27.Jan.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Genug zu tun, bevor im März die Arbeit im Garten dann wieder richtig los geht

Karl Josef Strank

Nach der Wintersonnenwende, wenn die langen Nächte des Jahres überstanden sind und die Tage allmählich wieder heller werden, denkt man für gewöhnlich noch nicht unbedingt an Arbeiten im Garten. Diese drängen sich erst mit Macht ins Bewusstsein, wenn mit den Winterlingen, Schneeglöckchen oder Krokussen die ersten Blumen aus dem Boden brechen. Dabei sind aber auch jetzt schon oder noch Dinge zu verrichten, die das Herz eine(r)s jeden Gärtner(in)s erfreuen, denn, wenn Schnee und Frost die Beete freigeben, sind mitunter die letzten Früchte zu ernten.

Grünkohl ist frosthart und kann den ganzen Winter über geerntet werden. Er schmeckt erst wirklich gut, wenn er einmal einige Minusgrade ausgehalten hat. Gleiches gilt für Pastinaken, sie schmecken sogar süßer, wenn sie Frost bekommen haben. Es gibt einige winterharte Kohlsorten, die frische Vitamine liefern und im Boden bleiben können, bis sie verarbeitet werden. Dazu gehören neben Rosenkohl- auch violette Brokkoli- und Blumenkohl-Sorten. Bei letzterem hilft es, wenn man die Blätter über dem Kopf zusammenbindet. Winterporree steht ebenfalls zur Ernte an und kann bei Bedarf portionsweise frisch aus dem Garten verarbeitet werden.

Wintergemüse ernten
Wer Chicoree im vergangenen Herbst ausgegraben und die Wurzeln in einem dunklen Raum oder unter einer Glocke eingeschlagen hat, kann jetzt im Januar die ersten gebleichten, zapfenartigen Köpfe ernten. Ein hervorragendes, vitaminreiches fast edel zu nennendes Wintergemüse. Bei guter Abdeckung sind Feldsalat, Gartenkresse und Winterportulak Blattgemüse, die nicht nur den Tauben und anderen Gartenvögeln überlassen werden müssen.

Winterendivie oder Zuckerhutsalat, in Frühbeetkästen oder unter Glocken vor allzu viel Nässe geschützt, bereichern auch in diesen Tagen den Speisezettel. Es ist die rechte Zeit, die Knollen des Topinamburs aus dem Boden zu graben und portionsweise zu verbrauchen, denn sie lassen sich nur schlecht lagern und im Garten bleiben sie frisch.

Wagemutige können, wenn der Boden nicht zu nass oder gefroren ist, dicke Bohnen im Freiland säen oder alternativ in Töpfen im Haus vorziehen und später bei wärmerem Wetter im Freiland auspflanzen. Knoblauch im Freiland kann gelingen, sicherer ist bis Februar/März zu warten. Überhaupt haben alle, die über ein kleines (oder großes) Gewächshaus verfügen, keine gärtnerische Langeweile, denn zur Vorkultur stehen einige Pflanzen an. Wer früh Erbsen ernten will, sät sie jetzt in Kästen oder Töpfen aus, härtet sie im Freiland einige Tage ab und pflanzt sie dann im März/April ins Beet. Auch Blattsalate können vorgezogen und pikiert werden. Ebenso geschieht es mit Spinat und Radieschen bevor sie – zur Verblüffung der Nachbarn und zur Bestätigung des „grünen-Daumen-Images“ - zeitig ins Freiland kommen. Ein helles und kühles Gewächshaus oder ein Wintergarten eignen sich hervorragend, um in Eierkartons oder Anzuchtschalen Kartoffel vorkeimen zu lassen, die dann ab März in die Erde gelegt werden.

Eher unbeachtet – meist in einer Ecke neben den Beerensträuchern – fristet der Rhabarber sein Dasein. Er ist pflegeleicht und dekorativ. Nach dem Frost, der ihm gut tut, kann er mit Stroh abgedeckt oder unter einem umgestülptem Blumenkübel oder speziellem Treibtopf vorzeitig aus dem Winterschlaf geholt werden. Die Blätter und saftigen, säuerlichen Blattstiele entwickeln sich früher und man kommt eher in den Genuss von frischem Rhabarberkompott und –kuchen.

Ist der Schnee getaut und gibt der Frost den Boden frei, kehrt das vielfältige Leben zurück und will gepflegt sein. Verrotteter Stallmist liefert Nährstoffe und verbessert die Struktur des Bodens. Jetzt ist es höchste Zeit - der ideale Zeitpunkt ist der späte Herbst nach der Ernte - ihn auszubringen ebenso wie angerotteten oder reifen Kompost. Beides sollte aber nur oberflächlich aufgedeckt werden, denn die Bodenlebewesen und vor allem die Würmer „graben“ und arbeiten das Material ein. Ein anderer lohnender Trick kann ebenfalls jetzt Anwendung finden, vor allem um die noch kalten Beete vorzeitig zu erwärmen. Eine Abdeckung mit schwarzer Folie, Auslegeware oder Pappe schiebt den Frühling für solche Beete um Wochen nach vorne.

Winterschnitt für Sträucher
Bei frostfreier und trockener Witterung ist nun bis in den März hinein, bis die Knospen anschwellen und aufbrechen, die Zeit des Winterschnitts für Bäume und Sträucher. Kräftige Rückschnitte ins alte Holz, die der Verjüngung von Obstgehölzen dienen, und die Entfernung des alten Holzes bei Sträuchern können in dieser Zeit ausgeführt werden. Sehr empfehlenswert ist auch das Putzen und Glätten der borkigen Stämme, in deren Rissen und Schrunden mancher Schädling den Winter zu überleben versucht. Leimringe sind zu erneuern, denn bald machen sich Apfelwickler und andere, die im Boden überwintert haben, wieder auf den Weg in die Kronen. Fast als Wellness für die Borke und den ganzen Baum ist ein Anstrich mit Kalk und Kuhdung zu bezeichnen, der jetzt auch angebracht wäre. Zum Schneiden der Weinreben ist fast die letzte Gelegenheit, denn in den nächsten Wochen beginnt der Saft zu steigen und gerade Wein „blutet“ an den Wunden stark, wenn der Schnitt zu spät erfolgt. Genug zu tun also, bevor im März die Arbeit im Garten dann wieder richtig los geht.


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zuletzt bearbeitet am 12.II.2011