31.Okt.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Eine Verwandte der Sonnenblume, die viele Namen trägt: Topinambur

Karl Josef Strank

Im Herbst wird die Natur rauer, kälter und das Licht des Sommers trübt ein. Einige Gewächse „packen schon ein“. Zu denen, die noch einmal auspacken, gehört ein bis zu drei Meter hohes Kraut mit leuchtend gelben strahligen Blumen: Topinambur. Die Pflanze ist aus einer Vielzahl von Röhrenblüten und randlichen, nach außen weisenden Zungenblüten aufgebaut. Die Blumen entpuppen sich als typischer Blütenstand eines Asterngewächses. Es ist eine nahe Verwandte der Sonnenblume, die mit wissenschaftlichem Namen Helianthus tuberosus heißt.

Die Pflanze hat unterirdisch Knollen und wird regional als Erdapfel oder Erdbirne bezeichnet. Der Name Topinambur geht auf das Volk der Tupinambá zurück, einem Indianerstamm Amerikas. Topinambur ist keine heimische Pflanze, sondern erst mit der Entdeckung Amerikas nach Europa gekommen. Französische Siedler, die mittels der Knollen eine Hungersnot überlebt hatten, schickten diese 1607 nach Paris, von wo sie sich schnell über ganz Europa verbreitete. Die Knollen gelangten auch in die päpstlichen Gärten, wo die Gärtner sie als “girasole“ articiocco, Sonnenblumen-Artischocke, bezeichneten. Dieser Name wurde im Englischen volkstümlich verschliffen zu „Jerusalem“-Artischocke, eine weitere Benennung für Topinambur.

Den vielen Namen nach zu urteilen muss die Pflanze sehr häufig genutzt worden sein, was in der Tat im 17. Jahrhundert besonders in Frankreich der Fall war. Erst mit der Ausbreitung der viel ergiebigeren Kartoffel in der Mitte des 18. Jahrhunderts ging der Anbau der Süß- oder Indianerkartoffel, weitere Namen für Topinambur, zurück. Schwerpunkte des Anbaus sind heute Nordamerika, Russland, Australien und Asien. In Europa ist sie nur von untergeordneter Bedeutung. Allerdings sind die Knollen im Zuge des biologischen Landbaus in Bioläden und auf Wochenmärkten wieder häufiger zu finden. Die Knollen sind länglich oder rundlich, birnenförmig mit kleinen knubbeligen, warzenartigen Auswüchsen. Sie sind nicht glatt, sondern gebändert durch breit gezogene Blattnarben.

Im Anbau stellt die Pflanze keine Ansprüche. Schwere Böden liefern zwar einen höheren Knollenertrag, leichter zu ernten sind sie aber in siebfähigen Böden. Im Garten werden sie leicht zum Problem, denn aus kleinsten im Boden verbliebenen Knollenstücken treibt Topinambur kräftig durch und, bleibt er unbeachtet, erobert er den Garten in kürzester Zeit. Dann hilft nur noch ausgraben und quantitativ sammeln oder das Kraut so oft beschneiden, dass die Kraft der Triebe sich verausgabt.

Angepflanzt wird Topinambur im März/April oder Oktober/November, denn die Knollen sind extrem frostfest. Geerntet wird ab Ende Oktober, die Knollen können aber bis zum Neuaustrieb im nächsten Jahr jederzeit bei Bedarf auch im Winter aus der Erde geholt werden. Das ist zu empfehlen, weil die Knollen wegen ihrer dünnen Haut leicht austrocknen und nur wenige Wochen lagerbar sind. Als Düngung braucht Topinambur etwas Kompost – Wässerung nur bei anhaltender Trockenheit, normalerweise reichen die Niederschläge aus.

Die Knollen schmecken süßlich und erinnern an Artischockenherzen. Sie werden roh oder gekocht verzehrt. Ein Inhaltsstoff ist Insulin, ein Zucker, der besonders für Diabetiker verträglich ist. Wegen des Zuckergehaltes eignen sich die Knollen auch zur Herstellung von Hochprozentigem.

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zuletzt bearbeitet am 22.XII.2013