23.Dez.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Eine tropische Schönheit zum Fest im Winter: Der Weihnachtsstern

Astrid von Reis

Weihnachten ohne Weihnachtsstern, das wäre doch genauso wie Ostern ohne Osterglocken, oder? Heutzutage würde etwas fehlen. Auch wenn die Pflanze gar nicht heimisch ist, die herrlichen, ursprünglich roten „Sterne“ über sattem dunklem Grün sind nicht mehr wegzudenken - überall sind sie zu sehen und schmücken die Räume.

Allein im Jahr 2008 wurden laut der Zentralen Markt- und Preisberichtstelle GmbH (ZMP) rund 30 Millionen Weihnachtssterne in Deutschland produziert und bundesweit rund 37 Millionen gekauft. Rein rechnerisch müsste damit um die Weihnachtszeit in jedem Haushalt mindestens ein Weihnachtsstern stehen.

Er ist in Deutschland inzwischen die am meisten verkaufte blühende Zimmerpflanze und rangiert damit noch vor den beliebten Alpenveilchen und Azaleen. Ein Grund mehr über dieses Mitglied einer der größten Familien des Pflanzenreichs mit rund 7500 Arten, der Familie der Euphorbiaceen oder Wolfsmilchgewächse, hier heute zu berichten.

Euphorbia pulcherrima - heißt so viel wie „Schönste der Euphorbien“ - wird auch Adventsstern oder Christstern genannt. Poinsettie, diese Bezeichnung kann man auch gelegentlich hören, dieser Name geht auf Joel Roberts Poinsett, einem amerikanischen Botschafter in Mexiko zurück, der die Pflanze Anfang des 19. Jahrhunderts „entdeckte“, in die USA einführte und an Gärtnereien verschickte.

Nach Europa gelangte der Weihnachtsstern mit dem Naturforscher Alexander von Humboldt, der ihn 1804 von seiner Amerikareise mitbrachte. 1833 wurde die Pflanze von dem Botaniker Carl Ludwig Willdenow in das Pflanzenreich eingeordnet und sie bekam ihren lateinischen Namen.

Die Pflanze wurde weit verbreitet und in anderen tropischen und subtropischen Regionen Afrikas, Asiens, Australiens sowie im Mittelmeergebiet kann sie gut gedeihen und auch verwildern. So war ich sehr beeindruckt, als ich mal Anfang Dezember auf La Gomera, Kanaren, Exemplare so hoch wie daneben stehende Bananenstauden, allerdings mindestens mit doppeltem Durchmesser, bestaunen durfte - ein riesiges, rotes Blättermeer.

Die Heimat dieser Schönheit sind also die Tropen, die tropischen Wälder von Mexiko bis Brasilien und Argentinien. Die Azteken nannten den Weihnachtsstern „cuetlaxochitl“, Lederblume. Er soll die Lieblingspflanze von Moctezuma II (1465–1520, Herrscher der Azteken) gewesen sein.

Der Weihnachtsstern ist ein bis zu 5 m hoher immergrüner Strauch mit verholztem Stamm, meist wenigen Ästen und eiförmigen bis lanzettlichen, manchmal gelappten oder gezähnten, bis 15 cm langen Blättern. Die eigentlichen, eingeschlechtlichen Blüten sind klein, grün-gelblich und relativ unscheinbar. Die Pflanze ist einhäusig: im Zentrum des Blütenstandes (Cyathium) steht eine weibliche Blüte, die von mehreren männlichen Blüten umgeben ist. Am Außenrand des Cyathiums stehen einzeln oder zu zweit lippenförmige Nektardrüsen. Die herrlichen, ursprünglich roten, um die Blüten sternförmig angeordneten Blätter sind damit lediglich Hochblätter, sogenannte Brakteen, die zum Anlocken von Insekten und Vögeln (Kolibris) dienen - „nicht nur wir Menschen finden sie schön“.

Der Weihnachtsstern gehört zu den sogenannten Kurztagspflanzen. Er blüht nur, wenn der Lichteinfall maximal 12 Stunden beträgt. An ihrem Heimatstandort und in Regionen nahe dem Äquator blühen die Pflanzen das ganze Jahr über. In den Mittelmeerregionen blühen sie von ca. November bis Januar/Februar. Die u.a. bei uns gezüchteten Exemplare werden ab Oktober durch künstliche Herstellung der entsprechenden Tagesdauer (dunkle Folien/künstliches Licht) pünktlich zum Advent dazu gebracht, die farbigen Brakteen anzusetzen.

Durch Züchtungen gibt es inzwischen eine große Bandbreite an Formen und Farben. So gibt es Minipflanzen, Eintrieber, Mehrtrieber, dekorative große Pflanzen, Pyramiden, Hochstämme und die Farbe der Hochblätter variiert von karminrot über lachsrot, panachiert (gefleckt) bis zu cremeweißen Exemplaren - je nach Anteil und Verteilung der hier für die rote Farbe verantwortlichen Anthocyane.

Auch durch Züchtungen gilt dieses Wolfsmilchgewächs (Wolf - als Hinweis auf die Gefährlichkeit des weißen Milchsaftes mit Di- und Triterpenestern, die giftig, stark ätzend und hautreizend sind) als ungefährlich: Hautreizungen bei Kontakt mit dem Milchsaft sind möglich, Tiere sollten allerdings nichts hiervon fressen.

Der Weihnachtsstern benötigt nur wenig Wasser, hasst Staunässe und liebt einen hellen Standort. Nach Rückschnitt im Frühjahr kann man ihn, bei Beachtung der Lichtverhältnisse, zum nächsten Fest wieder zum Blühen bringen.

Viel Freude mit Ihrer tropischen Schönheit und Frohe Weihnachten!


 

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zuletzt bearbeitet am 6.I.2011