4. Jan. 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Ungebetene Gäste im eigenen Haus – vom Keller bis hinauf zum Dachboden

Karl Josef Strank

Wer sich im eigenen Keller umschaut, wird feststellen, dass dort nicht nur die Vorräte und Sachen, die man nur gelegentlich – vielleicht auch nie mehr – im Haushalt braucht, Platz finden, sondern auch etliche Tiere, die wir normalerweise nicht auf der Rechnung haben. In den dunklen und feuchten Ecken richten sich gerne Kellerasseln ein, die mit ihren gürtelartigen Panzern sehr urtümlich aussehen. Sie sind mit den Krebsen verwandt und ernähren sich von abgestorbener organischer Substanz, was nicht bedeutet, dass sie nicht gelegentlich im Vorratskeller Fressgänge in Kartoffeln, Obst und Gemüse hinterlassen.

Im Freien finden sie sich unter Steinen, in der Streuschicht abgefallenen Laubs, Gewächshäusern, Kompost- und Totholzhaufen. Ähnliche Lebensansprüche haben die Weberknechte, die auch als Kranker, Schneider oder Schuster bezeichnet werden und zu den Spinnen gehören, obwohl sie keine Spinn- oder Giftdrüsen besitzen. Im Haus leben sie wie die Asseln im Keller.

Häufiger ist eine echte Spinne in den Ecken von Kellerräumen und Zimmern zu finden, die Fangnetze spinnt und, wenn man ihr zu nahekommt, ihren Namen gleichsam vortanzt, die Zitterspinne. Sie ist fein und zart gebaut und wird vom Aussehen oft mit Weberknechten verwechselt.

Spektakulär, aber beruhigenderweise klein ist, wenn man an seine großen Verwandten denkt, ein gefährlich aussehender Hausbewohner, der Bücherskorpion. Er lebt, dank seines flachen Körpers, hinter den Tapeten oder zwischen den Seiten alter, verstaubter Bücher. Dieser Pseudoskorpion, vorne sieht er aus wie einer, hinten fehlt ihm der einrollbare Schwanz mit dem Giftstachel, jagt andere Insekten im Haus, zum Beispiel Milben, Springschwänze und Staubläuse. Mit seinen „Scherenhänden“ ergreift er die Beute und injiziert mittels einer Giftdrüse in der Fingerspitze etwas Gift. Dann beißt er ein Loch in das noch zappelnde Opfer, pumpt Verdauungsflüssigkeit hinein und saugt es aus. Es macht schon Eindruck, wenn man diesem Bewohner des Buchregals zufällig einmal begegnet.

In der Küche können neben Kakerlaken in den Vorräten viele Schädlinge ihr Unwesen treiben. Der Brotkäfer ist ein Allesfresser. Neben Backwaren verschont er Suppenwürfel, Schokolade, Tiernahrung, Salzteiggebäck und sogar Chiligewürz nicht. Als guter Flieger dringt er von außen in Wohnungen ein. Damit aber nicht genug: Der Getreideplattkäfer und seine Larven fressen Getreide, Nüsse, Mandeln und Schokolade, Verpackungen nagt er auf. Getreidekörner, Nüsse und Trockenobst, die der Reismehlkäfer befällt, sehen von außen völlig normal aus, innen sind sie aber hohl. Die Mehlmilbe frisst am liebsten Mehl, Müsli und Trockenobst. Die Mehlmotte verspinnt und verschmutzt Mehlprodukte. Befallene und verdorbene Lebensmittel sollten nicht einfach in den Müll geschmissen werden. Von dort können die Schädlinge zurückkommen. Vor dem Wegwerfen eine Stunde bei 80 Grad im Backofen erledigt das Problem.

Die Raupen der Kleidermotte können fiese Löcher in Mäntel, Pullover etc. fressen, wenn sie unentdeckt bleiben. Speckkäfer ernähren sich von Keratin und fressen Federn, Haare und Horn. Silberfischchen, die unter den Fußleisten und in den Ritzen des Fußbodens leben, benötigen Stärke und Zucker. Sie haben es auf Bucheinbände, Fotos, Baumwolle, Leinen, Papier und Kunstfasern abgesehen.

Die Larven des Holzbockkäfers, die durch ihren Fraß tragende Balken eines Bachgestühls zerlegen können, stellen heute dank geeigneter Imprägnierungsmittel keine Gefahr mehr dar.

Grundsätzlich anders ist das aber bei Läusen und Flöhen. Flöhe übertragen den Pesterreger von Ratten auf den Menschen, was im Mittelalter zu verheerenden Epidemien mit enormen Verlusten an Menschenleben geführt hat. Läuse in den Haaren sind noch harmlos im Gegensatz zu Kleiderläusen, die das gefährliche Fleckfieber übertragen können. Die größte Gefahr geht aber von einem Winzling aus, der nicht einmal die Größe eines Zehntelmillimeters erreicht, der Hausstaubmilbe. Sie ernährt sich von Hautschuppen und kann fast überall im Haus sitzen. Ihr Kot verursacht Allergien aller Art.

 

voriger Artikel ← | → nächster Artikel

Auswahl nach Erscheinungsdatum

Auswahl nach Themenstichwort

Startseite

zuletzt bearbeitet am 28.III.2018