11.Dez.2014

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Prächtige Blüten und schöner Anblick im Winter: der Weihnachtskaktus

Ruth Gestrich-Schmitz

Ein Kaktus, der nicht in der Wüste, sondern in seiner natürlichen Umgebung auf Bäumen wächst? Das gibt es wirklich: Gemeint ist der als Zimmerpflanze beliebte Weihnachtskaktus (Gattung Schlumbergera), der uns am Weihnachtsfest mit seiner Blütenpracht in rot, rosa, orange, pink, violett oder elegantem Weiß erfreut. Die Deutsche Kakteengesellschaft hat ihn 2014 zum Kaktus des Jahres gekürt.

In ihrer Heimat im Südosten Brasiliens kommen die sechs Schlumbergera-Arten im atlantischen Regenwald (Mata Atlântica) in Höhenlagen zwischen 400 und 2000 Metern vor, wo im Jahr durchschnittlich 2000 bis 4500 mm Niederschlag fällt. Dort wachsen sie epiphytisch (als Aufsitzer) auf Bäumen, um genügend Sonnenlicht einfangen zu können. Sie wurzeln in Moos auf Ästen oder in lockerem Humus, der sich in Astgabeln ansammelt. Da dieses wenige Substrat nicht viel Wasser enthält, müssen sie für trockenere Perioden in ihren Sprossen Wasser speichern.

Im Blumenhandel werden zur Weihnachtszeit vorwiegend Hybriden aus Schlumbergera-Arten wie etwa Schlumbergera x buckleyi angeboten, eine Kreuzung aus S. russeliana und S. truncata. Mittlerweile gibt es neben den einfarbigen Züchtungen auch solche mit zweifarbigen Blüten. Der nach dem französischen Kakteenzüchter Frédéric Schlumberger (1823-1893) benannte Kaktus kann bei entsprechender Pflege auch mehrmals im Jahr blühen: Die Blütenbildung ist von Licht, Wärme und der Sorte abhängig.

Die Weihnachtskakteen besitzen dornenlose, gezähnte, blattähnliche Sprossglieder (Platycladien), die keine Blätter, sondern Flachsprosse sind. Von den Osterkakteen kann man sie nur schwer unterscheiden. Am besten im blühenden Zustand: Die Blüten des Weihnachtskaktus sind zygomorph, sie weisen meist nur eine Symmetrieebene auf, während die des Osterkaktus radiärsymmetrisch aufgebaut sind. Bestäubt werden die Blüten in der Natur durch Vögel wie den Kolibri. Dementsprechend ist die Blüte aufgebaut: Die unteren Blütenblätter sind stärker zurückgebogen als die oberen und Stempel und Staubgefäße ragen weit vor, so dass der Kolibri sie gut erreichen kann.

Weihnachtskakteen benötigen als Zimmerpflanze eine von den üblichen Kakteen verschiedene Pflege. Morgen- und Abendsonne mögen sie, direkte Mittagssonne dagegen nicht. Genauso wenig wie Staunässe: Dann reagieren sie mit Wurzelfäule oder dem Abwerfen der Sprossglieder. Im Sommer fühlen sie sich draußen auf der Terrasse oder auf dem Balkon am wohlsten. Wenn es kälter als zehn Grad Celsius wird, möchte der Weihnachtskaktus an einen wärmeren Ort, 17 bis 20 Grad sind optimal. Soll er an Weihnachten blühen, wird von Mitte September bis Ende Oktober nur wenig gegossen. Erscheinen die ersten Knospen, braucht die Pflanze wieder mehr Wasser und gelegentlich Dünger. Einen Standortwechsel mag sie während der Knospenbildung nicht, sie lässt sonst die Knospen fallen. Die Blüten öffnen sich nach und nach, vier bis sieben Tage erfreut jede unser Auge. Bis zu drei Wochen kann der Weihnachtskaktus die Schönheit seiner Blüten zeigen. Je kühler er steht, desto länger dauert die Blüte.

Die Deutsche Kakteengesellschaft empfiehlt, der Pflanze nach der Blütezeit eine sechswöchige Ruhephase ohne Wasserzufuhr an einem kühlen Standort zu gewähren. Wenn der Neutrieb beginnt, kann umgetopft, Wasser und allmählich Dünger gegeben werden. Über Stecklinge lässt sich der Weihnachtskaktus leicht vermehren: Ein paar Sprossglieder von der Mutterpflanze abtrennen, ein bis zwei Tage antrocknen lassen oder direkt in feuchte, nährstoffreiche, leicht saure Erde (pH 5 bis 6) pflanzen, am besten mehrere Sprossglieder zusammen, um einen kompakteren Wuchs zu erzielen.

In ihrem natürlichen Lebensraum sind die Schlumbergera-Wildarten durch die Abholzung der Regenwälder mittlerweile stark gefährdet. Die erst im Jahr 1970 entdeckte Art Schlumbergera orssichiana gilt heute in ihrem ursprünglichen Verbreitungsgebiet als ausgestorben. Nur in Botanischen Gärten kann man sie noch bewundern.

 

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zuletzt bearbeitet am 24.XII.2014