4.Aug.2011

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der August ist der Gartenmonat des Überflusses. Fast alles trägt jetzt Früchte.

Karl Josef Strank

„Da die Sonne sich itzt in ihrer südlichen Deklination befindet, beginnt die Luft kühler zu werden; und inzwischen ist es köstlich, nach einem Gewitterregen spazieren zu gehen. Obzwar die Schönheiten von Feldern und Gärten zu schwinden beginnen, strömt itzt der Gewinn herein … Wege und Gänge Eurer Gärten schenken dem empfindlichsten Gaumen die zartesten Früchte, und der Küchengarten versorget die Tafel mit mannigfaltigen Producten.“ So beschrieb John Worlidge 1688 den August in The Gardener´s Monthly Directions. Man mag es nicht glauben, aber der August ist wirklich der Gartenmonat des Überflusses.

Der Erntekorb ist voll

Fast alles, was die GärtnerInnen seit dem Frühjahr gesät, gepflanzt, gehegt und gepflegt haben, trägt jetzt Früchte. Selbstversorgung aus dem Garten ist in diesen Tagen kein Problem, denn immer kehrt man mit einem vollen Erntekorb zurück: Erbsen, Bohnen, Möhren, Rote Bete, Mais Tomaten, Paprika, die ersten Kartoffeln, Zwiebeln und Salate, Beerenobst, Pflaumen, Pfirsiche, die ersten Äpfel und Birnen, selbst Feigen sind jetzt reif. Die Sommerferien fallen oft in den August, wer daheim bleibt, hat reichlich zu tun, wer in Urlaub fährt, muss sich jemanden für Gießen und Ernte suchen.

Die Dicken Bohnen werden jetzt geerntet, anschließend die Pflanzen über der Erde abgeschnitten, denn die Wurzeln können verbleiben, weil sie mit ihren stickstoffreichen Knöllchenwurzeln den Boden aufdüngen. Stangen- und Buschbohnen sind jetzt ebenfalls erntereif, die ganzen Hülsen sollten geerntet werden, solange sie jung, schlank und zart sind. Wer die Bohnen auspalen will, muss die Hülsen länger hängen lassen, bis sie dick und trocken werden. Bei den Möhren – auch Karotten genannt wegen ihres hohen Gehaltes an Carotin, wertvolle Vitaminvorstufe, die unser Stoffwechsel braucht – sind jetzt die letzten frühen und die ersten späten Sorten zu ernten.

Auch die mittleren Kartoffel, festkochende für Salat und mehlige Sorten, die als Folienkartoffel gut schmecken, decken jetzt unseren Tisch. Gerade Kartoffeln, weil es sie von gelb über rot bis violett von glatt bis runzelig und knollig verzweigt in einer großen Sortenvielfalt gibt, erfreuen das Herz einer(s) jeden Gärtner(in)s, denn sie fallen in der Ernte üppig aus und füllen die Speisekammer für längere Zeit. Zucchini haben jetzt ihre beste Zeit und können alle paar Tage abgesammelt werden.

Riesengemüse, nicht nur die Kohlrabisorte „Superschmelz“, sind jetzt erntereif. In England, dem Land der Guinness-Rekorde, haben sich einige Firmen auf Saatgut für Riesengemüse spezialisiert, so die Firma Robinson aus Sunny Bank bei Preston. Riesengemüse hat eigentlich einen schlechten Ruf, denn einige Arten, die immer größer und größer gezüchtet werden, haben wenig Geschmack, sind fad und sehen mitunter hässlich aus. Es gibt aber auch Riesen, die ebenso schmecken wie sie aussehen, man muss allerdings danach suchen.

Zu welch weiteren Verrücktheiten gerade gartenverrückte englische Gentlemen fähig sind und waren, darüber berichtet S. Campbell in den Geheimnissen des Küchengartens: Sir Francis Carew überraschte anlässlich eines denkwürdigen Besuchs in Beddington Park neun Meilen südlich von Westminster Bridge in Croydon, heute südlicher Vorort von London, im August 1599 Elizabeth I. mit einem von reifen Früchten voll beladenen Kirschbaum. Sir Carew hatte die Reifung um mindestens einen Monat hinausgezögert, indem er den Baum mit einem Leinenzelt abgedeckt hatte. Ein paar Tage vor dem Besuch ließ er die Umhüllung entfernen und einige sonnige Tage brachten die Kirschen zur vollen Reife. Diesen Aufwand betreibt heute keiner mehr, es kommt aber auch höchst selten bis gar nicht mehr vor, dass königliche Exzellenzen Gärten besuchen.

Rote Bete können jetzt regelmäßig beerntet werden. Behutsam, ohne die Wurzeln der Nachbarpflanzen zu beschädigen, können sie jetzt ausgedünnt werden, denn die im Boden verbleiben, schwellen an, wenn sie mehr Platz zur Verfügung haben und wachsen bis der erste Frost den Winter ankündigt. Auberginen runden sich in der Augustwärme, wenn sie genügend Wasser bekommen. Werden sie schwarz und glänzen, können sie geerntet werden. Mangold, Mais, Tomaten, Gurken, Stangensellerie, so vieles drängt in den Kochtopf, das der Überfluss nur mit Einkochen, Einfrieren und Einlagern zu bewältigen ist.

Das Jahr ist ein Kreis

Wenn nun einige Beete nach der Ernte von Bohnen, Zwiebeln, Schalotten, Blattsalaten frei geworden sind, beginnt die Pflanzzeit für Rosenkohl, Blumenkohl, Grünkohl, Brokkoli, die durchaus überwinterungsfähig sind. Zichoriensalat und Radicchio können weiterhin gesät werden, denn sie trotzen der herbstlichen Witterung und teilweise sogar dem Frost. Erdbeersetzlinge oder eigener Nachwuchs aus Ablegern, die im Juli eine Zeit in Töpfen kultiviert und bewurzelt wurden, können jetzt ausgepflanzt werden.

Bei den Tomaten sind weiterhin die Seitentriebe in den Blattachseln auszubrechen und auch die Triebspitzen sind zu entfernen, wenn vier oder fünf Rispen mit Früchten angesetzt haben. Eventuell ist mit dem Gießwasser ein Flüssigdünger zu verabreichen, wenn die Früchte stagnieren und der Boden nicht genügend Nährstoffe bereithält. Bei üppig fruchtenden Obststräuchern und –bäumen ist mit unterstützenden Maßnahmen ein Ast- oder Zweigbruch zu verhindern. Ernterückstände sind als Mulch auf den Beeten zu belassen oder der Kompostierung zuzuführen. Jäten und Gießen gehören auch jetzt zu den ständigen Routinearbeiten, ansonsten ist mit der Ausbringung von Gründünger an die Bodenpflege und Vorbereitung der Beete für die Frühjahrsaussaat im nächsten Jahr schon wieder zu denken, denn das Jahr de(r)s Gärtner(in)s ist ein Kreis und findet nie ein Ende.

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zuletzt bearbeitet am 17.IX.2011