15. Febr. 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Die Winterlinge – tapfer und goldgelb widerstehen sie der Kälte

Petra Vorherr

Goldgelb leuchten die Blüten der Winterlinge sehr früh im winterlichen Garten. Sie präsentieren bereits im Februar wunderschöne, strahlende Blütenteppiche, besonders in verwilderten Gärten in Massenbeständen. Am meisten freuen sich die ersten Hummeln und Bienen über die Frühblüher und sammeln fleißig Nektar aus den Honigblättern. Verschwindet die Sonne und es fällt Schnee oder Regen, schließen sich die Blüten.

Die ersten Winterlinge kamen schon im 16. Jahrhundert aus Südeuropa über die Alpen zu uns und haben sich in unserem Klima als robuste Winterblüher bewährt. Der botanische Name „Eranthis“ leitet sich aus dem Griechischen ab und bedeutet passenderweise „Frühling“ und „Blüte“. Weitere Trivialnamen für den Winterling lauten Ackerwurz, Knobelblume oder Knoble.

Winterlinge gehören zu der Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae). Die bekannteste Art, botanisch Eranthis hyemalis, wird etwa 10 bis maximal 20 Zentimeter hoch und offenbart gelbe Blüten, die von einem Kranz von grünen Hüllblättern umgeben sind. Dieser schöne Winterling überwältigt mit seinem süßen, frischen Duft, der ein wenig an Stiefmütterchen erinnert. Aufmerksame Pflanzenfreunde entdeckten natürliche Variationen (Mutationen), meist in der Blütenfarbe, nach denen verschiedene Sorten benannt wurden, wie zum Beispiel E. hyemalis ‚Schwefelglanz‘: apricot-gelbe Blüte oder ‚Grünling‘ – mit innen und außen grün gestreiften, halb gefüllte Blüten.

Die kleine Schwester „Eranthis cilicica“ blüht goldgelb etwas später im März und bleibt mit zirka fünf Zentimetern niedriger. Sie wirkt etwas zarter, da der „Blattkranz“ aus grünen Blättern unter der Blüte wesentlich kleiner und feiner ist. Die Art stammt aus Syrien und der Türkei, besitzt bronze überlaufende Blätter und Stängel und verträgt mehr Trockenheit; sie samt sich zudem nicht ganz so stark aus.

Winterlinge fühlen sich im lichten Schatten von Sträuchern und Laubbäumen sehr wohl (Gehölz/Gehölzrand). Dieser Standort gewährleistet ihnen im Frühjahr während ihrer Vegetationszeit ausreichend Licht. Was den Boden betrifft, bevorzugen sie humose, durchlässige, etwas lehmige Böden, die nicht zu trocken sind.

Aus einer befruchteten Blüte entwickeln sich bis zu acht Früchte (sogenannte Balgfrüchte). Die Samenkapseln platzen im reifen Zustand auf; vor allem der Regen verstreut ihre dunklen Samenkörner, die am passenden Standort im nächsten Jahr auskeimen. Da die Sämlinge erst nach 3 bis 4 Jahren blühen, dauert es mehrere Jahre, bis sich die Pflanzen ausbreiten und sich ein flächendeckender Teppich bildet.

Die Winterlinge können jedoch als „Zwiebelpflanze“ (Geophyt) auch unterirdische Speicherorgane (Knollen) im Boden bilden, um ungünstige Jahreszeiten zu überdauern und sich weiter zu vermehren. „Eranthis hyemalis“ und „Eranthis cilicica“ sind zum Beispiel als Zwiebel/ Knollen ab Ende August im Fachhandel erhältlich und können von September bis November gepflanzt werden. Tipp der Staudengärtnereien: Lassen Sie die Knollen nur eine Nacht vor der Pflanzung im Keller in Wasser vorquellen, da die Knollen empfindlich gegen Austrocknen sind!

Falls die Winterlinge in Gärten von Freunden wachsen, können sie diese am besten nach der Blüte mit Wurzelballen ausgraben und an ihrem neuen Standort einpflanzen.

m Juni ist von den Winterlingen im Garten nicht mehr viel zu sehen – sie haben sich zu ihrem „Sommerschlaf“ in den Boden zurückgezogen. Pflege benötigen die kleinen Schönheiten eigentlich keine – von hackenden Gärtnern fühlen sie sich nur gestört und auch Dünger brauchen sie nicht, sofern der Boden eine gute Humusauflage aufweist. Partner für die Winterlinge an ihrem Standort sind zum Beispiel Schneeglöckchen, Schnee- oder Elfenkrokusse, Märzenbecher und Blausterne. Zu beachten ist jedoch, dass der Winterling in allen Pflanzenteilen, besonders im Rhizom/Knolle giftig ist und schädliche Herzglykoside enthält.

Fazit: Winterlinge sind eine Bereicherung für jeden Garten. Sehr tapfer widerstehen sie der Kälte und bereiten mit ihren leuchtend gelben Blüten schon mal auf den kommenden Frühling vor!

 

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zuletzt bearbeitet am 28.III.2018