21.Nov.2013

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Teekräuter im Karlsgarten für das körperliche und geistige Wohlbefinden

Ulrike Zahnow

Tee hat der Mensch wahrscheinlich schon zubereitet, seitdem er die Kunst des Feuermachens beherrscht. Blätter, Blüten, Früchte und Wurzeln bietet die Natur zu beinahe jeder Jahreszeit, um daraus einen wohlschmeckenden Genusstee zuzubereiten oder um Krankheits-symptome zu lindern. So findet man auch im Capitulare Karls des Großen zahlreiche Pflanzen, die frisch oder getrocknet als Tee verwendet werden. Viele der genannten Arten sind Arzneimittel des Mittelalters mit heute oftmals in Vergessenheit geratener Wirkung für das körperliche und geistige Wohlbefinden.

Im Karlsgarten des Freundeskreises Botanischer Garten werden verschiedene Minzenarten angebaut. Als klassische Teeminze eignet sich nur die Ähren-, die Ross- oder die Wasserminze. Im Allgemeinen ist Minze hilfreich bei Übelkeit, krampfartigen Magen-Darm-Beschwerden und Gallenleiden. Vorsicht ist bei der Poleiminze geboten: Sie enthält nur wenig Menthol, dafür aber einen Stoff, der ein Lebergift ist und eine abortive Wirkung aufweist. Als Tee sollte sie keinesfalls verwendet werden.

Frauenminze wird als Heilmittel u. a. bei Menstruationsbeschwerden eingesetzt.

Das Mutterkraut hat sich als gutes Naturheilmittel zur Vorbeugung von Migräne-Anfällen bewährt.

Drei Kümmelarten wachsen im Karlsgarten, außerdem Fenchel, Anis und Koriander. Die zerstoßenen Früchte sind Bestandteil der meisten Verdauungstees.

Rosmarin sagt man eine sehr belebende und durchblutungsfördernde Wirkung nach. Statt Kaffee könnte auch ein frischer Tee aus Rosmarinblättern in den Tag helfen. Die Samen der Quitten sollen dagegen eine beruhigende Wirkung ausüben, wenn man sie unzerkleinert als Tee zubereitet.

Um auch optisch die Sinne anzusprechen, können die Blüten der Obstbäume, der Hundsrose, der Malve, der Wegwarte oder der Ringelblume vorsichtig, am besten im Dunkeln, als „Schönungsdroge“ getrocknet werden. Das lockert jede Heilteemischung farbenfroh auf und unterstützt die Kräuter teilweise in ihrer Wirkung. Tee muss nicht immer heilen, er darf auch einfach schmecken.

Im Karlsgarten werden einige Obstsorten kultiviert, die sich zur Herstellung von köstlichen Früchtetees eignen. Apfel, Birne, Kirsche, Pfirsich und Pflaume können getrocknet und nach Belieben zu einer fruchtigen Mischung zusammengestellt werden. Gerade im Herbst bietet sich ein Abwehrkräfte stärkender Tee aus Hagebutten an.

Zum Schluss ein paar Tipps für den optimalen Teegenuss: Um eine hohe Wirkstoffkonzentration zu erzielen, kommt es auf den richtigen Erntezeitpunkt an. Einige Kräuter müssen vor der Blüte geerntet werden, die meisten sind erntereif, wenn sie zu blühen beginnen. Alle Minzen haben bei Blühbeginn das stärkste Aroma. Wurzeln werden erst geerntet, wenn sich die Pflanze im späten Herbst in den Boden zurückzieht.

Regenwetter eignet sich nicht zum Ernten. Aber auch zu viel Sonne ist ungünstig, weil die in den Pflanzen enthaltenen ätherischen Öle verdunsten.

Nach der Ernte sollten die Kräuter so schnell wie möglich getrocknet werden, am besten unzerkleinert, da sie ansonsten an Duft- und Heilstoffen verlieren. Kurz vor der Tee-Zubereitung werden sie dann stark zerkleinert.

Da die ätherischen Öle leicht verdampfen, empfiehlt es sich, Kanne oder Tasse mit einem Deckel abzudecken und die kondensierten Tropfen vor dem Trinken wieder ins Gefäß zu klopfen.

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zuletzt bearbeitet am 22.XII.2013