8.Nov.2012
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Hellgelb bis rostrot: Amberbaum beschert einen „Indian Summer“
Thomas Eßing
Einerseits ist Herbstlaub dieser Tage zwar ein lästiges Verkehrshindernis, andererseits bietet es aber ein imposantes Farbenspiel an den Bäumen von Aachens Parks und Gärten. Besonders hervorzuheben bei den sommergrünen Laubgehölzen mit rotem, auffälligen Herbstlaub, ist neben verschiedenen Ahornarten und der Rot-Eiche der Amerikanische Amberbaum (Liquidambar styraciflua). Der Amberbaum lässt im Herbst sein ahornblattähnliches Laubgelb bis spektakulär rostrot leuchten, und stellt gerade jetzt einen hohen Zierwert in vielen Gärten dar. Er gilt bei uns als ein Repräsentant des „Indian Summers“ Nordamerikas.Die Gattung Liquidambar stammt aus der Familie der Zaubernussgewächse (Hamamelidaceae), wobei diese Zuordnung nicht von allen Autoren geteilt wird. Pflanzenarten dieser Gattung kommen natürlicherweise in den USA bis Mittelamerika einerseits, sowie Asien andererseits vor. In Europa konnte die Art Liquidambar lievenii bis 2,5 Millionen Jahren vor unserer Zeit fossil nachgewiesen werden. Im Tagebau Hambach wurde von den Braunkohlebaggern vor einigen Jahren ein 9 Millionen Jahre alter Baum dieser Art ausgegraben. In der damaligen Zeit war es hier in unserer Region deutlich wärmer als heute.
Der Amerikanische Amberbaum wurde gegen Ende des 17. Jahrhunderts nach Europa gebracht und in Parks als Zierbaum angepflanzt. Er erreicht bei uns die stattliche Höhe von 25 Metern, ist schnellwachsend, wird aber mit etwa 100 Jahren für einen Baum nicht sonderlich alt. Der griechischen Mythologie zufolge wird das aus dem Stamm gewonnene Styrax-Harz der Göttin Hekate zugeordnet. Diese Göttin war zuständig für Zauberkunst und Magie, und soll das Harz als magisches Räuchermittel eingesetzt haben.
Auch heute noch findet das Harz als Zusatz für Räucherwaren Verwendung. Außerdem wird es in der Medizin als entzündungshemmend und schleimlösend angesehen, und gilt somit als Heilmittel bei Erkältungskrankheiten. Die Indianer Nordamerikas verwendeten es zur Wundbehandlung und als Fibermittel.
Der Name Liquidambar ist von liquid (flüssig) und amber (aromatischer Balsam) abgeleitet, wobei Amber außerdem das arabische Wort für Bernstein ist. Dieser „flüssige, aromatische Balsam“ findet auch heute noch bei der Parfümherstellung Verwendung. Der englische Name“ sweet gum“ ist aufgrund der Verwendung von Styrax bei der Kaugummiherstellung entstanden.
In Aachen findet man Amberbäume nicht selten als Solitär in Vorgärten. Die Pflanzung sollte am besten im Frühjahr an feuchten, eher sauren Standorten erfolgen. Frühjahrspflanzungen haben den Vorteil, dass die Bäume durch tiefes Einwurzeln bis zum nächsten Winter vor Trockenschäden durch längeren Bodenfrost geschützt sind. Neben der schönen Blattform verfügen viele Amberbäume außerdem über Korkleisten an Trieben und Stamm, die dem Gehölz auch in unbelaubtem Zustand einen hohen Zierwert verleihen. Da aber die Ausprägung von Korkleisten und Herbstfärbung zwischen den einzelnen Exemplaren stark variieren, sollte man „seinen“ Amberbaum jetzt im Herbst am Anzuchtort in der Baumschule selbst aussuchen, reservieren, und sich dann erst im Frühjahr in seinen Garten holen. Nur so hat man die Gewähr, ein Top- Exemplar zu erhalten.
Aufgrund des schnellen Wachstums der Art Liquidambar styraciflua wurde für den Einsatz in kleinen Gärten der Kugel- Amberbaum mit dem Sortennamen „Gumball“ gezüchtet. Wer es hingegen lieber säulenförmig mag, für den gibt es die Sorte „Paarl“. Pflanzt man die Art in seinen Garten, sollte der Baum möglichst jährlich zurückgeschnitten werden. Nur so kann man sich einen kleineren Baum mit natürlich anmutender Optik erhalten.
In trockenen Witterungsphasen ist ein gelegentliches wässern sinnvoll, da der Baum am Naturstandort an feuchte Böden gewöhnt ist, und somit bei längerer Trockenheit geschädigt werden kann. Gegenüber tierischen Schädlingen hat das Gehölz eine recht hohe Resistenz, sodass es diesbezüglich als pflegeleicht gilt.
zuletzt bearbeitet am 30.XI.2012