22.März 2012
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Die Magnolie: der Modebaum für die, die sich mehr leisten konnten
Mechtild Feese
In den 50er Jahren war die Magnolie der Modebaum für alle, die sich etwas Außergewöhnliches leisten konnten oder wollten. Man sah Magnolien oft in den kleinen Vorgärten der Einfamilienhäuser, bevor sie von den Blautannen verdrängt wurden.
Heute werden in Deutschland rund 17 Sorten und Hybriden in der Gartenkultur angeboten, die zum größten Teil frostfest sind. Insgesamt dürfte es etwa 230 verschiedene Arten weltweit geben. Stammesgeschichtlich entwickelten sich die ersten Magnolien vor ungefähr 300 Millionen Jahren. Man betrachtet die Magnolie als eine frühe Übergangsform zwischen Nadel- und Laubgehölzen, ähneln ihre Fruchtstände doch immer noch Kiefernzapfen. Ihre ursprünglichen Verbreitungsgebiete lagen an der Ostküste Nord- und Mittelamerikas, von wo aus sie am Ende des 17. Jahrhunderts nach Europa gelangten. Andere wohl ältere Magnoliensorten stammen aus Ostasien und dem Himalaja. Sie kamen erst Anfang des 19. Jahrhunderts nach Europa. Ihren Namen erhielten sie zu Ehren von Pierre Magnole (16381715), dem Direktor des Botanischen Gartens von Montpellier.
Bei den Magnolien handelt es sich um sommer- oder immergrüne Sträucher oder Bäume, die je nach Sorte eine enorme Bandbreite in Höhe, Gestalt, Blütenform und Blütezeit bieten. Schmal und pyramidal aufstrebend oder breit ausladend mit zum Teil bizarrem Geäst wachsen sie zwei bis 30 Meter in die Höhe, blühen manchmal schon vor dem Laubausschlag mit zierlichen oder fast bombastischen Blüten vom frühen März bis in den Juli/August. Die Blühzeit beträgt oft nicht mehr als 14 Tage. Manche Sorten sind schon ab dem Alter von zwei Jahren blühfähig, andere werden erst mit 15 Jahren „mannbar“.
Die zwittrigen Einzelblüten sehen aus wie Tulpen oder sogar tellergroß ausgebreitet wie Seerosen und haben einen Durchmesser von acht bis 20 Zentimetern.
Die Farbpalette reicht von schneeweiß über rosa, violett bis tief weinrot, die neuesten Züchtungen sind sogar gelb und orange. Außerdem strömen alle Magnolien einen zarten oder auch betörend schweren Duft aus. Die Früchte sind für den Menschen ungenießbar, Rinde und Holz sind sogar leicht giftig.
Die Sternmagnolie beginnt
Als erste blüht die Sternmagnolie (Magnolia stellata) im März vor dem Blattaustrieb, ein kompakter Strauch, der sich gut für kleine Vorgärten und Kübel eignet.
Im April und Mai folgen diverse Sorten der Prunkmagnolie (Magnolia soulangiana) oder landläufig auch Tulpenbaum genannt, nicht zu verwechseln mit dem eigentlichen Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera), der als stattlicher großer Baum erst im Juli blüht. Die aufrechten großen glockenförmigen Blüten der Prunkmagnolie sind auffällig weiß und rosa gefärbt und haben einen violetten Mittelstreifen. Diese Art ist extrem spätfrostempfindlich. Sie wächst als hoher Strauch oder mehrstämmiger Baum.
Von Mittelmeerurlauben kennen wir die großblütige Magnolia grandiflora, die gar keinen Frost ertragen kann. Sie wird bis zu 30 Meter hoch und hat immergrüne glänzende, lederartige Blätter und stark duftende, 20 Zentimeter große sahneweiße Blüten, die sich vereinzelt von Mai bis in den September entfalten.
Magnolia denudata oder Yulan Magnolie wurde in China „Jade-Orchidee“ genannt und war dem Kaiser vorbehalten. Wegen ihrer silbrig weißen Blüten galt sie dort als Sinnbild der Süße und Reinheit und als „Blume des nächtlichen Beisammenseins“.
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zuletzt bearbeitet am 15.III.2012