5.März 2015
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Bei den Habichten bleiben sich Weibchen und Männchen ein Leben lang treu
Ruth Gestrich-Schmitz
Sobald die Temperaturen steigen und die Frühlingssonne wärmt, erfreuen uns die Vögel mit ihrem bunten Gezwitscher, sie beginnen allmählich mit der Balz. Der Habicht (Accipiter gentilis), vom Naturschutzbund Deutschland (NABU) und dem Landesbund für Vogelschutz (LBV) zum Vogel des Jahres 2015 gewählt, fängt schon im Januar an, mit seinen scharfen „gik,gik,gik“- Rufen um das Weibchen zu werben.
Zur Paarungszeit kann man mit viel Glück die scheuen Tiere bei ihrem Aufsehen erregenden Balzflug mit den atemberaubenden Sturzflügen beobachten. Haben sich Weibchen und Männchen („Terzel“) einmal gefunden, bleiben sie sich ihr Leben lang treu. Habichte besiedeln bevorzugt Waldgebiete und bauen dort in Revieren mit bis zu 5000 Hektar Größe ihre Nester (Horste) in der Krone hoher, über sechzig Jahre alter Bäume. Sie sind reviertreu und bauen im Laufe der Jahre mehrere Horste, die sie immer wieder benutzen.
Zwischen Mitte März und Mitte April legt das Weibchen meist zwei bis vier blassgrüne Eier, aus denen nach vier bis fünf Wochen die Jungvögel schlüpfen. Im Alter von etwa sechs Wochen sind sie flügge, nach weiteren drei bis sechs Wochen verlassen sie das Revier ihrer Eltern.
Die Jungvögel haben auf der Oberseite eine bräunliche, auf der Unterseite eine gelbliche Färbung mit einer tropfenförmigen Zeichnung. Das Federkleid erwachsener Tiere ist oberseits graubraun, unterseits weiß mit schmalen, dunkelbraunen Querbändern, ähnlich wie beim kleineren Sperber, Habichte sind Greifvögel mit fünfzig bis sechzig Zentimetern Körperlänge, kurzen, gerundeten Flügeln mit einer Spannweite von neunzig bis einhundertzwanzig Zentimetern und einem relativ langen Schwanz.
Dieser Körperbau verleiht ihnen eine hohe Wendigkeit auf engem Raum. Habichte sind geschickte Jäger, im Wald wie am Rand offener Landstriche, wo sie genügend Deckung für ihren Überraschungsangriff finden müssen.
Von einem versteckten Ansitz aus oder aus bodennahem Flug beschleunigt der Habicht blitzschnell, greift die Beute und tötet sie mit seinen scharfen Krallen. Er bevorzugt lebende Tiere wie Tauben, Krähen, Elstern, Eulen und Eichelhäher, Mäuse, Ratten, Eichhörnchen, Kaninchen und halbwüchsige Hasen. Wie die anderen Greifvögel fängt der Habicht häufig kranke, geschwächte oder unerfahrene Tiere
In der Falknerei wird der Habicht seit Jahrhunderten zur Jagd von Tieren in schwer zugänglichem Gelände eingesetzt. Weil er genauso aber Hausgeflügel, Brieftauben und Jagdwild wie Fasanen oder Hasen erbeutet, war er neben dem Mäusebussard der am meisten verfolgte Greifvogel. Dies hatte zur Folge, dass seine Bestände stark zurückgingen. In England war er zeitweise ausgerottet. Seit den 70er Jahren ist die Jagd auf den Habicht verboten, doch sind er und andere Greifvögel immer noch der illegalen Verfolgung ausgesetzt, worauf NABU und LBV mit ihm als Vogel des Jahres die breite Öffentlichkeit aufmerksam machen möchten.
Nach aktuellen Zahlen leben in Deutschland schätzungsweise 11 500 bis 16 500 Brutpaare, davon in NRW 1500 bis 2000, alleine etwa 100 in Berlin. Denn mittlerweile sind die eigentlich scheuen Waldbewohner auch in Parks und Friedhöfen von Großstädten zu finden, wo ihnen ein reichhaltiges Nahrungsangebot sicher ist.
In früheren Zeiten verband man mit dem Habicht abergläubische Rituale: Ein erlegter Habicht, an der Stalltür aufgehängt, sollte auf dem Hof vor Hexen schützen und andere Greifvögel fernhalten. Und wenn man mit am Palmsonntag gesegneten Palmstecken drei Mal um den Stall ging, sollten Haustiere von Fuchs und Habicht verschont bleiben. An Karfreitag ließ man seine Hühner durch einen hölzernen Reifen laufen, um sie vor dem gefürchteten Habicht zu schützen. In Niederbayern streute die Bäuerin von jeder Osterspeise einen Rest für die Hühnerfeinde im Wald aus mit den Worten: „Fuchs, Habicht und Krah, lasst uns den Fried das ganze Jahr!“
zuletzt bearbeitet am 3.IV.2015