10.Febr. 2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Eulen und Käuze: Perfekte Jäger der Nacht und Botentiere der Zauberer

Angela Ertz

Wer im Winter nach Einbruch der Dunkelheit in den Wald geht, um Vogelgesang zu hören, darf schon als komischer Kauz gelten! Und damit sind wir schon mitten im Thema. Denn die nächtliche Naturtour gilt wirklich Käuzen und Eulen, die bereits im Januar als erste Vogelgruppe mit der Balz beginnen. Die bekannten dunklen auf ‚u‘ lautenden, zum Teil heulenden Tonfolgen der Männchen (aus ihnen entstand das Wort „Eule“) sind im biologischen Sinne tatsächlich ein Gesang. Das heißt, sie dienen der Partnerfindung, Paarbindung, Revierverteidigung und Brutplatzpräsentation. Einige Arten - wie der Steinkauz - geben auch bellende, schnarchende oder miauende Laute von sich. Durch Nachahmung der Rufe kann man Eulenmännchen sogar zum Antworten bringen.

Nisten in Felsen und Bäumen
Auch die Brut der meisten Eulen liegt recht früh im Jahr. Die Gelege der Eulen mit weißen, rundlichen Eiern werden direkt ohne besondere Polsterung auf den Boden der Nisthöhle gelegt. Eulen sind generell keine großen Baumeister. Lieber greifen sie auf Vorhandenes zurück. Beliebt sind Höhlungen in Felsen und Bäumen, aber auch verlassene Krähen- und Greifvogelnester, sowie Scheunen, Kapellen oder ähnliches. Sumpfohreulen brüten dagegen am Boden.

Auffälligstes Merkmal aller Eulen sind ihre großen, fast menschenähnlich nach vorne gerichteten Augen. Es sind perfekt angepasste Lichtsammelapparate für das Leben in Dämmerung und Nacht: Durch die große Pupille wird viel Licht auf die verhältnismäßig kleine Netzhaut geleitet. Dort sind die lichtempfindlichen Stäbchen zudem stark vermehrt, auf Kosten des Farbensehens. Die Augen sind starr, daher muss eine Eule stets den ganzen Kopf drehen. Das geht dank extrem flexibler Halswirbel bis zu 270°! Im Gegensatz dazu sind die Ohrenklappen der Eulen sehr beweglich und leicht asymmetrisch an beiden Kopfseiten positioniert. Die Ohröffnungen liegen übrigens verborgen seitlich am Kopf, die vermeintlichen ‚ Ohren‘ etwa der Waldohreule sind dagegen lediglich Federbüschel mit Schmuckfunktion.

Parallel mit den Ohröffnungen bewegt sich der sogenannte Gesichtsschleier. Dank dieser anpassbaren Schallortungstrichter besitzen Eulen ein wesentlich besseres Richtungshören als Menschen. Ist die Beute in der Dämmerung geortet, macht sich die Eule dank weich ausgefranster Federn mit unhörbaren Flügelschlägen auf, um diese zu greifen. Der Steinkauz verfolgt seine Beute gerne auch im Lauf am Boden. Schleiereulen haben in Unterscheidung zu den sogenannten ‚echten Eulen‘ einen typischen herzförmigen Gesichtsschleier. Sie sind übrigens fast die einzigen Tiere, die Spitzmäuse trotz ihres unangenehmen Moschusgeruchs nicht verschmähen und sich regelrecht auf diese Beute spezialisiert haben. Eulen verschlucken ihre kleinen Beutetiere mehr oder weniger komplett. Während ihr Drüsenmagen die Verdauung übernimmt, sammeln sich im sogenannten Muskelmagen nach und nach die schwer verdaulichen Nahrungsreste an, die etwa zweimal pro Tag als Gewölle ausgewürgt werden. Ihr Magensaft kann keine Knochen auflösen, daher findet man in den Gewöllen noch alle Knochen der Beutetiere und kann daraus gut auf die Nahrung rückschließen.

Gewölle mit Mauseresten
Im Frühjahr und Sommer, wenn sich Steinkäuze hauptsächlich von Käfern und Regenwürmern ernähren, enthält ihr Gewölle Erd- und Sandreste aus den Würmern. Im Herbst und Winter findet man im graufilzigen Gewölle dagegen Reste von Mäusen und kleinen Singvögeln. Den Tag verbringen Eulen reglos ruhend in mehr oder weniger verborgenen Tagesverstecken.

Viele Mythen ranken sich um Eulen. Die menschenähnlichen Augen stehen für Weisheit, der Steinkauz war der Begleiter der Göttin Athene. Antike Drachmen, wie auch griechische Euromünzen tragen daher ein Eulenbild. Das nächtliche, lautlose Auftreten und ihre Rufe rückten Eulen dagegen in die Nähe von Teufel und Tod, passend zu den Brutplätzen in Kirchtürmen nahe bei Friedhöfen. Eulen sind in alten Sagen (und auch bei Harry Potter) Botentiere von Hexen und Zauberern.

Die Waldohreule ziert mittlerweile in neun Bundesländern die Schilder der Naturschutzgebiete. Im konstruktiven Dialog sollten Naturschützer und Naturnutzer, wie Mountainbiker, Kletterer oder Geocacher, zusammenarbeiten und empfindliche Eulengebiete, wie die Uhureviere in den Steinbrüchen rund um Aachen mit Brutplätzen und Tagesverstecken, vor Störungen schützen. Eulen haben nämlich wichtige regulierende Funktionen in der Kulturlandschaft, beispielsweise auf den Nagerbestand in Obstwiesen. Dort kann man die Ansiedlung des Steinkauzes übrigens mit mardersicheren Brutröhren fördern, die direkt in den Obstbäumen angebracht werden.


 

 

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zuletzt bearbeitet am 3.III.2011