10. Jan. 2019
NATURBEOBACHTER AUS DER REGION
Eukalyptus trotzt großer Hitze und hilft bei Erkältung
Ruth Gestrich-Schmitz
Während auf der Nordhalbkugel der Erde der Winter einzieht, herrschen in Australien Temperaturen zwischen 20° und 40°C. Dort wächst in karger Landschaft der Eukalyptus, dessen ätherisches Öl uns bei Erkältungskrankheiten hilft. Weil er große Hitze verträgt und die Samen auch nach Buschbränden auskeimen, ist er fähig, in unwirtlichen Gegenden zu überleben.
Der zur Familie der Myrtengewächse gehörende Eukalyptus stammt mit seinen über sechshundert Arten aus Australien und dem östlichen Indonesien. Mittlerweile werden fünfzehn Arten dieses immergrünen Laubbaums auch in anderen warmen Regionen wie Südeuropa oder Südafrika angebaut, denn er wächst schnell und liefert eine gute Holzqualität. Am bekanntesten ist der Blaue Eukalyptus (Eucalyptus globulus), auch Blaugummibaum oder Fieberbaum genannt. Die Bezeichnung Fieberbaum hängt mit der Malaria-übertragenden Fiebermücke Anopheles zusammen: Wegen des schnellen Wachstums verbraucht der Eukalyptus viel Wasser und eignet sich somit zum Trockenlegen von Sümpfen. Damit verschwinden die Brutstätten der Anopheles und dementsprechend auch das Malaria-Fieber.
Der Blaue Eukalyptus wird bis zu sechzig Meter hoch. An jungen Bäumen und neuen Zweigen älterer Bäume sind die Blätter silbrig-blau, oval und sitzen gegenständig, während die älteren, ledrigen, grünen Folgeblätter eine länglich-lanzettliche Gestalt besitzen und wechselständig stehen. Auffällig sind die weißen oder cremefarbenen Blüten: Im Knospenstadium ist die Blüte von einer bläulich bereiften Kapsel (Operculum), bestehend aus den miteinander verwachsenen Blütenblättern, umgeben, deren Deckel abgesprengt wird, wenn sich die Staubblätter entfalten. Diese „behüteten“ Blüten haben der Pflanze ihren Namen eingebracht: Eukalyptus stammt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie „der wohl Verhüllte“. Die holzigen Kapselfrüchte sehen kegelförmig aus. Blütenknospen und junge Zweige werden gerne in der Floristik als Dekoration verwendet.
Neben der Holzgewinnung sind die Inhaltsstoffe des Eukalyptus für den Menschen von besonderer Bedeutung. Aus den älteren, frischen Blättern wird mittels Wasserdampfdestillation das ätherische Öl gewonnen, das einen hohen Cineol-Gehalt aufweist, sechzig bis fünfundachtzig Prozent beim Blauen Eukalyptus. Das Cineol ist in Arzneimitteln gegen Husten, Bronchitis und Asthma enthalten und bewirkt eine Verflüssigung des zähen Schleims in der Lunge und den Nasennebenhöhlen. Präparate zum Inhalieren, Einreiben und auch zum Einnehmen werden angeboten. Ein Eukalyptusbonbon hat bestimmt jeder schon einmal gelutscht. Vorsicht ist jedoch geboten bei Säuglingen und Kleinkindern sowie bei Personen, die an entzündlichen Erkrankungen im Magen-Darm-Bereich und im Bereich der Gallenwege oder an schweren Lebererkrankungen leiden. In seltenen Fällen können Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auftreten.
Einen besonderen Leckerbissen stellen die älteren Eukalyptusblätter für Koalas dar. Um die Inhaltsstoffe der schwer verdaulichen Blätter möglichst gut auszunutzen, besitzen die Koalas dafür einen ungewöhnlich - bis zweieinhalb Meter - langen Blinddarm.
Für diejenigen, die im eigenen Garten einen Eukalyptus pflanzen möchten, werden mittlerweile im Gartenhandel Arten mit schönen blaubereiften Blättern, die nach ätherischem Öl duften und zugleich noch winterhart sind, angeboten.
Interessant ist, dass im Rahmen der Forschung für die Entwicklung nachhaltig produzierter Bio-Energie auch der Eukalyptus in den Fokus gelangt ist. Da Eukalyptus sehr schnell wächst, nach sieben Jahren kann er bereits geschlagen werden, erprobt man Eukalyptusöl als Kraftstoff im Gemisch mit Benzin. Sehr zum Vorteil für die Holz-, Papier- und Zellulose-Industrie bedeckt der Eukalyptus in Portugal heute bereits ein Viertel der gesamten Waldfläche. Seitdem im Sommer 2017 siebzehntausend Hektar Wald in Flammen aufgingen, beginnt man über die ökologischen Nachteile nachzudenken. Eukalyptus entzieht dem Boden relativ viel Wasser, laugt ihn aus, sein hoher Gehalt an leicht brennbaren ätherischen Ölen zusammen mit Monokultur verstärkt die Gefahr von Waldbränden.
zuletzt bearbeitet am 2..II..2019