16.Dez.2010

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Gesund, sättigend und lecker: Die Walnuss ist vielseitig einsetzbar.

Mechtild Feese


In dieser Jahreszeit kann man kaum ein Journal oder eine Frauenzeitschrift aufschlagen, ohne auf mindestens ein Rezept zu stoßen, in dem Walnüsse verwendet werden. Sei es in Kuchen oder Pralinen oder in Eis gekrümelt oder gehackt, sei es wie Croutons über den Blattsalat gestreut, sei es in Hühnergerichten des Nahen Ostens, statt Pinienkernen im italienischen Pesto, sauer eingelegt als Pickles oder in Honig mariniert als Kompott wie in Griechenland(wofür die unreifen grünen Früchte schon im Juni gesammelt werden), zu Wein und Likör verarbeitet wie in Frankreich – kurz, die Walnuss wird vielseitig benutzt und nicht nur wie in alten Zeiten in Deutschland vergoldet an den Weihnachtsbaum gehängt oder mit Apfel und Mandelkern vom Knecht Ruprecht an fromme Kinder verteilt.

Die Walnuss ist gesund, wohlschmeckend und sättigend. Sie enthält bis zu 60 % ihres Gewichtes fettes Öl, wovon ein hoher Anteil aus Omega-3-Fettsäuren besteht. Schon neun Nüsse und ein Teelöffel Walnussöl täglich stärken das Herz, bieten Schutz vor zu hohem Blutdruck in Stresssituationen, wirken positiv auf Diabetes Typ II und bremsen Prostatakrebs.

Im Altertum empfahl Dioskorides Walnüsse als Gegenmittel bei Vergiftungen, als ein Brechmittel und als ein Mittel gegen Würmer. Der Aufguss von Walnussblättern hat insektizide Eigenschaften, wie man heute weiß. Damals machte man damit Umschläge gegen Brustentzündungen, Abszesse. Verrenkungen und Tränensackerkrankungen, heute werden Umschläge, Bäder und Spülungen bei Akne, Ekzemen, Skrofulose und übermäßiger Schweißabsonderung eingesetzt.

Früher benutzte man in Notzeiten Walnussblätter wegen ihres herben kräftigen Aromas als Tabakersatz. In der mittelalterlichen Küche nahm man die jungen rötlichbraunen Blätter gedörrt als Ersatz für teuren Pfeffer, mit dem man leicht verdorbenes Fleisch wieder genießbar und essbar machte.

Man kochte Blätter und Rinde mit Alaun ab und färbte mit dem Sud Wolle und Holz schwarz. Heute färbt man Haare mit der grünen Schale und macht sie glänzend. Viele Sonnenöle und Bräunungsmittel enthalten Walnussextrakt, und die Sonnenöle sind darüber hinaus auch noch insektenabweisend. Das Öl aus der Nuss trocknet nicht schnell ein und eignet sich hervorragend zur Herstellung von Ölfarben und Firniss.

Das Holz des Walnussbaums ist das schwerste einheimische Holz, es ist zäh und glatt polierbar. Es galt als das beste Holz für Armbrustschäfte, für Gewehre und Ladestöcke. Daher war es in Kriegszeiten heiß begehrt. Heute fertigt man hochwertige und teure Möbel und Furniere aus Walnussholz.

„Welsch Nuss“

Ursprünglich stammt die Walnuss vom Balkan, aus Kleinasien oder Persien. Sie wurde von den Römern in unser Gebiet eingeführt und wird seitdem hier kultiviert. Sie liebt nährstoffreiche Böden in milder sonniger Lage, wächst deshalb auch gut in Weinbaugebieten.

Der Name “Walnuss“ entstand aus „Welsch Nuss“ und besagt, dass die Nuss aus Welschen Landen stammt wie Italien und Südfrankreich. Der lateinische Name „Juglans“ setzt sich aus „Jovis“ und Glans“ zusammen und bedeutet Jupitereichel.

Wie die Haselnuss diente auch die Walnuss als Symbol für Fruchtbarkeit. Diverse Sprüche mit stark sexuellen Anklängen spielen darauf an. Schon die alten Griechen verteilten auf Hochzeiten Walnüsse als Glücksbringer und Fruchtbarkeitsförderer an die Gäste. Auch in vielen anderen Hochzeitsbräuchen spielen Nüsse eine Rolle.

Die Walnuss, Juglans regia, ist um einen sommergrüner 10 – 30 m hoher Baum mit starker Verästelung und breiter Krone, der 150 bis 160 Jahre alt werden kann. Die Blüte erfolgt im April/Mai. Der Blätterausschlag setzt erst recht spät ein – erst nach dem der Eiche. Die Walnuss hat männliche und weibliche Blüten und wird vom Wind bestäubt. Durch späte Fröste werden die empfindlichen Jungtriebe oft geschädigt, so dass die Ernte vernichtet wird. Da das meistens gegen Ende April geschieht, sprechen die Bauern vom 25. April als dem „Nussfressertag“. Die Ausbeute an Nüssen beträgt pro Baum pro Jahr 50 kg, kann sich aber bei besonderen Exemplaren bis auf 150 kg steigern. So stellt der Besitz von Nussbäumen ein richtiges Vermögen dar.

Die Blätter sind 20 - 50 cm lang und unpaarig gefiedert. Wenn man sie zerreibt, duften sie aromatisch. Beim Vermodern setzen sie Bitterstoffe frei, die andre Pflanzen im Wachstum hemmen, so dass unter einem Walnussbaum kaum noch andere Pflanzen gedeihen.

Diese biochemische Abwehr nennt man Allelopathie. Außerdem vertreiben die Ausdünstungen der Blätter lästige Fliegen, Mücken und andere Insekten. Die ländliche Bevölkerung hielt den Walnussbaum hoch in Ehren und pflanzte ihn als Hausbaum neben Misthaufen oder Latrine.

Die Früchte sind oval bis rund. Ihre grüne Schale löst sich zur Reifezeit von dem harten Kern, der den jungen Keim und zwei Keimblätter enthält, die ihrerseits wieder in zwei Lappen unterteilt sind. Das Ganze ähnelt in seinem Äußeren stark dem des menschlichen Gehirns. Daraus schlossen die Menschen des Mittelalters nach der Signaturenlehre, dass der Verzehr von Walnüssen gut für die Funktionen des Gehirns sei - was aber nicht unbedingt stimmt.

Dennoch sind sie der Gesundheit nur förderlich. Man sollte gerade in dieser Zeit hier und da ein Schälchen mit Walnüssen hinstellen oder anbieten - statt der süßen fetten Weihnachtsplätzchen.


 

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zuletzt bearbeitet am 6.I.2011