26.Febr.2015

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Mischkultur fördert das Bodenleben im Garten und erspart unnötige Arbeit

Karl Josef Strank

Am liebsten wäre uns geplagten Gärtnern – sind wir einmal ehrlich – immer noch die Vorstellung, alle Geschöpfe lebten in Harmonie zufrieden und glücklich miteinander und der liebe Gott sorgte dafür, dass es allen gut geht. Diesen paradiesischen Urzustand erleben wir nur im Traum, denn die Wirklichkeit sieht anders aus. Jede Kreatur ist auf ihren Vorteil programmiert, Pflanzen konkurrieren um Licht und Nährstoffe, Tiere um Futter und wir Menschen suchen mit allen Mitteln unsere Nahrung zu sichern. Dafür betreiben wir erheblichen Aufwand und setzen Technik, Chemie, Energie und weitere Ressourcen ein, so dass man sich vielfach fragen muss, ob der Ertrag den Aufwand noch rechtfertigt. Ganz zu schweigen von einigen Nebenwirkungen und dass wir durch die intensive Art der „Bewirtschaftung der Natur“ unserer Erde nicht unerheblichen Schaden zufügen. Deren Begrenztheit und Verletzbarkeit bekommen wir immer dann begreifbar vor Augen geführt, wenn Astronauten den blauen Planeten aus dem Weltall fotografieren.

Wir haben sehr viele Kenntnisse über die Zusammenhänge und wissen auch, dass es anders geht. Kürzlich erst ist eine Studie erschienen, die nachweist, dass die Erträge der ökologischen hinter denen der konventionellen Landwirtschaft gar nicht so sehr zurückbleiben, wie immer behauptet wird. Die Methoden der ökologischen Garten- und Landwirtschaft sind praxistauglich und ausgereift. Neben der Kompostierung und biologischen Schädlingsregulierung ist dabei die Mischkultur von zentraler Bedeutung.

Das bekannteste Beispiel hierfür ist die Pflanzung der Kombination von Zwiebeln oder Lauch mit Möhren. Der Geruch der Möhren hält die Zwiebelfliege und Lauchmotte ab, ebenso wie der Geruch von Zwiebel bzw. Lauch die Möhrenfliege vertreibt. Aus diesen gegenseitig positiven Effekten bestimmter Pflanzen aufeinander ist eine Tabelle der Mischkulturen entstanden, die die günstigen, neutralen und negativen Kombinationen der Kulturpflanzen aufzeigt. Damit ist die Mischkultur aber noch nicht perfekt. Ziel ist es, wie auch in der Permakultur (permanente, d.h. das ganze Jahr andauernde Kultur), den Boden ständig mit Pflanzen bedeckt zu halten. Das fördert das Bodenleben, die Fruchtbarkeit und die natürliche Schichtung des Bodens, wie sie sich auch in der Natur entwickeln würde und macht ein Umgraben im Frühjahr nicht nur überflüssig, ja es wäre geradezu kontraproduktiv.

Bei den Kulturpflanzen unterscheidet man in Bezug auf die Aufnahme von Nährstoffen drei Typen: Stark- (Kohlgemüse, Gurken, Kürbisse, Lauch, Sellerie, Tomaten, Zucchini), Mittel- (Kohlrabi, Möhren, Salate, Spinat, Rote Beete, Zwiebeln) und Schwachzehrer (Erbsen, Bohnen, Erdbeeren, Feldsalat, Radieschen, Petersilie, weitere Kräuter). Gut mit Kompost gedüngte und mit einer Gründüngung im Winter bedeckte Beete sollten in der zeitlichen Abfolge mit Stark-, Mittel- und Schwachzehrern bepflanzt werden, woraus eine wechselnde Abfolge resultiert.

Dann unterteilt man die Pflanzen noch nach Vor-, Haupt- und Nachkulturen. Vorkulturen können sehr zeitig im Jahr ausgebracht werden und reifen sehr schnell. Sie sind abgeerntet, bevor die Hauptkulturen über den Sommer in der Regel als vorgezogene Pflänzchen ausgebracht werden. Nach deren Ernte werden dann im Herbst als Nachkultur vor dem Winter reifende Kulturen wie Spinat, Melde, Endivien oder Feldsalat gesetzt oder Wintergemüse, die auch Frost ertragen, wenn nicht gar den Winter bis ins nächste Frühjahr überstehen.

Die Mischkultur ist am Anfang verwirrend, weil sich viele Parameter überlagern. Wichtig ist einfach, dass man zeitig im Jahr die ersten Kulturen ausbringt und gleich nach der Ernte weiß, was in der Folge zu säen oder zu pflanzen ist. Hierzu braucht es einen Plan und die zeitige Anzucht von Kohlrabi, Kohlgemüsen, Sellerie, Tomaten, Kürbis und Mais im Früh- oder Mistbeet.

Karl Ploberger propagierte vor Jahren bei der richtigen Anwendung diverser biologischer Methoden den „Garten für intelligente Faule“ gleichsam als natürliches Schlaraffenland für meist rückengeplagte Gärtner. Das ist aber eine Illusion, denn wie Jakob Augstein in seinem Buch „Die Tage des Gärtners“ beschreibt, macht ein Garten immer Mühe, weil Gärtner der Natur ein Stück Kultur abringen.

Aber, wenn jemand weiß, was im Garten beizeiten zu tun ist und welche Kulturmaßnahmen sinnvoll und richtig sind, erspart das viel unnötige Arbeit. Dann kann das sehr beruhigend und entspannend sein, fast glücklich machen, die Zeit im Garten zu vertun.

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zuletzt bearbeitet am 3.IV.2015