5.Jan.2012
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Blätter, Zweige, Boden: Wieviel Salz halten unsere Pflanzen eigentlich aus?
Thomas Eßing
Der häufige Wechsel zwischen Regen und Schnee, Frost und Tauwetter, lässt Aachens Behörden und auch uns Bürgern den Einsatz von Streusalz im Winter als unerlässlich erscheinen. Das durch Fahrzeuge aufgewirbelte Salzwasser wird dann vom Wind in die Pflanzungen getragen. Hier bleibt es zunächst an den Blättern und Zweigen haften, um dann später auch in den Boden zu gelangen, wo es sich vorübergehend zu einer gewissen Menge anreichern kann.
In unseren Pflanzen ist der Salzgehalt normalerweise höher als in der sie umgebenden Luft oder dem Boden. Üblicherweise fließt das Wasser, angereichert mit Nährsalzen, über die Wurzel und auch die Blätter in die Pflanzen hinein (Osmose).Die Umkehr-Osmose
Durch die Spaltöffnungen der Blätter verdunstet das Wasser dann wieder (Transpiration), und die Nährstoffe bleiben in den Pflanzen zurück. Ist jetzt aber der Salzgehalt außerhalb einer Pflanze höher als innerhalb, wird das Wasser aus ihr hinausgezogen (Umkehr-Osmose), und sie erleidet Trockenschäden. Probleme können auch durch die Anreicherung des Streusalzes (Natriumchlorid) in der Pflanze entstehen, wenn sie zu viel davon aufnimmt.Grüne Hecken sind stabil
Aus Sicht der Pflanzen und des Gesetzgebers ist Splitt zur Verhinderung von Glätte die bessere Alternative. Wird dennoch Altschnee auf Wegen und Straßen mit Salz angereichert, sollte er nach Möglichkeit nicht auf Beeten gelagert werden, damit beim Schmelzen das Salz nicht an die niedrigen Pflanzen und ins Erdreich gelangen kann. Denn dann gelangt das Tauwasser über Kanalisation und die Flüsse auf kurzem Wege wieder zurück ins Meer, und die Pflanzen nehmen keinen Schaden.
Wenn ich feststelle, dass in Straßennähe bestimmte Pflanzen im Frühjahr regelmäßig salzbedingte Trockenschäden aufweisen, sollte ich bei Gelegenheit auf salztolerante Pflanzen zurückgreifen
Bei Hecken sind grundsätzlich immergrüne Pflanzen gegenüber Salz empfindlicher als Sommergrüne, weil bei ersteren die Wasseraufnahme wegen der verbliebenen Blätter im Winter erhöht ist.
Somit treten hier vermehrt Trockenschäden durch Umkehrosmose auf. In Bereichen mit vermehrtem Streusalzeintrag empfiehlt sich somit die Pflanzung von sommergrünen Hecken.Die Bodendecker
Bei den sogenannten Bodendeckern haben sich die Niedrige Purpurbeere (Symphoricarpos chenaultii der Sorte Hancock), oder die Kartoffelrose (Rosa rugosa) bewährt. Im Bereich der Sträucher hat man eine größere Auswahl. Hier seien exemplarisch die Alpen-Johannisbeere (Ribes alpinum), Wolliger Schneeball (Viburnum lantana) und die Heckenkirsche (Lonicera xylosteoides der Sorte Claveys Dwarf) als salztolerant genannt.
Was die Bäume betrifft, so sind neben anderen die Silberweide (Salix alba der Sorte Liempde), Feuerahorn (Acer ginnala) und die Ölweide (Eleagnus angustifolius) zu empfehlen.Es wird verdünnt
Da in unserer Region häufig, recht regelmäßig und in größeren Mengen Niederschläge fallen, wird Streusalz, egal wohin es auch gelangt, schnell vom Wasser verdünnt und auf diese Weise abtransportiert.
Folglich ist sein Einsatz, einen überlegten und natürlich sparsamen Umgang vorausgesetzt, tatsächlich auch als eher unproblematisch anzusehen.
zuletzt bearbeitet am 5.I.2012