7.Febr.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Schneeglöckchentage am Niederhein. Die Schönheit der Gattung Galanthus.

Ruth Gestrich-Schmitz

Jetzt sprießen sie wieder aus dem Boden, die Schneeglöckchen. Bis vor einem Jahr habe ich diesen kleinen, weißen, mit einer grünen Markierung gezeichneten Blüten keine besondere Beachtung geschenkt. Doch das hat sich seit einem interessanten Vortrag über diese Blume der Gattung Galanthus aus der Familie der Narzissengewächse (Amaryllidaceae) geändert. Mit Begeisterung berichtete Michael Dreisvogt, Leiter des Arboretums Park Härle in Bonn, wie faszinierend die Schönheit des Schneeglöckchens sein kann, wenn man sich die Blüten einmal genauer anschaut.

Begeisterung treibt Blüten

In England ist das Schneeglöckchen derart beliebt, dass sich dort alljährlich zur Blütezeit Galanthophile zu Galanthus-Galas treffen, bei denen die neuesten Sorten verkauft werden. Es gibt Sammler, die bei Ebay-Auktionen für besonders begehrte Sorten einige hundert Euro für eine einzige Schneeglöckchenzwiebel bezahlen: Die bislang noch sehr rare Sorte „Green Tear“ wurde 2011 für über 300 Euro versteigert. Im guten Garten-Fachhandel finden angehende Schneeglöckchen-Enthusiasten verschiedene Galanthus-Arten für den Anfang aber schon für einige Euro.

Beheimatet in Europa und Südwestasien findet man das Schneeglöckchen als Vorfrühlingsboten in schattigen, feuchten Laubwäldern. Es gibt etwa 20 Galanthus-Arten, die bei uns am weitesten verbreitete ist Galanthus nivalis, was „schneeweiße Milchblume“ bedeutet. Aus dem Krimkrieg (1853 – 1856) brachten englische Soldaten Zwiebeln von Galanthus plicata mit nach Hause, wohl Auslöser für die „Galanthomanie“ in England. Verwildert in Gärten, Parks und auf Friedhöfen bilden die Schneeglöckchen zwischen Februar und April Teppiche in Weiß. Die Zwiebeln der Schneeglöckchen stehen unter Naturschutz, sie dürfen nicht beschädigt oder ausgegraben werden.

Schneeglöckchen sind ausdauernde Pflanzen und gehören wie Narzissen und Märzenbecher zu den Geophyten: Sie bilden Zwiebeln als Speicher- und Überdauerungsorgane, aus denen sich Blätter und Blüten entwickeln.

Beim Austreiben produzieren die Schneeglöckchen Biowärme bis zu zehn Grad Celsius, die den Schnee zum Schmelzen und damit gleichzeitig Bewässerung bringt. Die zwei linealen, parallelnervigen Blätter stehen grundständig zusammen.

Auf einem langen Blütenschaft entwickelt sich eine duftende, nickende, weiße Blüte mit drei äußeren Blütenhüllblättern und drei inneren, die eine grüne Zeichnung aufweisen. Je nach Art und Sorte unterscheiden sich diese grünen Saftmale, die zur Anlockung von Insekten zur Bestäubung dienen. Aus dem grünen Fruchtknoten bildet sich eine Fruchtkapsel mit 18 bis 36 Samen, denen ein Nährkörper (Elaiosom) anhängt, der bei Ameisen sehr beliebt ist und die damit zur Verbreitung der Samen beitragen.

Der zweite Blick

Auf den ersten Blick sehen die meisten Schneeglöckchen gleich aus. Sieht man genauer hin, kann man die zauberhaften Eigenarten der einzelnen Sorten erkennen: Neben den einfachen, tropfenförmigen gibt es wunderschöne gefüllte Sorten wie „Ballerina“ mit inneren Blütenhüllblättern angeordnet wie ein Tütü, oder solche mit grünen Saftmalen, die aussehen wie eine Schere („Daphne‘s Scissors“). Sehr begehrt sind bei Sammlern auch Exemplare mit gelbem Fruchtknoten.

Als Heilpflanze ist das Schneeglöckchen fast unbekannt. Die Pflanze ist giftig, aufgrund des Gehalts an Alkaloiden wie Galanthamin und Lycorin. Mögliche Vergiftungserscheinungen sind Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Kreislaufbeschwerden. Das im Kaukasus beheimatete Galanthus woronowii wird dort in der Volksheilkunde schon lange gegen Altersbeschwerden und Gedächtnisschwäche eingesetzt. Forschungsergebnisse belegen, dass das Galanthamin eine Linderung von Alzheimer-Symptomen bewirkt. Wer sich die Vielfalt der Schneeglöckchensorten einmal anschauen möchte, muss dafür nicht unbedingt nach England reisen. Bei den Schneeglöckchentagen am 23. und 24. Februar (10-17 Uhr; 3 Euro) in Nettetal (Oirlich 9) am Niederrhein, kann man sich im Oirlicher Blumengarten der Familie Waldorf, der mit etwa 450 Schneeglöckchensorten aufwartet, von der Galan-thus-Begeisterung anstecken lassen, einfache und gefüllte Schneeglöckchen mit den unterschiedlichsten Markierungen bewundern.


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zuletzt bearbeitet am 10.II.2013