichten und offenen Parklandschaften. Am Schneeberg und im Rabental an Gut Melaten kommt er ebenfalls vor. Das Revier hat eine Größe von 2 km im Umkreis des Baus und ist von vielen Pfaden (Wechseln) durchzogen, auf denen die Tiere nächtens umherstreifen. Der Bau hat einen Durchmesser von bis zu 30 m, besteht aus mehreren Wohn- und Schlafkesseln mit einem Durchmesser von bis zu 2 m, die durch mehrere Röhren verbunden sind und bis zu 5 m tief in der Erde liegen können. Der Bau hat mehrere Eingänge. In der Nähe gibt es meist auch einen Kratzbaum. Während der Aufzucht der Jungen soll es einen eigenen Abortkessel geben.

Die Ranzzeit fällt in den Hochsommer, dann jagt der Rüde die Fähe kreuz und quer durchs Revier. Ist das Weibchen bereit, führt es einen sogenannten Rolltanz aus, indem es sich etwa 10 Minuten mal nach rechts und mal nach links dreht. Die Paarung kann einige Minuten bis eine Stunde dauern. Ebenfalls lassen die Männchen einen Ranzschrei ertönen, ein lang gezogenes „Auoo-ooch“, das rau und heulend wie das Klagen einer gequälten Kreatur klingt. Ähnlich ist auch der Todesschrei eines tödlich getroffenen Dachses, weswegen manche Jäger, die diesen Klageschrei schon einmal gehört haben, keine Dachse mehr schießen. Nach der Paarung tritt beim Weibchen bis Dezember eine sogenannte Keimruhe ein. Die Jungen, meist 2-5, werden daher erst nach dem Winter im Februar oder März geboren. Zunächst mit rein weißem Fell und blind, öffnen sie nach vier bis fünf Wochen die Augen, werden etwa zweieinhalb Monate gesäugt und sind mit 2 Jahren erwachsen. Dachse sollen in lebenslanger Ehe leben, bilden große Familien und pflegen mit benachbarten Paaren einen freundschaftlichen Umgang.

Am Dreiländerweg

Weitere erstaunliche Dinge werden von ihnen berichtet. So sonnen sie sich in den Nachmittagsstunden öfters vor ihrem Bau oder vornehmlich die verspielten Jungtiere rutschen offensichtlich nur so zum Vergnügen schon mal nasse oder verschneite Böschungen hinunter.

Gejagt werden Dachse von August bis Oktober in einigen Ländern auch bis Januar. Das Dachsfett wurde früher als Stiefelschmiere und zur Salben- und Seifenherstellung verwendet. Aus dem Fell fertigte man verschiedene Futterale und Bezüge. Die Dachshaare, insbesondere des Schwanzes verarbeitet die Industrie zu Bürsten und vor allem hochwertigen Rasierpinseln. Aus diesen Haaren binden Jäger noch immer den „Dachsbart“ als Hutschmuck.

Füchse sind häufiger als Dachse und die enge Verbindung beider wäre dem Dachs beinahe zum Verhängnis geworden. Als in den siebziger Jahren zur Bekämpfung der Tollwut landesweit Fuchsbauten vergast wurden, fielen dieser Aktion auch viele Dachse zum Opfer. Inzwischen hat sich aber nicht nur bei uns der Dachsbestand wieder gut erholt.

Kürzlich ist der Dachs zu unverhofften Ehren gekommen, denn er ist zum Tier des Jahres 2010 erko-ren worden. Die Naturschutzjugend hat ihn zu seinem Maskottchen gemacht und den im Rahmen der Euregionale 2008 erstellten Naturerlebnispfad am Dreiländerpunkt, ein Spaziergang, der als kurzer, mittlerer und langer Rundweg absolviert werden kann, kennzeichnet der Dachs als Logo. An den Infopunkten macht er auf Interessantes und Wissenswertes aufmerksam.


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zuletzt bearbeitet am 18.X.2010