13. Juli 2017

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Wie die Rhododendron-Zikade und ihre Larven Blätter und Knospen schädigen

Thomas Eßing

Auf den Blättern vieler Rhododendren kann man derzeit nadelstichartige Aufhellungen entdecken, die einzeln oder gehäuft auftreten können. Es handelt sich hierbei um Beschädigungen, die durch die Saugtätigkeit der Larven der Rhododendron-Zikade (Graphocephala fennahi) entstehen. Jetzt, Mitte Juli, fliegen beim Wackeln an den Zweigen auch schon die frisch gehäuteten fertigen Vollinsekten auf. Sie sind knapp einen Zentimeter groß und lassen sich leicht an ihrer grünen Farbe mit orangenen Streifen auf dem Rücken erkennen. Neben den Beschädigungen an den Blättern ist die Zikade eine der Ursachen des ärgerlichen Absterbens der Blütenknospen, das an bestimmten Rhododendronarten im Frühjahr häufiger auftreten kann.

Die Zikade ist ursprünglich in Nordamerika beheimatet, und wurde erstmals 1978 in Deutschland nachgewiesen, wo sie mittlerweile flächendeckend vorkommt. Besiedelt werden zur Eiablage und während des Larvenstadiums vor allem großblättrige Rhododendren. Eher kleinblättrige Arten wie Repens-Hybriden, Azaleen oder auch Yakushimanum- und Williamsianum-Hybriden sind kaum betroffen.

Während das Insekt in Nordamerika meist zwei Generationswechsel im Jahr schafft, reicht es bei uns in der Regel nur zu einer neuen Generation. Dies verringert hierzulande seine Ausbreitungsgeschwindigkeit und erleichtert die Regulierung.

Wenn die Rhododendren im September die Blütenknospen für das nächste Jahr bereits weitgehend fertig gestellt haben, werden diese von den weiblichen Zikaden zur Eiablage aufgesucht. Hierbei schneiden sie kleine Schlitze in die Knospenschuppen und legen ihre Eier hinein. Diese verbleiben dort gut geschützt den Winter über, bis dann Ende April die kleinen, gelblichen Larven schlüpfen.

Ihr Hunger treibt sie auf die Unterseite der Laubblätter, wo sie durch das aus dem Pflanzensaft aufgenommene Rohprotein (Eiweiß) eine schnelle Entwicklung durchlaufen können. Nach einer fünfmaligen Häutung innerhalb von etwa acht Wochen sind sie ausgewachsene Vollinsekten. Ein Teil der flugfähigen Tiere verlässt nun die Rhododendren, um sich auch auf Efeu, Linde und Ahorn niederzulassen. Erst Ende des Sommers kommen die Weibchen zu den Rhododendren zurück, um dann durch Eiablage für die nächste Generation zu sorgen.

Das eigentliche Problem mit den Zikaden ist nun nicht ihre Saugtätigkeit an sich, sondern die Verbreitung der Pilzinfektion, die zum Absterben der Blütenknospen führt. Das Anritzen der Knospenschuppen bei der Eiablage schafft Eintrittsöffnungen, in die der Pilz mit dem wissenschaftlichen Namen „Pycnostysanus azaleae“ eindringen kann, durch dessen Ausbreitung dann später die Blütenknospen absterben. Die schwarzen, mit kleinen haarigen Stäbchen (den Fruchtkörpern des Pilzes) überzogenen Knospen sind zudem kein schöner Anblick.

Staunasser Boden schwächt

Bei der Stärke der Infektion spielt aber neben den Zikaden der allgemeine Gesundheitszustand der Rhododendren eine wichtige Rolle. Stehen Rhododendren etwa in staunassem Boden, werden sie geschwächt und sind nachweislich häufiger vom Knospensterben betroffen als starke und gesunde Individuen.

Ist bei einem Rhododendron häufiger ein Knospensterben zu beobachten, sollte man den ihn umgebenden Boden tiefgründig auflockern und mit sauer wirkendem Humus anreichern. Hierdurch werden Wasserhaushalt und Säuregrad verbessert und für eine ausreichende Nährstoffversorgung gesorgt.

Bodenprobleme sind bei uns oft eine Folge von Verdichtungen, die bereits beim Haus- und Siedlungsbau durch den Einsatz schwerer Baumaschinen verursacht wurden. Reichen standortverbessernde Maßnahmen zur Vermeidung einer Pilzinfektion nicht aus, sollte man im Winter braun werdende Knospen ausbrechen und aus dem Garten entfernen. So entfernt man nicht nur die Pilzinfektion als solche, sondern die Eier der Zikade gleich mit. Dies verringert die Anzahl der Zikaden im Folgejahr und somit die Möglichkeiten von Neuinfektionen.

 

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 23.VII.2017