20. Sept. 2018

NATURBEOBACHTER AUS DER REGION


Der richtige Umgang mit exotischen Früchten

Joachim Schmitz

Als Früchte aus Übersee nur auf dem Seeweg nach Europa gelangen konnten, waren sie seltene und teure Spezialitäten. 1892 wurde auf Hawaii erstmals Ananas in Konservendosen haltbar gemacht. Ananas wurde so die erste tropische Frucht, die in großem Stil weltweit gehandelt wurde. Mit der Entwicklung schnellerer Schiffe und später auch von Kühlschiffen hat sich die Produktion von Bananen seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts mehr als verfünffacht. Durch den Transport in Flugzeugen ist das Angebot exotischer Früchte heute viel größer geworden. Aber in fast allen Fällen werden die Früchte halbreif geerntet, damit sie den Transport besser überstehen. Und so sind sie dann in der Auslage im Supermarkt noch nicht reif und der Geschmack ist entsprechend enttäuschend. Man kann sie aber relativ leicht zuhause nachreifen lassen, indem man sie nicht im Kühlschrank sondern bei Zimmertemperatur in einer Obstschale in einem Raum mit nicht zu trockener Luft lagert. Direkte Sonneneinstrahlung ist allerdings zu vermeiden. Die meisten tropischen Pflanzen sind hohe Luftfeuchtigkeit und Temperaturen um 25°C gewohnt. Deshalb machen den Früchten auch solche Temperaturen nichts aus, während heimisches Obst da schnell unansehnlich würde. Man kann die Reifung noch beschleunigen, indem man Obst dazu legt, das das Reifegas Ethen ausströmt, z. B. einen Apfel.

Wie alle tropischen Früchte stammt auch die Ananas aus einem begrenzten Gebiet, in diesem Fall dem tropischen Brasilien, wird aber längst überall im Tropengürtel angebaut. Vollreif werden die Früchte für die Konservenindustrie geerntet. In Bioläden findet man auch an Ort und Stelle getrocknetes Fruchtfleisch. Ananas für den Export werden geschnitten, wenn sie an der Basis gelb werden. In diesem Zustand der beginnenden Reife kommen sie dann bei uns in den Handel. Deshalb sollte man Ananas nicht sofort verzehren, sondern in der oben beschriebenen Weise nachreifen lassen. Moderne Zuchtformen bleiben dabei manchmal grün. Da hilft dann nur der Geruch weiter. Bei vollreifer Ananas wird auch das zentrale Mark, das sonst immer rausgeschnitten wird, hinreichend weich, dass man es mitessen kann. Gerade hier stecken die besonderen Inhaltsstoffe der Ananas, vor allem das Enzym Bromelain. Im Gegensatz zu anderen tropischen Früchten kann man eine reife Ananas noch eine Weile im Kühlschrank aufbewahren.

Als Banane kennt man bei uns meistens nur die Obstbanane, die bei der Reife relativ weich und süß wird. Durch eine ausgefeilte Kette mit Transport in Kühlschiffen, Lagerung in speziellen Häusern mit Temperaturregelung und künstlicher Begasung kann man die Reife heute so steuern, dass im Handel tatsächlich einigermaßen reife Früchte verkauft werden. Ganz anders ist das bei den Kochbananen. Botanisch sind Obst- und Kochbanane Nothomorphe, also Kreuzungen derselben Elternarten, allerdings mit einer völlig anderen Kombination der elterlichen Merkmale. Grüne Kochbananen kann man in der Küche wie Kartoffeln verwenden; man kann sie z. B. in Scheiben geschnitten braten wie Bratkartoffeln. Mit zunehmender Reife werden sie immer weicher und süßer. In diesem Zustand gegrillt, bekommt man ein sehr ausgefallenes Dessert.

Mango ist nach der Banane weltweit das zweitwichtigste tropische Obst. Reife Früchte sind druckempfindlich und leicht verderblich. Deshalb kommen sie meist ziemlich unreif in den Handel. Sie sollte man auf jeden Fall ein paar Tage nachreifen lassen. Papayas sind robuster, aber auch meistens unreif.

Die Aufzählung könnte man um zahlreiche Beispiele ergänzen, nur noch ein letztes: Bei tropischen Früchten muss es sich nicht immer um Obst handeln. Die Paprika stammt auch aus dem tropischen Südamerika. Nur die roten (bzw. nach Sorte auch gelben oder orangen) Früchte sind reif. Grüne sind einfach nur unreif. Lässt man sie nachreifen, werden sie nach ein paar Tagen „erröten“; nur im Kühlschrank bleiben sie grün.

 

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zuletzt bearbeitet am 19.X..2018