3.Jan.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Drei Könige, Erdgöttinnen und die Pflanzen aus dem Morgenland

Karl Josef Strank

Der 21. Dezember ist der Tag der Wintersonnenwende und der Tag des Heiligen Thomas. Er war es, der als einziger der Apostel zweifelte und nicht glauben wollte, dass Christus wirklich auferstanden ist. Genau wie Thomas gab es auch in früheren Zeiten unter unseren Vorfahren immer Zweifler, die nicht glauben wollten, dass die Nächte wirklich kürzer werden und die Sonne es schafft, am Himmel wieder die Oberhand zu gewinnen. Letzte Zweifler merkten es spürbar erst am 6. Januar, dem Erscheinungsfest, und glaubten, dass die Erde wieder grünen wird, das Leben weiter geht.

Im Alpenraum wurden in vorchristlicher Zeit drei Frauen gleichsam als dreifaltige Erdgöttin verehrt: Ambeth, Wilbeth und Borbeth, die drei Bethen genannt. Im Mittelalter wurden daraus die christlichen Heiligen Katharina, Barbara und Margret, die als die heiligen drei Madeln bis heute höchste Verehrung genießen. In einigen Gegenden Oberbayerns ziehen am 6. Januar immer noch drei Frauen, die dort als Berchten bezeichnet werden, umher. Wahrscheinlich gehen die Heiligen Drei Könige, Caspar, Melchior und Balthasar auf diese Vorgeschichte zurück, denn die Segensformel 20C+M+B13, die an die Häuser geschrieben wird, übersetzt man mit „Christus segne dieses Haus“ (Christus Mansionem Benedicat). Es könnten damit die Initialen der drei Könige genauso wie auch die der heiligen drei Madeln gemeint sein.

Vor allem Gewürze

Die drei Könige kamen aus dem Morgenland und machten dem neugeborenen Christuskind die Aufwartung mit den Geschenken von Gold, Weihrauch und Myrrhe. Im Mittelalter kamen sie von Mailand nach Köln, wo sie heute noch im Dom ruhen und verehrt werden. Am Beispiel der drei Könige wird das Spannungsfeld zwischen Orient und Okzident, Morgenland und Abendland deutlich. Morgenländische Religion und Kultur ist zu uns gekommen und fester Bestandteil unserer Identität. Schon Karl der Große erfuhr durch seine diplomatischen Beziehungen zu Harun al Raschid Bestätigung und Aufwertung.

Viele Pflanzen, die wir heute kaum noch missen wollen, kamen über die Zwischenstation der Mittelmeerländer ebenfalls zu uns, vor allem Gewürze. An erster Stelle zu nennen ist der Safran, von dem wir alle aus dem bekannten Kinderlied wissen: „Safran macht den Kuchen gehl (gelb).“ Schon Plinius berichtet, dass Safran als Färbemittel verwendet wurde zur Imitation von Goldschrift oder, um Zinn und Silber wie Gold erscheinen zu lassen. Echter Safran ist schwer zu gewinnen, denn nur drei feine Griffelnarben des Fruchtstempels werden geerntet und kommen als rötliche, dünne Fäden in den Handel. Safran zählt zu den teuersten Gewürzen und zehn Euro pro Gramm kostet noch nicht einmal die beste Qualität. In eine Bouillabaisse, ein Risotto milanese, eine Paella gehört Safran ebenso wie in ein schwedisches Süßgebäck, die Lussekatter, s-förmig gedrehte Weizenmehl-Brötchen mit Rosinen im Kringel, die traditionell zum Lucia-Fest gebacken werden.

Anis, Kreuzkümmel, Koriander, Zimt sind weitere Gewürze, die aus dem Orient zu uns gekommen sind, weil der Handel mit den Ländern des Fernen Ostens früher grundsätzlich über den Nahen Osten verlief. Die Produkte dieses Handels waren im Westen teuer und galten als Luxus, entsprechend sagenhaft reich und luxuriös stellten sich die westlichen Menschen das Leben im Orient vor. Hinzu kam der Wohlgeruch, den viele nur aus den Kirchen kannten, denn Weihrauch ist ein Produkt des Morgenlands. Olibanum ist das luftgetrocknete Harz einiger Baumarten der Balsambaumgewächse, Myrrhe, Mittel zur Balsamierung der Toten, zählt auch dazu, die in den Trockengebieten am Horn von Afrika, in Arabien und Indien wachsen. Weihrauch war in der Antike so begehrt, dass Hadschepsut, Gemahlin des Pharao Thutmosis II., später selbst Regentin, in der Mitte des 2. Jahrhunderts v.Chr. eine eigene Expedition durchführen ließ, um Weihrauchbäume nach Ägypten zu bringen. Nicht nur als aromatisches Räuchermittel wurde und wird Weihrauch eingesetzt – wegen seiner desinfizierender und entzündungshemmender Eigenschaften auch als Heilmittel. In der Kirche steht Weihrauch für die „römische“ Tradition, denn man opferte ihn den Göttern und im Triumphzug trug man den siegreichen Feldherren Weihrauch voran.

Kaffee, Produkt Arabiens, heute aus unserer Alltagskultur nicht mehr wegzudenken, kam zu uns durch die Türkenkriege, zu Zeiten als die Osmanen Wien belagerten. Den Begegnungen mit dem Orient verdanken wir auch viele Zierpflanzen unserer Gärten wie etwa Tulpen, Kaiserkronen, und Schachbrettblumen.


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zuletzt bearbeitet am 26.I.2013