12.März 2015
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Ein Gott stand Pate: Mit dem Adonisröschen erwacht der Frühlingng treu
N. N.
Adonis, der Gott der Schönheit und der Vegetation stand Pate bei der Namensgebung. Man kann es nachvollziehen, denn die Vertreter der Gattung Adonis aus der Familie der Hahnenfußgewächse sind allesamt botanische Schönheiten von besonderem Reiz. Ihre Blüten sind auffällig gelb oder rot, oft besonders groß und sie erscheinen bei einigen Arten schon früh im Jahr. Die genaue Artenzahl der Adonisröschen, so der deutsche Name, schwankt zwischen 30 und 35, was vor allem daran liegt, dass im Fernen Osten, insbesondere in China und Russland immer wieder neue Entdeckungen gemacht werden, deren Artenstatus noch unklar ist. In Deutschland gibt es drei heimische Adonisröschen: A. vernalis, das Frühlings-Adonisröschen, A. aestivalis, das Sommer-Adonisröschen und A. flammea, das Flammende Adonisröschen. Die beiden letzteren Vertreter sind leuchtend rotblühend, einjährig und waren früher in Mitteldeutschland bis zur Donau relativ weit verbreitete Ackerwildkräuter. Allerdings sind ihre Bestände sehr stark geschrumpft, ebenso wie das Verbreitungsgebiet. Die Ursache für den starken Rückgang ist die Verwendung von Herbiziden und die Saatgutreinigung.
Anders sieht die Situation für das wunderschöne Frühlings-Adonisröschen aus. Seine intensiv gelben, glänzenden und großen Blüten erscheinen schon im März, noch vor den stark gefiederten Blättern und leuchten dann auf den noch winterbraunen Matten wie kleine Sonnen. Ein herrlicher Anblick, den man hierzulande vor allem auf trockenen Magerrasen in Brandenburg genießen kann. Ein isoliertes und wahrscheinlich angesalbtes Vorkommen in der Region Frankfurt ist von Aachen aus noch am schnellsten zu erreichen. Aber auch A. vernalis ist auf dem Rückzug. Vor allem die Aufgabe der extensiven Weidewirtschaft mit der nachfolgenden Verbuschung von Magerrasen ist die Ursache, eine verhängnisvolle Entwicklung, die man auch sehr gut im NSG Schlangenberg in Stolberg beobachten konnte. Oft genügt es nicht, eine Region unter Schutz zu stellen und sich selbst zu überlassen. A. vernalis braucht viel Licht, lockere, unverdichtete Böden und eine leichte Hanglage, damit Staunässe vermieden wird. Ohne regelmäßige Beweidung der Standorte verschwindet Adonis bald von der Bildfläche.
Obwohl die herzstärkende Wirkung von Adonis-Glykosiden wissenschaftlich nachgewiesen ist, wird es heute nur noch selten medizinisch verwendet, was vor allem daran liegt, dass die Zucht von A. vernalis extrem schwierig ist und die Pflanze, wie alle Adonisarten unter strengem Naturschutz steht. Adonis ist ein Kaltkeimer, der mindestens 4 Wochen unter 10°C braucht, um überhaupt aufzulaufen. Das passiert oft bereits im Herbst, wenn das Wetter feucht und nass ist, wodurch die meisten Keimlinge dann abfaulen. Auch die adulten Pflanzen sind noch empfindlich und nur sehr selten in Gärten anzutreffen. Wo sie allerdings einen guten Standort haben, werden sie auch sehr alt. Entscheidend ist eine gute Drainage und ein vollsonniger Standort.
Häufiger findet man im Handel A. amurensis, eine in Ostsibirien heimische Art, die weniger empfindlich ist. Fast immer handelt es sich bei diesen Exemplaren allerdings um die triploide Hybride 'Fukuyukai', die zwar sehr wüchsig, aber steril ist. Triploide Pflanzen haben drei Chromosomensätze statt der üblichen 2. Manche Pflanzenarten besitzen zwar auch 4, 8 oder sogar mehr Chromosomensätze, jedoch in der Regel geradzahlige. Ungradzahlige Chromosomensätze lassen sich nicht gleichmäßig auf zwei Keimzellen verteilen, so dass in der Regel die Meiose misslingt, was auch der Grund für die Sterilität von 'Fukuyukai' ist. Unsere Kulturbananen sind übrigens aus dem gleichen Grund steril. Dennoch ist Adonis amurensis hort. 'Fukuyukai' (so die wissenschaftlich korrekte Bezeichnung) die am leichtestens zu haltende Adonis-Art. Sie benötigt einen frischen, humosen Boden, gerne auch in der Nähe von lichtem Gehölz und dann öffen sie ihre prachtvollen Blüten sogar noch vor denen des heimischen Frühlings-Adonisröschens.
zuletzt bearbeitet am 4.IV.2015