20.Jan.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wie unsere Bäume und Sträucher die kalte Jahreszeit überstehen

Thomas Eßing

Wenn im Herbst die Blätter fallen, ist dies ein untrügliches Zeichen für die Vorbereitung der Pflanzen auf die Unbill des Winters. Zuvor haben die Gehölze längst alle mobile Energie und Nährstoffe aus den Blättern in Ästen und Wurzeln eingelagert.

Diese Energie muss bis zum Entfalten der Blätter im Frühjahr für alle Lebensprozesse der Pflanzen ausreichen. Der gesamte Maiaustrieb des nächsten Jahres wurde bereits in Spätsommer und Herbst in den Knospen fertiggestellt. Dies gilt bei vielen Frühjahrsblühern auch für die Blüten. So müssen im nächsten Jahr diese Pflanzenteile lediglich wie ein gepresster Schwamm mit Wasser aufgeschwämmt werden.

Wenn die Böden gefroren sind und kalter, trockener Wind pfeift, ist es von Vorteil, keine Blätter zu haben. Je weniger Blätter eine Pflanze hat, desto geringer ist ihr Wasserverbrauch. Dies ist sehr wichtig, da die Wurzeln kein gefrorenes Wasser aufnehmen können.

Wenn das abgeworfene Laub, wie in freier Natur, gehäuft unter den Sträuchern liegen bleibt, schützt es den Boden vor Frost und sichert damit die Wasserversorgung. Später dann im Frühjahr stehen die in ihnen enthaltenen düngenden Nährstoffe den Pflanzen wieder zur Verfügung.

Um bei strengem Frost nicht zu erfrieren, lagern Gehölze im Herbst Substanzen ein, welche die Zellflüssigkeit vor Vereisung schützen. Damit dieser Vorgang rechtzeitig vor dem Winter abgeschlossen ist, sollte man im Herbst die Sträucher nicht mehr düngen. Denn eine späte Düngung verlängert die Zeit des Wachstums bis in den Herbst hinein, und verzögert dadurch den Aufbau der Frostresistenz. Dies kann dann bei frühen Frösten zu Schäden an den Pflanzen führen.

Schon bei der Bepflanzung des Gartens sollte man im Hinblick auf die kalte Jahreszeit einiges beachten:

Mulchen
Wollen wir zum Beispiel Rhododendron, Magnolie oder Kamelie geschützt pflanzen, dürfen sie nicht frei im Wind stehen. Vor allem die trocken-kalten Winde aus Nord und Ost können Trockenschäden an den Pflanzen verursachen, selbst wenn die Wurzeln noch Wasser nachliefern können.

Ein Mulchen des Bodens mit einer dicken Schicht organischen Materials schützt ihn vor zu tiefem Frost. Dies gilt vor allem für die immergrünen Rhododendren und Kamelien wichtig, da ihr Wasserbedarf wegen der Belaubung besonders hoch ist. Weiterhin sollten solche Pflanzen in Februar und März nicht in der vollen Sonne stehen. Dies würde nicht nur ihren Wasserverlust erhöhen, sondern auch den Frostschutz in den Zellen zu früh abbauen.

In einer kalten Frostnacht von April bis Mitte Mai könnten Sträucher an einem solchen ungünstigen Standort dann erfrieren. Bei Frühlingsblühern kann zu frühe direkte Sonne außerdem dazu führen, dass sich die Blüten früher im Jahr öffnen und dann wiederholt tiefen Temperaturen zum Opfer fallen. Die meisten Gehölze sind aber generell durch spezielle Substanzen selbst bei vorübergehenden hohen Wintertemperaturen vor einem zu frühen Austreiben geschützt. Dieser Schutz kann nur durch einen monatelangen Kältereiz langsam abgebaut werden.

Eine Gefahr stellt die Frühlingssonne auch für dünnrindige Baumstämme dar. Die hohen Temperaturunterschiede zwischen warmer, besonnter Seite und kalter Rückseite lässt ihre Rinde häufig der Länge nach aufreißen. Schäden dieser Art wachsen erst über viele Jahre wieder zu und sind eine Eintrittspforte für Pilzkrankheiten. Birken sind als typische Bäume der großen Taigagebiete tief stehende Sonne gewohnt und haben sich zum Schutz vor solchen Schäden eine weiße Borke zugelegt. Diese Erkenntnis macht sich manch ein Gartenliebhaber zunutze und streicht die Stämme seiner Obstbäume weiß an, um sie so vor zu starken Temperaturschwankungen zu schützen.

Unsere Topfpflanzen auf Terrasse oder Balkon haben es im Winter besonders schwer. Bereits nach wenigen Tagen Dauerfrost ist der Wurzelballen durchgefroren und vor allem belaubte Pflanzen vertrocknen dann schnell. Das Einpacken der Pflanzen mit Vlies, Folie, Reisig oder dergleichen kann diese Vorgänge nur kurzzeitig verzögern, bietet aber keinen wirklichen Schutz. Hier hilft während längerer Frostperioden nur ein frostfreier Raum. Bei Fehlen eines Wintergartens darf es auch kurzfristig der kühle, dunkle Keller sein.

Mediterrane Pflanzen mit unzureichender winterlicher Frosthärte, wie z.B. Oleander oder Olive, müssen den ganzen Winter über in einem kühlen, möglichst hellen Raum aufbewahrt werden. Nur so ist die Gefahr gebannt, dass die Pflanzen bei einem unerwarteten tiefen Frost erfrieren.

Generell gilt, dass junge Gehölze empfindlicher auf Frost reagieren als ältere Pflanzen. Dies kann daran liegen, dass für sie die größte Gefahr in der freien Natur darin besteht, von anderen Pflanzen überwachsen zu werden, und dann aus Mangel an Licht zu sterben. Sie müssen also die Zeit des Wachstums verlängern. Die s auch auf die Gefahr hin, gegebenenfalls in einem harten Winter zu erfrieren. Deshalb sollten junge Sträucher besonders geschützt werden.


 

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zuletzt bearbeitet am 12.II.2011