28.März 2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mit dem Frühling kommen die Kirschblüten: üppige Schönheiten in Hasselt

Ruth Gestrich-Schmitz

Wenn die frostigen Tage vorbei sind, sieht die Welt wieder rosarot aus, jedenfalls da, wo die Japanischen Blütenkirschen (Prunus serrulata) von April bis Mai ihre Blütenpracht entfalten. Der frostharte, aus Asien stammende Baum erfreut sich nicht nur in Japan, China und Korea großer Beliebtheit. Die Kirschblüte nehmen die Japaner zum Anlass für ein großes Fest, um den Frühling willkommen zu heißen: das Hanami-Fest. Hanami bedeutet „Blumen/Blüten schauen“. Je nach Sorte rosa oder weiß blühend, zieren die Kirschblüten Gärten, Alleen und Parks und sind zu einem Symbol für Japan geworden.

Während in Deutschland noch die Schneehöhen in den Wintersportgebieten beim Wetterbericht gezeigt werden, verfolgen die Japaner im Fernsehen schon den Verlauf der Kirschblüte: Im Südwesten des Landes beginnt die Blüte und zieht sich dann von März bis Mai bis in den Nordosten der Inselkette. Mit Familie, Freunden oder Kollegen lassen sich die Menschen, mit Picknickkörben bewaffnet, unter dem Blütenhimmel nieder und feiern ausgelassen mit Reiswein und Bier. Zu der traditionellen Art zu Feiern gehören traditionelle japanische Musik, Tanz und eine Tee-Zeremonie.

Leider ist die Blütenpracht nur von kurzer Dauer. Das steht, meinen die Japaner, symbolisch für ein kurzes, heldenhaftes Leben oder auch als Symbol für die zerbrechliche weibliche Schönheit. Kirschblüte heißt auf Japanisch „Sakura“ und bedeutet „Korngeist“: Wenn die Blüten zu Boden fallen, nimmt der Korngeist Besitz von der Erde und es ist Zeit, das Land zu bestellen.

Auch in Deutschland wird die Blüte der Japanischen Kirsche gefeiert: Seit 1968 findet in Hamburg alljährlich im Mai das Kirschblütenfest rund um die Alster statt. Sogar eine Kirschblütenprinzessin wird alle zwei Jahre gewählt, ein von der „Japan Cherry Blossom Association“ verliehenes Recht, das sonst nur noch Melbourne und Washington zusteht.

  Ein aktueller Blütengruß aus Tokio nach Aachen

Etwa 70 Kilometer von Aachen entfernt, in Hasselt, liegt der größte Japanische Garten Europas, angelegt 1992 als Symbol der Freundschaft zwischen den Einwohnern von Hasselt und Itami: 25 000 Quadratmeter groß, nach dem Modell eines japanischen Teegartens aus dem 17. Jahrhundert gestaltet. Hier hat man einen großen Kirschbaumpark mit terrassenförmigen Picknickplätzen angelegt. Verschiedene Sorten von Japanischen Zierkirschen mit unterschiedlichen Blühzeiten wurden gepflanzt, um die Kirschblütenzeit von März bis Mai auszudehnen. Besucher genießen hier ihr Picknick bei mitgebrachtem grünem Tee und Keksen.

Im Teehaus des Japanischen Gartens bietet sich die Möglichkeit, jeden ersten Sonntag im Monat an einer traditionellen japanischen Teezeremonie teilnehmen. Ein Spaziergang durch dieses fernöstliche Paradies trägt dazu bei, zur Ruhe zu kommen und den Stress des Alltags abzuschütteln. Das Plätschern und Rauschen des Wassers der kleinen Bäche hilft dabei. Am Rand des großen Teichs tummeln sich edle Kois, japanische Zierkarpfen, mit ihrer rot-weiß-schwarzen Färbung. Über tonnenschwere Felsen rauscht ein Wasserfall herab. Das Wichtigste im Garten sind die Steine: Sie besitzen Ewigkeitswert. Dann erst kommen das Wasser und die Pflanzen.

Im Japanischen Garten Hasselt wird zur Saisoneröffnung am 1. April der Frühling feierlich mit dem O-Hanami, dem Kirschblütenfest begrüßt. Auch andere typisch japanische Feste finden dort statt: Im Sommer das buddhistische O-Bon-Fest, bei dem an die verstorbenen Seelen erinnert wird. Mit Kerzen beleuchtete Laternen werden zu Wasser gelassen und sollen die Seelen zum ewigen Ruheplatz bringen. Im Herbst bringen blühende Chry-santhemen während einer traditionellen Shinto-Zeremonie den Garten zum Leuchten. Manchmal kann man Kendo-Kämpfern bei der Ausübung der alten japanischen Kunst des Schwertkampfes zusehen.

Genießen Sie eine Umgebung voller innerer Ruhe und Schönheit. Wie viele Japanische Blütenkirschen bei der bisher kalten Witterung zur Saisoneröffnung schon in voller Pracht stehen, bleibt abzuwarten. In jedem Fall ist der Garten, egal zu welcher Jahreszeit, einen Besuch wert.

Der Japanische Garten Hasselt, Gouverneur Verwilghensingel 23, (Tel. 0032 11 23 52 00, www.hasselt.eu) ist vom 1. April bis zum 31. Oktober dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr sowie am Wochenende und an Feiertagen von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Jeden Sonntag um 15 Uhr findet ein geführter Rundgang statt. Eintritt für Erwachsene: 5 Euro, für Kinder bis 12 Jahre ist der Eintritt frei.


voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 31.III.2013